Tropischer Elfenwald: Freshwater und Boeri Lake, Dominica
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Wenn Columbus wiederkäme, wäre Dominica die einzige Insel der Karibik, die er sofort wiedererkennen würde. Urtümlich und wenig erschlossen, wurden hier auch viele Szenen der "Pirates of the Caribbean"-Filme dort gedreht. Dominica (Betonung auf dem zweiten "i") ist extrem gebirgig und mit üppigem Regenwald überzogen. "The Nature Island" liegt genau zwischen den beiden französischen Überseedepartements Guadeloupe und Martinique, und ist von diesen recht gut per Fähre oder Flugzeug zu erreichen.
Allgemeine Infos:
Für Freunde jeglichen Outdoorsports (Wandern, Canyoning, Tauchen, usw.) ist Dominica ein wahres Paradies, was in Europa noch kaum bekannt ist. Hier kann man Wanderungen und mehrtägige Trekkingtouren (z.B. Waitukubulitrail) in tropischem Regenwald machen, ohne sich mit den ganzen Gefahren und Schwierigkeiten anderer tropischer Regionen auseinandersetzen zu müssen. Es gibt weder giftige Schlangen, Spinnen, oder Ameisen, noch muss man eine Expedition organisieren, um überhaupt hinzukommen. Auch die Temperaturen halten sich das ganze Jahr über in vernünftigem Rahmen (27-30 Grad tagsüber, 20-25 Grad nachts). Ein ständiger Wind vom Meer verhindert die drückende Schwüle, wie sie oft in den Tropen (oder auch in manchen Sommern in Mitteleuropa) anzutreffen ist.
Es gibt allerdings auch ein paar Nachteile: Dominica ist eines der ärmsten Länder der Karibikregion. Vor allem die Hauptstadt Roseau (ca. 15000 Ew.) erinnert sehr an Afrika, mit heruntergekommenen Häusern, chaotischem Straßenverkehr, und Kindern, die im Dreck spielen. Geschäfte sehen oft aus wie Garagen, und verkaufen nur wenige Produkte, die für den 0815-Ottonormaltouristen kaum brauchbar sind (die Renner schienen bei meinem Besuch chinesisches Plastikspielzeug, Ölsardinen und Frozen Turkey zu sein). Trotzdem liegen die Preise insgesamt auf europäischem Niveau - sogar eher etwas höher (billige Pensionen ohne Frühstück oder heißes Wasser kosten ca. 50€/Nacht, klapprige Mietwagen mit 200000 km auf dem Buckel ca. 30-50€/Tag, und so ziemlich alle Lebensmittel sind gut anderthalb mal so teuer wie in Deutschland/Österreich).
Straßen und Orte sind kaum ausgeschildert. Für die meisten Autonavis scheint es keine Karten zu geben (z.B. habe ich für Blaupunkt nichts gefunden). Am Besten bedient man sich Open-Street-Map auf einem Smartphone mit GPS-Empfänger (der Mobilfunkempfang ist überall sehr gut; evtl. vor Ort eine SIM-Karte kaufen, um Roaminggebühren zu vermeiden). Evtl. braucht man auch ein Triband-Handy das mit den amerikan. Frequenzen zurechtkommt.
Straßen und Orte sind kaum ausgeschildert. Für die meisten Autonavis scheint es keine Karten zu geben (z.B. habe ich für Blaupunkt nichts gefunden). Am Besten bedient man sich Open-Street-Map auf einem Smartphone mit GPS-Empfänger (der Mobilfunkempfang ist überall sehr gut; evtl. vor Ort eine SIM-Karte kaufen, um Roaminggebühren zu vermeiden). Evtl. braucht man auch ein Triband-Handy das mit den amerikan. Frequenzen zurechtkommt.
Ein Vorteil ist, dass man - im Gegensatz zu Afrika - als "reicher" Tourist kaum belästigt wird (und wenn, dann wird ein "nein" sofort als solches akzeptiert), und die alltägl. Kleinkorruption (Polizeibeamte bestechen) scheint auch unbekannt zu sein. Die Einheimischen sind zwar sehr hilfsbereit, aber sie erschienen mir oft sehr ernst/seriös. Es wird kaum gelächelt (ganz anders als z.B. in den USA). Das ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung.
Ansonsten ist Dominica aufgrund seiner Kolonialvergangenheit sehr britisch geprägt: Es wird auch im letzten Dorf englisch gesprochen, die Steckdosen sind vom UK-Typ (230V), es wird links gefahren, man bekommt überall englisches Frühstück mit Bacon und Eiern. Es wird Tee getrunken und Cricket gespielt, und die Währung heißt zwar Dollar (Eastern Carribean Dollar: 1 EC$ (XCD) = 0.37 US$ fixer Kurs), auf den Scheinen ist aber Queen Elizabeth II. abgebildet.
Außerdem noch wichtig zu wissen: Maria! Das Grauen hat einen Namen. Der Hurrican der höchsten Kategorie hat im Sept. 2017 die Insel regelrecht verwüstet (/de.wikipedia.org/wiki/Hurrikan_Maria). Etwa 90% aller Häuser wurden beschädigt, die Vegetation wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Mit den Folgen kämpft das arme Land noch heute (Dez. 2018). Viele Menschen leben noch in Wellblechhütten, Strommasten sind umgeknickt, Brücken weggeschwemmt, usw. Für den Wanderer bedeutet das, dass viele Trails nicht begehbar sind (Bergrutsche, etc.), und - etwas verstörend - man hört im Wald kaum noch Vögel. Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis sich die Insel komplett erholt hat. Im Detail muss man sich als Besucher schlichtweg vor Ort bei kompetenten Leuten informieren. Wer will kann mich kontaktieren, da ich die zuständige Trail-Managerin der Forestry Division kenne.
Außerdem noch wichtig zu wissen: Maria! Das Grauen hat einen Namen. Der Hurrican der höchsten Kategorie hat im Sept. 2017 die Insel regelrecht verwüstet (/de.wikipedia.org/wiki/Hurrikan_Maria). Etwa 90% aller Häuser wurden beschädigt, die Vegetation wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Mit den Folgen kämpft das arme Land noch heute (Dez. 2018). Viele Menschen leben noch in Wellblechhütten, Strommasten sind umgeknickt, Brücken weggeschwemmt, usw. Für den Wanderer bedeutet das, dass viele Trails nicht begehbar sind (Bergrutsche, etc.), und - etwas verstörend - man hört im Wald kaum noch Vögel. Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis sich die Insel komplett erholt hat. Im Detail muss man sich als Besucher schlichtweg vor Ort bei kompetenten Leuten informieren. Wer will kann mich kontaktieren, da ich die zuständige Trail-Managerin der Forestry Division kenne.
Meine Anreise:
Über Paris-Orly (ORY) nach Fort-de-France (FDF) auf Martinique. Von dort mit Express-des-Iles-Fähre in 2h45m nach Roseau/Dominica (ca. €50-€70). In Roseau diverse Autovermietungen; am Besten telefonisch kontaktierbar.
Über Paris-Orly (ORY) nach Fort-de-France (FDF) auf Martinique. Von dort mit Express-des-Iles-Fähre in 2h45m nach Roseau/Dominica (ca. €50-€70). In Roseau diverse Autovermietungen; am Besten telefonisch kontaktierbar.
Reiseführer:
Für Wanderer am Besten: Dominica, Paul Crask, 3rd Ed., Bradtguides (engl.).
Mobilität:
Ich habe bei Rainbow (ca. 800m vom Fähranleger) einen kleinen Chevrolet Cruze mit Allradantrieb gemietet. Letzterer ist gerade für die "letzte Meile" von Vorteil. Es wird links gefahren. Außerhalb von Roseau wenig Verkehr. Wenige Tankstellen (immer schön volltanken!). Straßen oft mit großen Schlaglöchern oder unbefestigten Stellen. Kaum Beschilderung. GPS sehr empfehlenswert. Nachtfahrten vermeiden. Achtung: Im Winter wird es gegen 17h30 sehr schnell dunkel. Evtl. vorher eine "Mallorca-Police", auch Supplemental Liability Insurance (SLI) genannt, abschließen, die die oft zu geringe Haftpflichtversicherungssumme erhöht (nur noch wenige Anbieter für weltweite Deckung, z.B. Hanse-Merkur). Europäischer Scheckkartenführerschein wird anerkannt, internationaler Führerschein nicht nötig, man muss beim Autovermieter sowieso eine einen Monat gültige "Temporary Licence" kaufen (US$10).
Übernachtung:
Am Besten über booking.com oder airbnb. Nur wenige, klassische Hotels. Hauptsächlich Guesthouses und Privatzimmer.
Mücken/Krankheiten:
Vor Ort DEET (mind. 50%) kaufen und großflächig auftragen (hilft zuverlässig). In der Nähe von Ortschaften sind Fälle von Dengue-Fieber aufgetreten (Moskito greift nur tagsüber an). Nachts Moskitonetz benutzen. Malariaprophylaxe und andere Impfungen nicht notwendig. Nur in Flaschen oder speziellen Kanistern gekauftes Wasser trinken. Leitungswasser ist zum Duschen und Zähneputzen OK. Evtl. Seife und Toilettenpapier mitbringen/kaufen.
Permits:
Für fast alle Attraktionen wird der Nationalpark "Site Pass" gebraucht (US$5 pro Tag, US$12 für 1 Woche, erhältlich an den Eingängen und bei der "Forestry, Wildlife and Parks Division", Bath Estate, Roseau).
Regenschutz/Ausrüstung:
Man schwitzt in einer klassischen Funktionsjacke viel zu sehr als dass sie was nutzen würde. Ich hatte für alle Wanderungen folgendes an: Eng anliegendes, ganz dünnes Kunstfaser-T-Shirt (bekommt man eher im Fahrradgeschäft als im Outdoorladen), alte Shorts, Trekkingsandalen. Sonst nichts. Man wird auf jeden Fall nass und wahrscheinlich auch sehr dreckig! Das Gute ist, dass es keine Brennesseln oder dornige Pflanzen gibt. Für Pausen sollte man natürlich Jacke, warmes Fleece, usw., im Rucksack haben. Unbedingt Regenschutz für Rucksack mitnehmen. Handtuch für ein Bad in den verschiedenen warmen Quellen. Kleiner, wasserdichter Beutel für Geldbörse, etc., empfehlenswert. Wasserfeste/dichte Kamera von Vorteil. Kameras mit ausfahrbahrem Objektiv gehen schnell kaputt. Wenn möglich sollten die Sandalen richtige Riemen (keine Klettverschlüsse) haben. Klettverschlüsse versagen schnell, wenn sie dreckig werden.
Die Tour:
Ursprünglich wollte ich den Morne Trois Pitons (1387m) besteigen, aber ich musste vor Ort erfahren, dass der Weg durch den Hurricane Maria (Sept. 2017) zerstört wurde, und noch nicht wieder eingerichtet wurde. Eine schöne Alternative im gleichnamigen Nationalpark sind die Trails um den Freshwater-Lake und zum Boeri-Lake. Letzterer ist der höchstgelegene See auf Dominica.
Der Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Freshwater Lake (770m), der auf asphaltierter Straße mit einem normalen PKW in ca. 30min. von Roseau aus erreicht werden kann.
An der Küste war es noch sonnig und tropisch warm, aber hier oben war es stark bewölkt und natürlich etwas kühler, aber immer noch warm genug, um fast die ganze Wanderung in Shorts und Trekkingsandalen machen zu können. Trotzdem hatte man eine schöne Aussicht von den Trails auf die umgebende Dschungelwildnis.
Am Parkplatz war ich offensichtlich der Einzige. Auch das Visitor-Center war verrammelt. Also machte ich mich gleich auf den klar markierten Weg, der den See entgegen dem Uhrzeigersinn umrundet. Es geht gleich in den faszinierend schönen Bergnebelwald, genauer "Elfenwald" (siehe Fotos), einem sehr seltenen Beispiel eines tropischen Bergwaldes. Überall Moose und Farne satt, und es tropft unaufhörlich von riesigen Blättern.
Der Weg ist zwar nass und schlammig, aber fast durchgehend mit Holzbohlen bedeckt. Leider sind diese aufgrund der Nässe sehr rutschig. Im Zweifelsfall hatte ich deswegen die Füße eher zwischen die Bohlen in den Schlamm gesetzt statt auf die Bohlen selbst.
Im Wesentlichen führt der Weg über einen schmalen, aussichtsreichen Grat, der vom Kraterrand eines Vulkans gebildet wird. Gleich am Anfang geht's sehr steil nach oben zum höchsten Punkt (850m). Auf der anderen Seite ist die Holzbohlen-"Treppe" auch so steil, dass ich sogar die Hände zur Sicherheit einsetzen musste.
Im Wesentlichen führt der Weg über einen schmalen, aussichtsreichen Grat, der vom Kraterrand eines Vulkans gebildet wird. Gleich am Anfang geht's sehr steil nach oben zum höchsten Punkt (850m). Auf der anderen Seite ist die Holzbohlen-"Treppe" auch so steil, dass ich sogar die Hände zur Sicherheit einsetzen musste.
Dort hat mich auch gleich ein heftiger aber kurzer Schauer erwischt. Es war völlig zwecklos das Regencape anzulegen. Bis man soweit ist, ist man schon völlig durchnässt.
Egal! Weiter in munterem Auf- und Ab (T2) bis man zu einem beschilderten Abzweig kommt, wo ein total überwucherter Weg nach Osten runter ins Grand-Fond-Tal führt. Ich will aber weiter um den See herum, und nach wenigen Minuten erreiche ich wieder die Asphaltstraße, auf der ich die letzten paar Hundert Meter zum Auto zurücklege.
Noch ist der Tag jung. Also gleich auf zum Ende der Straße. Hier ist der Startpunkt des Boeri-Lake-Trails. Dieser Trail ist diesmal kein Rundweg und führt tiefer in den Dschungel hinein. Teilweise wird es richtig dunkel. Auch ist der Weg schwerer zu begehen, da es oft über wackelige, rutschige Steine geht (T3). Nach 20min. komme ich zum Clarkes River, den ich teils knietief durchwaten muss. Bei dem warmen Wetter aber kein Problem.
Nach ein paar Minuten ist dann der See erreicht, und der Weg endet an einer halb zusammengefallenen Holzplattform. Weiter ginge es nur mit Machete, oder besser noch mit Motorsäge. Der See, der höchstgelegene auf der Insel und wahrscheinlich auf den gesamten Kleinen Antillen, liegt ruhig und stimmungsvoll zwischen hohen Bergen. Nebel wabert an seinen Rändern entlang, und ich mache eine kurze Pause und genieße die Stille und Abgeschiedenheit dieses Ortes.
Etwas später mache ich mich wieder auf den Rückweg, und kurz vom dem Parkplatz, wo man eine tolle Aussicht auf den Freshwater Lake hat, treffe ich zum erstenmal für heute auf andere Menschen: Ein paar Touristen aus England, die anscheinend ein Fotoshooting mit Fashion Model in der üppigen Natur machen. Und da komme ich, dreckig wie ich bin, und photobombe die ganze Aktion!
Jetzt brauche ich dringend eine Dusche, aber in meinem Guesthouse gibt's nur kaltes Wasser. Auf einer Vulkaninsel kein Problem. Etwa 200m vom Boeri-Lake-Parkplatz befindet sich eine warme Quelle am Straßenrand, zu erkennen an den rötlichen Eisenoxidablagerungen. Ein Rohr in 2m Höhe spendet einen schönen, warmen Wasserstrahl mitten in der üppigen Natur. Was will man mehr nach so einer Wanderung?
Fazit:
- Für alpengewöhnte Bergwanderer einfache Tour. Sehr schlammig und feucht. Orientierung kein Problem.
- Einfache Zufahrt.
- Das Highlight sind auf jeden Fall der üppige Elfenwald und die Aussicht auf die Atlantikküste.
Tourengänger:
pame

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