Senftebergspitze (2586 m) via Oberer Eisenkopf


Publiziert von Ben77 , 22. Oktober 2018 um 00:05.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:20 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:45
Strecke:Mils - Unterer Eisenkopf - Mittlerer Eisenkopf - Oberer Eisenkopf - Senftebergspitze (Abstieg mit Ausnahmen so wie Aufstieg)
Kartennummer:AVK 3/4, Kompass Nr. 24

Die Eintrittskarte für diese Tour ist die solide und detaillierte Beschreibung der Route auf die Eisenköpfe von Andy84, der letztere zusammen mit Bene69 im Juni 2014 gegangen ist. Beide Bergsteiger kenne ich aber nur von ihren Berichten auf Hikr.

Dieser besagten Tourenbeschreibung möchte ich einige wenige Infos hinzufügen, welche die Routenfindung auf den Oberen Eisenkopf garantieren sollten. Im Anschluss beschreibe ich meinen Weiterweg auf die Senftebergspitze.

1. Zu der im äußerst wertvollen Kommentar von laaggers benannten Holzbank, von der der, nennen wir ihn mal „geheime Pfad” abgeht: Hinter dieser Bank führt leider auch eine verlockend aussehende Spur nach links oben über einen Geländerücken. Diese ist zu ignorieren, da sie in dichtes Gestrüpp führt und sich fernab vom eigentlichen Weg verliert (das kostete mich mind. 30 Minuten). Stattdessen schaut man bei der Bank nach rechts und versucht, eine ca. 100 m entfernte rote Markierung zu erspähen. Oder man folgt gleich der etwas schwächer ausgeprägten Spur rechter Hand so lange, bis irgendwann Markierungen auftauchen. Ab hier ist der gesamte Pfad bis zum Oberen Eisenkopf markiert, wenn auch unregelmäßig. Und der Pfad ist auch nicht immer ganz deutlich erkennbar.

2. Ein weiterer wertvoller Hinweis in der Beschreibung von Andy84 ist in einer Bildunterschrift versteckt, die da beginnt mit den Worten „die letzte Markierung”. Diese Markierung taucht ca. 10 Minuten nach der Bank (evtl. auch etwas früher oder später) auf. Sie leuchtet aber nicht mehr so kräftig wie noch 2014. Hier also in jedem Fall rechts gehen! Dann hat man’s.

3. Zum Weiterweg nach dem Unteren Eisenkopf: Ich bin hier einem an einen Baum gesprühten Pfeil nach links gefolgt. Von hier bis zum Mittleren Eisenkopf kommt man durchaus ab und zu in Verlegenheit, die Richtigkeit der Route in Frage zu stellen, aber es gelang mir eigentlich durchweg, immer wieder Markierungen zu erblicken. Hier läuft man nun eher durch Latschengelände, Schrofen und Geröllrinnen, wodurch man nicht mehr einer relativ markanten Pfadspur wie im Wald, sondern eher teilweise schwächer ausgeprägten Begehungsspuren folgt. Also Augen aufhalten nach Markierungen, dann geht nichts schief – und insbesondere diesen Wegabschnitt für den Abstieg gut einprägen. Mir passierte es auf dem Rückweg nämlich, dass ich hier nicht wie im Aufstieg ging, was mich dann teilweise verunsicherte.

Inklusive des Verhauers und einer 15-minütigen Pause benötigte ich in etwa 4,5 Stunden für den Aufstieg. Was mich überraschte, da ein Blick auf die Karte eine relativ überschaubare Entfernung von Mils bis zum Gipfel suggeriert.

Das war auch der Grund warum ich nun ins Schleudern kam. Sollte ich noch weiter gehen, über den Grat auf die Senftebergspitze? Das sah relativ weit entfernt aus – und das ist es auch. Letztlich war das ja aber mein Ziel für diese Tour gewesen. Dumm nur, dass ich abends noch einige Sachen in München zu erledigen hatte und obendrein noch einen Zug von dort nach Ulm nehmen sollte. Na ja, am Ende ging das alles irgendwie. In Ulm kam ich dafür aber erst um 4.30 Uhr morgens an. 

Gegen 15.30 Uhr machte ich mich dann also den Übergang. Ich nahm mir vor, gegen 16.30 Uhr auf dem Gipfel der Senftebergspitze anzukommen, was mehr meiner Hoffnung als einer realistischen Einschätzung entsprach – und daraus wurde dann auch nichts.

Zunächst geht man vom Gipfelkreuz ein Stück weiter hoch auf den eigentlichen Gipfel des Oberen Eisenkopfs (Punkt 2373 m auf der AV-Karte 3/4). Dort befindet sich auch ein Steinmann. Ab hier gibt das Gelände den Weg vor – mit anderen Worten ist man ab hier auf sich allein gestellt, was die Route angeht. Es gibt keine Markierungen und überwiegend keine Begehungsspuren.

Wichtig: Meine nachfolgende Beschreibung kann leider allenfalls als Orientierungshilfe dienen und gibt keine 100-prozentig wasserdichte Führe ab.

Vom Steinmann aus folgte ich dem Grat westwärts für ein Stück bis dieser abbricht bzw. unbegehbar wird. Dort kletterte ich linker Hand (südwestlich) ein Stück weit ab (I+) und querte dann das Flankengelände in westlicher Richtung auf Bändern meist aufwärts steigend (I bis II) bis zu der gegenüberliegenden, relativ breiten Grasplanke. Diese sieht man bereits beim Abklettern vom Grat.

Diese Querung ist das schwierigste Stück des Übergangs. Das Gelände ist steil, überall liegt Geröll herum und das Gestein ist teilweise brüchig und scharfkantig. Es besteht erhöhte Absturzgefahr (T5+) und volle Konzentration ist erforderlich. Bei der Querung passiert man einen Latschenstrauch, der mitten in der Steilwand wächst. Das hat etwas beruhigendes, fand ich. In Aufstiegsrichtung kraxelt man rechts oberhalb daran vorbei.

Bei der Steilwand handelt es sich m. E. um die Flanke des Gratturms mit der Höhenangabe 2355 m auf der AV-Karte.

Dann geht es die mindestens 45° steile Grasflanke wieder hoch zum Grat, dem man nun fast durchgängig treu bleibt (eine Ausnahme siehe unten). Ein dann bald folgender Gratabschnitt ist relativ schmal und luftig, sonst bleibt für den erfahrenen Lechtalgeher m. M. n. für den Rest des Übergangs alles im grünen Bereich.

Bei der Stelle, bei der ich den Grat nochmal verlassen habe, handelt es sich um einen Gratturm, den abzuklettern ich mit mindestens III bewerten würde. Hier bin ich in die Nordflanke ausgewichen. Eine detaillierte Beschreibung kann ich dafür leider nicht bieten. Man kommt über Bänder – und eine Pfadspur – wieder zurück zum Grat. Diese Umgehung ist aber nicht so schwierig, wie die oben beschriebene Querung.

In der Folge flacht das Gelände immer mehr ab und es tun sich meist mehrere Möglichkeiten für den Weiterweg auf, alles Gehgelände, teilweise über Blockfelder und Schutthalden.

Fast zwei Stunden später, gegen 17.15 Uhr, kam ich dann am Gipfel der Senftebergspitze an – völlig verausgabt hatte ich mich mit dem Zeitdruck im Nacken.

Und, was soll ich sagen, der Gipfel gibt wenig her. Kein Kreuz, kein Buch (wobei ein solches ja eventuell dort versteckt ist, aber ich hatte keine Zeit, danach zu suchen). Einzig der Nahblick auf den Bergwerkskopf, den fand ich schon spannend.

Schön war es auch, einen Gleitschirmflieger in Gipfelnähe zu sehen. Wenigstens gab es also noch jemanden, dessen Pläne einen an diesem herrlichen Spätsommertag in diesen doch etwas desolat wirkenden Winkel verschlagen hatten.

Nach kurzer Pause ging es sofort an den Rückweg. Ich stellte mir wieder und wieder einen Alarm, der mir mitteilte, wenn 30 Minuten vergangen waren, so dass ich die Zeit im Blick behalten konnte. Es galt nun, zumindest den größten Teil des Rückwegs nach Mils bei Tageslicht zu absolvieren – so weit heruntergeschraubt hatte ich meinen Zeitplan inzwischen.

Zurück am Oberen Eisenkopf war ich gegen 18.45 Uhr und am Unteren muss ich gegen 19.45 Uhr gewesen sein; in Mils kam ich jedenfalls gegen 20.45 Uhr an. Das bedeutet auch, dass man dem Pfad durch den Wald vom Unteren Eisenkopf bis Mils selbst bei Dunkelheit folgen kann, so ausgeprägt ist er. Allerdings ging ich ab ca. 20 Uhr mit Stirnlampe, denn es war da bereits stockdunkel.

Auf letzteres bin ich nicht besonders stolz. Im Dunkeln hat man in diesem Steilgelände wohl eher nichts verloren. Ohne die Lampe hätte ich nicht weitergehen können und hätte vermutlich im Wald übernachten müssen – und mir vor Angst ins Hemd gemacht. Und die Tiere im Wald soll man ja auch nicht stören.

Fazit: Ein Abenteuer war es allemal. Da es bis dato keine Wegbeschreibung für die Senftebergspitze im Internet gab, ist es toll, eine Route gefunden zu haben. Ich schätze aber, dass Einheimische durchaus ihre Wege dort hinauf haben. Wegen der eher geringen Ausstrahlungskraft des Gipfels gehen aber vielleicht trotzdem nicht allzu viele dort hoch.

Eine interessante Variante könnte es übrigens sein, über das Gruebigjoch (östlich der Senftebergspitze) zur Jagdhütte Senftbergalm abzusteigen (das sah machbar aus). Von dort sollte es zumindest laut den Karten (AVK 3/4 & Kompass Nr. 24) Pfade geben, die zum Wanderweg leiten, welcher durch das Larsenntal nach Mils führt. Das würde in Kombi mit der von mir begangenen Route im Auf- oder Abstieg einen Rundweg ergeben, der jedoch ebenso einen langen Atem erfordern dürfte.

In diesem Sinne vielen Dank an Andy84 für seine Beschreibung, ohne welche diese Tour nicht möglich gewesen wäre.

Tourengänger: Ben77


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Kommentare (4)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 22. Oktober 2018 um 10:05
Hi Ben,

freut mich das ich mit meinem Bericht weiterhelfen konnte.
Nur kleiner Tipp. Entweder die Bilder im Querformat aufnehmen oder drehen bevor du sie hochlädst.
Ist wirklich anstrengend die Bilder so durchzusehen.
VG Andy

Ben77 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Oktober 2018 um 13:58
Hi Andy,
danke! Ich weiß, dass mit den Bildern geht gar nicht. Ich werde den Admin kontaktieren müssen, denn ich habe schon alles versucht. Das Programm zeigt die Bilder so an, wie ich sie aufgenommen habe. Selbst wenn ich sie vorher drehe und speichere etc.
VG Ben

vabis15 hat gesagt: Senftenberg
Gesendet am 23. Oktober 2018 um 10:22
Hallo Ben,
du hättest am großen Steinmann am Senftenberg links gehen sollen dann hätte dich ein alter Steig (ziemlich verwachsen)
Nach Starkenbach geführt. Du hättest dir den Rückweg gespart.
VLG Gerald

Ben77 hat gesagt: RE:Senftenberg
Gesendet am 23. Oktober 2018 um 14:24
Hallo Gerald,
hätte ich das nur gewusst. Das wäre eine schöne Rundtour geworden. Danke für diesen Hinweis.
VLG Ben


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