zwei Pässe zwischen Oberwallis und Piemont, September 2018, 2|2: Geisspfad
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Nach dem reichhaltigen Frühstück verabschieden wir uns von den sympathischen Gastgebern im Albergo La Baita in Crampiolo und machen uns auf den wiederum etwas längeren Rückmarsch ins Binntal - noch im Schatten, doch bereits bei voll beleuchteten Bergen ringsum.
Kurz wandern wir taleinwärts bis zur Brücke über den Torrente Dèvero, über leicht sumpfiges, doch bereits hier aamächeliges, Gelände gelangen wir zu einem kleinen Steg über den Abfluss des rasch erreichten Lago delle Streghe - welch ein verwunschenes Kleinod eröffnet sich uns hier! Wir können uns - aus allen Blickwinkeln - kaum sattsehen an diesem von Moor, Bäumen und Felsen umgebenen „Hexensee“, Reste von im Wasser liegenden Bäumen bereichern die romantische Ambiance.
Etwas ruppig gestaltet sich anschliessend der (nicht eingezeichnete) Weiterweg überm Nordufer: felsige Stufen wechseln im Auf und Ab ab mit versteckten Löchern - einfacher dann der Gang zur Weggabelung vor dem Gebäude auf Vallaro.
Nach einem Gang durch den Wald, erst in etwa horizontal, beginnt der Weg im stets offeneren Gelände zum Torrente della Rossa hin anzusteigen; am oft munter sprudelnden Bach entlang verläuft der Weg nun über gelegentlich steile Geländestufen, auch mit Felsen durchsetzt, höher. Mit bemerkenswerten Ausblicken zur Punta della Rossa vor uns sowie zum (kaum mehr vergletscherten) Pizzo Cervandone (mächtige Geröllfelder und Moränen prägen dessen Vorfeld) erreichen wir die Ebene Pian della Rossa.
Wenige Meter nach P. 2051 wandern wir an einem mächtigen Felsblock („Balm … unter den Felsvorsprung verkroch sich der Schafhirt während der Nacht und bei Regenwetter“; Andreas Weissen, Binntal Veglia Dèvero, Rotpunktverlag, 2015, S. 101) vorbei, und beginnen alsbald den wieder steilen Weiteranstieg über kombiniertes Gras-Geröll-Gelände unter einer Felswand hindurch. Nach diesem gönnen wir uns erstmals ein Pause und Stärkung; anschliessend steigen wir im stets alpiner anmutenden Ambiente hoch zur Rampe über einem Felsband, welches uns unproblematisch zur heutigen Schlüsselstelle leitet.
Die auf den ersten Blick unnahbar wirkende Felswand wird mit geschickter Weganlage erst bis zu der Eisensprossen-„Leiter“ angegangen; auf der „Himmelsleiter (1964 installiert) emporzusteigen stellt reinen Genuss dar. Nur kurz, doch ebenfalls anregend, ist ein weiterer Abschnitt mit Kettensicherung zu bewältigen. Nur allzu rasch ist dieses Schmankerl passé - und wir erreichen den Abschluss der Felsbarriere auf der (Bocca) Buca della Rossa, wo sich - mit der kecken Punta della Rossa in unmittelbarer Nähe - die steinige Hochebene zum Grenzübergang eröffnet.
Der sogleich angetretene Gang über diese (mit etwelchen leichten Auf und Abs im meist felsigen, rotbraun gefärbten, Terrain) entbehrt jedoch nicht einiger Schönheiten: seien es kleine Tümpel oder ein grösserer See, kleine moosartige grüne Polster, faszinierendes Wollgras oder noch nie gesehene Glockenblumen - der Gang über letztes italienisches Gebiet ist ein attraktiver. Und wie wir uns der Grenze zur Schweiz nähern, besticht das Umfeld des Geisspfad|Passo della Rossa mit schönsten, vom ehemaligen Gletscher „rundgehobelten“, Felshöckern.
Wir entscheiden uns, kurz vor dem Pass abzubiegen und im weglosen kargen und steinigen Gelände, schliesslich auf - den vorher erwähnten - Felsplatten zum westlichen Grenzgipfel Geisspfad|Passo della Rossa aufzusteigen. Fantastisch präsentiert sich hier der Zweiländerblick; insbesondere derjenige nach Norden: „Vor unseren Füssen liegt eines der schönsten Naturschauspiel des Parks, die Seenplatte des Geisspfads“ (aus demselben Führer, S. 104).
Ebenfalls bewundern wir den zuvor gesichteten, von viel Scheuchzerschem Wollgras gesäumten See unmittelbar südlich unterhalb des Gipfels.
Nach unserer aussichtsreichen (zwar leicht windig-kühlen) Mittagsrast kehren wir auf demselben Weg zum Geisspfad|Passo della Rossa zurück und nehmen den Weg zum intensiv-farbigen Geisspfadsee unter die Füsse. Und auch aus der Nähe besticht er auf vielfältige Art: einmal ist das Wasser glasklar, abschnittweise der Uferbereich beinahe kieselstrandartig, ein leichter Wellengang erzeugt eine hübsche Stimmung - und diese wird noch aufgewertet mit dem gegenüber aufragenden „spitzen Zahn“ der Punta della Rossa und den umgebenden Gipfeln der prächtigen Berglandschaft.
Ein leichter Anstieg führt uns an einer „Wollgras-Lagune“ vorbei zum P. 2456; hier beginnt - nach einem flacheren Abschnitt - der nun der steilere, geröllig-schuttige Abstieg in rojosuizas „Jordantälli“. Über P. 2271 streben wir dem P. 2147 zu, der Weggabelung mit dem Abzweig hinunter zum Manibode.
Hier folgen wir erst flach dem in der Höhe verlaufenden BWW, welcher noch einmal ansteigt bis zur Kuppe ausgangs Hohtäl, von welcher aus ein wiederum steiler Bergweg uns rasch zum Mässersee hinunterleitet. Dieser „ist nicht nur landschaftlich ein Juwel, sondern auch botanisch besonders wertvoll, findet sich doch hier der einzige Standort des See-Brachsenkrauts im Wallis, einer unscheinbaren, seltenen Wasserpflanze. Um deren Lebensraum nicht zu stören, sollte die südliche Hälfte des Seeufers nicht betreten werden“ (aus demselben Führer, S. 105).
Nach einer weiteren Rast setzen wir den Abstieg (erst weiterhin steil) fort auf die Mässeralp zu P. 1979, danach im urtümlichen Tal des Mässerbaches hinunter bis auf die Höhe der Mineraliengrube Lengenbach bei P. 1653 - welche wir jedoch rechts liegen lassen. Auf unmarkiertem Weglein und auf der Strasse (bei P. 1585) kürzen wir ab, bis wir beim Warm Brunne wieder auf den WW treffen, welchen wir gestern (im Aufstieg zum Albrunpass) begangen haben. Via P. 1544 erreichen wir P. 1519 auf Fäld, wo wir über die Brücke über die Binna die Talseite wechseln und unseren Bergfreunden (> GletscherV) auf Bodme einen Besuch abstatten.
Nach geselligem Verweilen auf deren Sonnenterrasse beschliessen wir unseren tollen Passausflug ins Piemont mit dem kurzen Fussmarsch zurück zu P. 1519 und dem Parkplatz Binn, Fäld, Bus-Haltestelle - eine empfehlenswerte Zweitagestour, welche ab Crampiolo gut erweitert werden könnte!
▲ 1 h 35 min (+ ⅛ h Pause) bis Ende erste Steilstufe auf ~ 2160 m
▲ 1 ½ h bis Pass
▲ ⅛ h bis westlicher Grenzgipfel
▼ 1 ¼ h bis Mässersee
▼ 1 h bis Fäld
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