Decalibron - 3 x 4000 in den Rockies

In den Rocky Mountains nahe Denver/CO haben Wanderer die Qual der Wahl, was Touren in Gebieten über 4000m angeht. Hier stehen viele der sog. Colorado-14ers, also Berge über 14000 Fuß Seehöhe. Viele davon sind bergsteigerisch einfach und kaum mehr als T2-Bergwanderungen. Man sollte allerdings die große Höhe und die Länge bzw. Abgeschiedenheit mancher Touren nicht unterschätzen. Akklimatisieren kann man sich leicht in den umliegenden Städten wie Leadville oder Breckenridge, da sie über 3000m hoch liegen.

Ich suchte eine einfache Tagestour in der Nähe von Breckenridge/CO. Der Klassiker und eine der einfachsten und kürzesten Wanderungen ist die Tour auf den Quandary Peak, 4342m, Colorado, USA. Allerdings war mir diese Wanderung dann doch etwas zu kurz und zu überlaufen (oft bekommt man ab 7 Uhr keinen Parkplatz mehr).

Dabei bin ich auf Decalibron, eine populäre Rundwanderung, gestoßen. Der Name ist eine Zusammenfassung der Gipfel, die dabei überschritten werden: Mt.Democrat (4310m), Mt.Cameron (4335m), Mt.Lincoln (4348m) und Mt.Bross (4321m). Offiziell ist es aber verboten, den Gipfel von Mt.Bross zu betreten. Man muss stattdessen einen "By-Pass"-Path benutzen. So wie ich das sehe hält sich praktisch niemand an dieses Verbot - und natürlich gibt es auch keine Kontrollen auf dem Gipfel. Da die ganze Gegend allerdings im Privatbesitz verschiedener Bergbaufirmen ist, besteht ein gewisses Risiko, dass der Zugang zum Ausgangspunkt Kite Lake (3670m) komplett gesperrt wird, falls zuviele Leute das Verbot ignorieren. Deswegen, und weil der Gipfel kaum eigenständig ist, habe ich auch auf ihn verzichtet und mich an das Verbot gehalten.

Mein Stützpunkt war Breckenridge/CO, ein hübsches kleines Wintersportstädtchen, das alles bietet (Hotels, Hostels, Geschäfte, etc.), was das Wandererherz begehrt. Die Preise sind aber auch, wie so oft in den USA, dementsprechend hoch (was teilweise auch am für Europäer z.Zt. extrem ungünstigen Dollarkurs liegt).

Ich hatte perfektes Bergwetter. Sonne, angenehme Temperaturen (sofern man das auf über 4000m sagen kann) und kaum Wind. Dank der extrem klaren Luft war auch die Aussicht nicht zu verachten.

Die Route ist am Kite Lake grob beschrieben und unterwegs kaum zu verfehlen. Es gibt allerdings kaum Markierungen, und wegen des oft recht flachen Geländes, könnte die Orientierung bei Nebel etwas "tricky" werden. Es empfiehlt sich also ein GPS-Gerät mitzunehmen. Die Route führt im Uhrzeigersinn über die Gipfel wie in den Wegpunkten angegeben. Wobei Mt.Democrat und Mt.Lincoln kurze Abstecher von der Rundroute sind.

Die ersten 2 Stunden vom Kite Lake auf den Mt.Democrat empfand ich als ziemlich anstrengend, teils weil der Weg doch ziemlich steil war (und es gelegentlich weglos durchs Geröll ging), teils weil ich noch nicht so gut akklimatisiert war. Nachdem ich etwas verschnaufen konnte, war dann der weitere Weg vom Mt.Democrat über Mt.Cameron auf den Gipfel von Mt.Lincoln wesentlich angenehmer. Man hat immer eine gute Aussicht, und es geht nur wenig auf- und ab. Insgesamt waren vielleicht ein Dutzend andere Wanderer unterwegs.

Mt.Lincoln ist der höchste Punkt der Tour. Hier habe ich - nun ganz allein - eine längere Pause bei absoluter Windstille und bestem Wetter gemacht. Auch ist der Gipfel ausgeprägter als die anderen beiden, mit schönen Tiefblicken in die Bergflanken. 

Irgendwann musste ich aber weiter, da ich noch ein gutes Stück vor mir hatte. Zuerst ging's höhehaltend links an Mt.Cameron vorbei. Dann, kurz bevor es auf den verbotenen Gipfel von Mt.Bross geht, findet man einen Wegweiser, der einem den By-Pass-Pfad zeigt. Der Pfad ist nicht einfach zu folgen, da er nicht sehr ausgeprägt ist, und es in der eintönigen Bergflanke mehrere Pfadspuren gibt.

Nach 400m habe ich dann einen zweiten Wegweiser und wieder den Hauptweg erreicht. Nun ging es immer steiler werdend über einen Grat bergab und ich musste vorsichtig sein, um nicht im feinen Geröll auszurutschen. Den Talboden habe ich dann wirklich erst kurz vor dem Ziel beim Parkplatz erreicht.
 
Fazit:

• Sehr empfehlenswerte, etwas längere Bergwanderung. Bei guter Sicht und wenig Schnee einfach (T2, stellenweise max. T3). Bei Nebel schwierige Orientierung.
• Für den Parkplatz kleine Dollarscheine mitnehmen (z.Zt. $3/Tag), da kein Wechselgeld gegeben wird.
• Gute, sehr detaillierte Informationsquelle für die Colorado-14ers: /www.14ers.com/