10 Tage durch die Brooks Range in Alaska - Traum-Trekking 2.0


Publiziert von Mistermai , 19. April 2018 um 16:38.

Region: Welt » United States » Alaska
Tour Datum:30 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 10 Tage
Aufstieg: 6000 m
Abstieg: 6000 m
Strecke:Anaktuvuk Pass - entlang Anaktuvuk River - Grizzly Creek - North Fork Koyukuk River - Alinement Creek - Kuyuktuvuk Creek
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Flug Wright Air ab Fairbanks nach Anaktuvuk Pass (täglich 2x, vernünftige Preise)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Autostopp 400km nach Fairbanks zurück
Unterkunftmöglichkeiten:Vielleicht einige Bärenhöhlen. Ein Zelt empfiehlt sich :)
Kartennummer:Für Karten kann man mich kontaktieren

Seit ich im Jahr 2014 das erste Mal in der Brooks Range in Alaska war, lässt mich das Gebiet nicht mehr los. Diesmal flog ich mit meinem Bruder in das isolierte Inuit-Dorf am Anaktuvuk Pass und wanderte von dort bis zum Dalton Highway. Rund 10 Tage durch die unberührte Wildnis Alaskas.

Tag 1 - Anreise und erster Grizzly
Mit einer Cessna von Wright Air fliegen wir am Morgen in das Inuit Dorf auf dem Anaktuvuk Pass. Die Ortschaft ist nur auf dem Luftweg erreichbar und beheimatet die offiziell abgelegenste Poststelle der USA. Als unser Flugzeug landet, tauchen plötzlich rund 20 Personen auf der Piste auf, um mit ihren Quads Pakete von Amazon-Bestellungen abzuholen. Die Ortschaft ist zwar interessant, bietet aber wenig zu sehen. Wir machen uns sogleich auf und wandern hinaus in die Wildnis.
Wir sind noch keine 30 Minuten gewandert, da treffen wir auf den ersten Grizzly Bären, der gemütlich in der Tundra sitzt. Das ist doch etwas überraschend. Normalerweise sieht man pro 7-10 Wandertage nur 1-2 Exemplare. Doch sowohl mein Bruder als auch ich haben Erfahrung mit Bären und die Begegnung verläuft glimpflich. Die Route führt uns entlang des Anaktuvuk Rivers nach Osten. Das Flusstal ist hier rund 2km breit und sumpfig. Daher wandern wir stets entlang der Hügelflanken auf der Südseite des Tales.
Obwohl aus der Distanz alles aussieht wie eine riesige grüne Wiese, ist es hier erstaunlich schwierig einen passenden Camping-Platz zu finden für die Nacht: Was flach ist, ist sumpfig. Die Vegetation ist buschig und Flussbetten gefährlich. 

Tage 2 - Tundra Wandern zwischen Geweihen
Immer wieder treffen wir auf Geweihe von Karibu und Elchen. während einige natürlich abgeworfen wurden, hängt an den meisten auch noch ein Schädel dran. Der Nationalpark wurde hier erst 1980 etabliert und diese Geweihe zersetzen sich nur langsam. Eigentlich werden sie eher von der Tundra überwuchert als dass sie wirklich verschwinden würden. Die Inuits dürfen im Übrigen nach wie vor jagen - für Geweih-Nachschub ist also gesorgt.
Die Tundra ist nass und das letzte Mal verbrachte ich viel Zeit damit, meine Schuhe aus- und an zu ziehen um zu versuchen, das Gehwerk trocken zu halten. Diesmal wählen wir eine etwas unorthodoxe Methode: Anstelle von wasserdichten Wanderschuhen, haben wir schnell trocknende Trail Schuhe an den Füssen und laufen einfach überall durch. Wet Hiking nennt sich das hier in den USA und funktionieren tut es erstaunlich gut. Damit sich unsere Füsse nicht auflösen, schmieren wir sie täglich zwei Mal mit Fett ein und die Technik bewährt sich wirklich: Bis am Ende habe ich keine Blasen und das Vorankommen ist viel schneller als mit Wanderschuhen. Allerdings sind die Zehen dann schon ziemlich schnell taub, wenn man zu oft in eiskaltes Wasser steht.

Tag 3 & 4 - Ab in die Höhe
Nachdem wir die ersten beiden Tage nur flach wanderten, geht es ab dem dritten Tag in die Höhe. Im Verlaufe der Wanderung überqueren wir mehrere Pässe. Die Vegetationsgrenze liegt hier bei etwa 1300m und es liegt stellenweise auch noch Schnee. Die Seen haben über 1000m auch immer noch Eisdeckel, obwohl es bereits Ende Juni ist. Der Sommer hier ist kurz. Nur im Juni, Juli und August gibt es positive Durchschnittstemperaturen. 

Tag 5 - Die Verlassene Hütte
 Auf unserer 46 Jahre alten Karte fanden wir bereits zu Hause eine eingezeichnete Hütte. Mitten im Nirgendwo versteht sich. Natürlich mussten wir das abchecken und tatsächlich fanden wir eine alte Baracke, die wohl früher als Jagdhütte gedient hat. Wand-Kritzeleien datieren bis ins Jahr 1966 zurück und hinter der Hütte steht ein Tundra-Fahrzeug Marke: Eigenbau. Wir ziehen weiter und nähern uns eigentlich viel zu schnell dem Dalton Highway

Tag 6 - Abstecher auf den Falsoola Mountain
Wie geplant sind wir etwas "zu schnell" unterwegs gewesen in den letzten Tagen so besteigen wir heute den 2000m hohen Falsoola Mountain. Die Aussicht ist gewaltig und unweit grüsst auch der Apoon Mountain, den ich vor 4 Jahren bestiegen hatte. Ob seither wohl jemand oben war? Wohl kaum. (Siehe auch *Meine Traumtour: 8 Tage solo durch die Brooks Range TEIL II)

Tag 7 & 8 - Zur Strasse 
In der folge geht es bergab. Wir nähern uns dem Dalton Highway und erreichen damit auch wieder bewaldete Gebiete. Das Problem: Der Wald ist extrem schwer zum Durchqueren. Da es teilweise kaum ein Vorwärtskommen gibt, entscheiden wir uns auf eine Berg-Krete auszuweichen und überwinden einiges an zusätzlichen Höhenmetern um wieder über die Waldgrenze aufsteigen zu können. Doch wir haben genügend Zeit und geniessen noch einmal die unglaubliche Aussicht aus der Höhe. Obwohl nichts schönes, ist es dann auch ein spezieller Moment, als wir in der Ferne das erste Mal den Dalton Highway erblicken. Nach über einer Woche ohne jegliche Spuren von Zivilisation ist es fast schon beruhigend wieder einmal fahrende LKWs zu sehen.

Tag 9 & 10 - In der Hütte im Wald
Hier in der nähe wohnt auch ein Einsiedler, den ich vor vier Jahren das erste Mal getroffen hatte. In der Zwischenzeit hatte ich keine Möglichkeit zum Kommunizieren und wusste nicht einmal ob er noch da ist. Zu meiner Freude hat sich aber wenig verändert als ich das letzte Mal da war und der Mann erkennt mich sofort wieder. Ein kurzer Blick ins Gästebuch zeigt dann auch: Seit meinem letzten Besuch waren nur eine handvoll Menschen hier. Da ihm das Internet ungeheuer ist, verzichte ich aber an dieser Stelle auf weitere Ausführungen zu ihm, seinem Leben und Wohnort.
Schlussendlich geht uns aber langsam die Nahrung aus und so müssen wir die letzte Strecke zum Dalton Highway unter die Füsse nehmen, um dort per Autostopp zurück nach Fairbanks zu fahren. Wie gewohnt funktioniert das zwar, doch mangels Fahrzeuge warten wir mehrere Stunden am Strassenrand, bis jemand Platz für uns zwei und unsere Rucksäcke hat.

Ausblick: Grossprojekt Sommer 2018
Diese 10-tägige Wanderung hat in erster Linie als Vorbereitung für etwas Grösseres gedient: Im Sommer 2018 werde ich zusammen mit einem Kollegen versuchen, die ganze Gebirgskette und damit ganz Alaska zu durchqueren: 1100km zu Fuss und 600km mit dem Kanu. Wenn du unser Projekt verfolgen möchtest, dann besuche unsere Website: northwards.ch/ - es wird dort dann auch einen Live-Tracker geben.



Tourengänger: Mistermai


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