Kurzbericht 

Jahreswechsel 17/18 in der Capanna Campo Tencia


Publiziert von Dolmar , 3. Januar 2018 um 12:24.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:31 Dezember 2017
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Pizzo Campolungo   CH-TI 
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m

Für den Jahreswechsel habe ich mich in den Süden der Alpen verzogen, Gründe hierfür waren unter anderem die Flucht vor dem Regen der voran gegangenen Tage. Irgendwie wollte ich der Schneelage im Norden keine guten Bedingungen glauben schenken.
Also geht es in eine Ecke im Tessin, wo ich vorher noch nie war. Die Capanna Campo Tencia am Fuße das gleichnamigen Berges wurde als Übernachtungsdomizil auserkoren mit event. Besteigung des Berges Campo Tencia, welcher der höchste alleinige Tessiner Berg ist.

Nach Anreise starte ich beim Kinderskilift von Dalphe. Hier darf erst mal die Orientierung gefunden werden wo es denn nun wirklich günstig ins Val Piumogna geht. Das ist das leidige wenn man sich in einer unbekannten Ecke befindet, das die Wegfindung nicht immer offensichtlich ist, aber auch das spannende. Na jedenfalls braucht es Zeit und kleine Umwege bis die Richtung passt. Ich finde einen planierten Waldweg der bis zur Alpe Piumogna führt, hier zweigt mein Weg auf der rechten Talseite leicht ansteigend ab, weiter hinein ins Val Piumogna. Ich erfreue mich an einer gelegten Spur in dem vielen Neuschnee. Zugegeben ohne diese wäre der Weg durch den Wald nur schwer zu finden gewesen. Einigermaßen überrascht bin ich auch von den Neuschneemengen hier, laut meinen Recherchen dürften hier doch nur etwa  30 cm liegen und das auch erst ab 2000m aufwärts, hier sind das aber schon 50-60cm schwerer Neuschnee, vielleicht hätte ich mehrere Tage  Niederschlag nachschauen sollen. Na ja, es gibt ja eine Spur, die Hauptarbeit ist also schon gemacht. Ich freue mich schon daran hier kraftsparend aufsteigen zu können. Da scheint mir sogar ein Gipfelgang trotz des schweren Rucksacks (Essen, Sekt und Klamotten für Silvester) möglich.

Nach knapp 1 1/2 Std. stehe ich an der Abzweigung kurz vor Sgnoì. 
Das ist jetzt aber schon doof, in die Richtung wo der Wegweiser zur Cap. Campo Tencia zeigt, geht die vorhandene Spur schon gar nicht.
Hilft ja nix, also los, über eine kleine Brücke auf die andere Seite, von Weg ist nicht wirklich etwas zu erkennen, mit Gespühr und vor allem rot weiß roten Wegmarkierungen an den kahlen Lärchen wird der Weg schon zu finden sein. Schon die ersten Schritte aus der Spur heraus verdeutlichen unmissverständlich das die kraftschonende Gangart nun vorbei ist. Ich sinke mit den Skiern bei jedem Schritt bis zu den Knieen ein.

Normalerweise beginnt ein Schritt nach vorn eben auch mit dieser Vorwärtsbewegung des Beines, hier aber nicht, um nicht mit dem Ski 30-40cm unter der Schneedecke zu bleiben muß erst bei jedem Schritt leicht nach hinten ausgeholt werden um die Skischaufel über die Schneedecke zu heben. Beim bergauf gehen wird das übel anstrengend. So ist die Wortwahl "kämpfe" passend was den weiteren Aufstieg durch den lichten Lärchenwald angeht, Ein hoch auf Wegmarkierungen an den Bäumen, wer im Winter einen Weg sucht wird die Markierungen welche an Fels- oder Steinen am Boden sind nicht finden. In meiner stoisch in die Gedankenwelt versunkenen Bergauf Plackerei spinne ich schon Verbesserungsmitteilungen in meinem Kopf aus für die Alpenclubs und Wegebauer im gesamten Alpenraum. Wie künftig Wegmarkierungen anzubringen sind damit sie auch im Winter taugen.
Nach dem lichten Lärchenwald geht es nur schwach ansteigend weiter zur Alpe Crosslina, was aber an der kraftraubenden Spurerei nichts ändert, die Cap. Campo Tencia kommt ins Blickfeld, sieht gar nicht mehr so weit aus, aber es zieht sich bei diesen Verhältnissen. Leider muß ich kurz vor dem finalen Aufschwung nochmal schweißtreibend errungene Höhenmeter wieder hergeben und zuerst zu einem Bachlauf absteigen.
Mit dem Ziel so kurz vor Augen werden nochmal Kräfte mobilisiert, es ist unglaublich wie mich diese 950 Höhenmeter zur Hütte ausgepauert haben. Für einen Hüttenanstieg welcher mit 3 h angegeben wird, habe ich satte 5 h gebraucht, davon 3 1/2 h mit anstrengender Spurarbeit.

Nach freischaufeln des Eingangs kann ich die Hütte betreten, ist echt gut hier, fließend Wasser im WC, und der Winterraum ist super ausgestattet, mit Ofen, Gasherd und Licht, was will man mehr. Ich beschließe noch mit leichtem Gepäck den schönen 35-40° Grad steilen Hang hinauf zum 1 Couloir welches der Aufstieg zum Ch. Pizzo Croslina ist zu spuren. Um wenigstens eine Linie in diesen grundlos tiefen Powder zu ziehen. Mitten im Couloir wird der Untergrund felsig unter Lockerschnee, Ca auf Höhe 2450m beschließe ich die Abfahrt zu beginnen. 
Nun ist für diesen Tag der Spaßteil angesagt. In Super geilem Powder geht es durch`s Couloir um danach in einem breiten Hang übergehend hinunter zu stieben. Nach diesen 350 Hm Abfahrt, darf ich erneut anfellen und wenige Meter zur Hütte wieder aufsteigen. Um 15:30 Uhr werden dann die Ski für diesen Tag in die Ecke gestellt.

Jetzt heißt es erst mal etwas Wärme zu schaffen. Spächtele hacken zum Ofen anfeuern ist die erste Arbeit, das klappt alles Super, nur bis es halbwegs warm wird vergehen noch einige Stunden, das ganze Gemäuer ist ja ausgekühlt und der Winterraum nicht klein, mein Aktionsradius beschränkt sich die meiste Zeit auf einen Radius von 2m um den Ofen. Es hat draußen zugezogen, es schneit ganz leicht, ich erinnere mich zum Zeitvertreib einiger Tanzgrundschritte. Zum Nachtessen gibt es Reis mit Bolognese und um 0:00 Uhr eine Dose Secco am ausgehenden Ofen.
Dann lege ich mich unter 3 Decken im gefühlten Gefrierfach welcher der Schlafraum ist. Starke Windböen in der Nacht und der viele tiefe Schnee verwerfen meine Gedanken einen Aufstieg zum Gipfel zu versuchen, 
Um 7:30 Uhr gibt`s kein halten mehr, die Blase verlangt das warme Nest zu verlassen, schnellen Schrittes muß dem Harndrang nachgegeben werden, Der Himmel und die Gipfel sind noch im Nebel also beschließe ich als vorrangige Aktion noch ein Weilchen ins warme Nest unter die vielen Decken an diesem Neujahrsmorgen zum weiterschlafen zu schlüpfen.

Um 8:30 Uhr ist Schluß mit rumliegen. Den Temperaturen geschuldet geht heute morgen alles schnell. Der Christstollen als Früstücksschmauß ist gegessen bevor der Tee fertig ist. Sachen zusammenpacken, es geht an die Abfahrt ins Tal. Ich entscheide auf der Gegenseite den kleinen Hügel zu erklimmen um dann hoffentlich ohne weiteres anfellen/schieben die eher flache Passage bei der Alpe Croslina ins Tal zu kommen. Das Licht ist diffus das teils kupierte Gelände ist schlecht auszumachen so bleibe ich schon bei den ersten Metern im tiefen Schnee stecken. Den Hügel felle ich nun hinauf zwischen Felsblöcken hindurch in einem auf und ab, das Licht ist so ungünstig diffus das eine kluge Linie nicht möglich ist. Oben angekommen mache ich mich wieder für die Abfahrt bereit, es wird ein Gewürge vom feinsten, es ist einfach zu flach, ich sinke zu tief ein komme gar nicht in Fahrt, die meiste Zeit gehe ich bergab, nur hin und wieder laufen die Ski von alleine.
Am Lärchenwald treffe ich wieder auf meine Aufstiegsspur vom Vortag, was alles wenig besser macht, im steilen Wald dann können ein paar kurven um Bäume herum gezogen werden, hoppla hier sind ja schon zwei Abfahrtsspuren, da muss gestern wohl jemand trotz meiner Spur auf halben Wege umgekehrt sein. Schade zu dritt hätten wir eventl. einen Aufstieg zum Campo Tencia geschafft.

Der Waldgürtel unten im Val Piumogna wird dank der Spur schell überwunden, im schwerer werdendem Tiefschnee aber recht anstrengend und mühsam wenn die Spur zwischen den Bäumen hindurch zu schnell wird. Um 11:30 Uhr stehe ich wieder am Auto in bestem Sonnenschein, heute wäre das Wetter noch mal gut, aber halt zu viel Schnee zum alleine größere Anstiege/Gipfel anzugehen.  

Tourengänger: Dolmar


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