Chotyně/Hrad Paradies (Kotine/Burg Paradies)


Publiziert von lainari , 30. September 2017 um 22:37.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:19 Februar 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Strecke:10,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD nach Rtyně nad Bílinou, Brozánky, Žalany, Žalany zastávka oder Bořislav
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 10 České středohoří západ

Im spätwinterlichen Bielatal
 
Ein trockener sonniger Spätwintertag wurde erwartet. Am frostigen und klaren Morgen machte ich mich auf den Weg ins nahe České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Ziel war der Ort Rtyně nad Bílinou (Hertine) im unteren Abschnitt des Bielatales. Ich parkte am Bahnhaltepunkt und startete zu Fuß. Über ein Sträßchen verließ ich den Ort und bog nach dem letzten Anwesen rechts zur Waldkante hin ab und stieg hinauf zum Chotyně (Chotine Berg/Kot(t)ine/Kothina Berg/Kat(h)arina Berg). An der Nordwestseite fand ich drei bergbauverdächtige pingenartige Trichter im Basaltblockwerk vor. Auf dem Gipfel befanden sich geringe Reste der Hrad Paradies (Burg Paradies).
Laut einer Urkunde von 1402 geht die Gründung der Burg auf den Meißener Markgrafen Wilhelm I., den Einäugigen zurück. Als Bauherren und Verwalter wurden der Burggraf von Rabštejn Beneš z Hořovic, der Hauptmann der Rýzmburk Jindřich Spiegel und Dobeš z Bran eingesetzt. Der Zusammenhang mit der Riesenburg deutet auf den Schutz eines Handelsweges als Funktion der Burg hin. Die Anlagen wurden möglicherweise in den Hussitenkriegen 1426 zerstört und wurden später nicht mehr erwähnt.
Ich pausierte kurz und genoss die Aussicht. Anschließend stieg ich ins Bachtal südlich vom Berg ab und überquerte den Bach. Dabei diente mir eine große Heurolle mitten im Bach als Querungshilfe, weiter abwärts befanden sich zudem die Reste eines verrohrten Überganges, die ebenfalls eine Querung erlauben würden. Am Hang traf ich auf Bergbauspuren, die ggf. einem Štola Přemýsl zugeordnet werden können. Es müsste sich hier um einen untertägigen Braunkohleabbau gehandelt haben, außer einem Karteneintrag in der Wanderkarte habe ich jedoch keine weiteren Quellen zur Anlage gefunden. Ich verließ die Talsenke über einen leicht steigenden Feldweg und kam im Verlauf nach Žalany (Schallan).
 
Durch den Ort lief ich zum Bahnhof, der an der Bahnstrecke Teplice-Lovosice liegt. Diese endet nach einem großen Erdrutsch, ausgelöst durch den Autobahnbau durch das Böhmische Mittelgebirge seit einigen Jahren provisorisch in Radejčín. ČD und SŽDC liebäugelten mit einer kompletten Einstellung der Bahnstrecke und einer Umstellung auf Busbetrieb. Der Kreis Ústí als Besteller des Personenverkehrs hat jedoch hartnäckig einen Wiederaufbau durchgedrückt. Dieser ist technisch anspruchsvoll und soll in den kommenden Jahren realisiert werden. Vom Bahnhof aus wanderte ich auf einem Flurweg rechts der Bahnstrecke weiter. Am Haltepunkt Žalany zastávka wechselte ich die Seite und lief nach einem Schlenker durch das Bebauungsgebiet links der Bahnstrecke durch Feldfluren. Nach rechts hinaufgegangen erreichte ich Bořislav (Boreslau). Im Ort bog ich nach links ab, passierte die Bahnstation und lief zunächst an einem Fahrsträßchen entlang. An einer scharfen Linkskurve ging ich geradeaus auf einem Feldweg weiter. In herrlicher Sonne legte ich an einem aussichtsreich positionierten Bänklein meine Mittagspause ein. Die Ruhe wurde jäh durch vier Quad-Chaoten gestört. Mit brüllenden Maschinen jagten sie in irrem Tempo über Wiesen und Felder, Schneematsch und Dreck spritzten meterweit. Zu meinem Glück fuhren sie in einigem Abstand und nicht unmittelbar auf dem Weg vorbei. Frisch gestärkt beschritt ich dann einen kurzen Irrweg in Richtung Řehlovice (Groß Tschochau) und schreckte dabei einige Rehe auf. Umgekehrt, fand ich den richtigen Weg hinunter nach Brozánky (Prosanken). Rechts des Weges lagen einige Gruben und Einschnitte, die vermutlich von einem früheren Braukohleabbau stammten. Ich überquerte die Bahnstrecke und die Biela und schritt auf einem Flurweg vorbei am Malhostický rybník (Malhostizer Teich) talaufwärts. An der nächsten Brücke befanden sich die Reste der einstigen Malhostinský mlýn (Malhostitzer Mühle). Kurz darauf kam ich nach Rtyně n. B. zurück. Am Bahnsteig des Haltepunktes wartete ich noch, ob sich ein paar alte Gleichstromer die Ehre gaben und fuhr dann nach aufziehender Bewölkung zurück nach Hause.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h.
Die absolvierte Wegstrecke ist nur teilweise als Wanderweg markiert und größtenteils mit T1 zu bewerten. Die Überquerung des Chotyně und die weglose Durchquerung des anschließenden Bachtales sind abweichend als T2 einzuschätzen.

Tourengänger: lainari


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