UNESCO-Welterbe in Kolumbien - Zum "Dörfchen" der Tairona - Pueblito (ca. 250 m)


Publiziert von PStraub , 8. März 2016 um 17:04.

Region: Welt » Kolumbien
Tour Datum:12 März 1985
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CO 
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m

In den nördlichen Ausläufern der Sierra de Santa Marta lebte das präkolumbianische Volk der Tairona, welches eine eigenständige Hoch-Kultur hatte. 
 
Deren bekannteste Stätte ist die Ciudad Perdida, die "verlorene Stadt", deren Überreste ca. 30 km südlich der Küste auf gut 1000 müM zu finden sind. Doch diese zu besuchen war 1985 undenkbar, das Gebiet war fest in den Händen der Guerilla und/oder der Drogenbarone. 
 
Als Alternative bot sich die relativ kleine Tairona-Siedlung Pueblito (= Dörfchen) im Tayrona-Nationalpark (damals noch mit 'i' geschrieben) an. Auf meine Anfrage im Tourismusbüro erfuhr ich, dass es regelmässige Ausflüge ab Santa Marta gab. Ich buchte den Trip und fuhr mit ein paar anscheinend Gleichgesinnten via Parkeingang zur Playa Cañaveral. Dort hiess es, die Rückfahrt erfolge in zwei Stunden. Auf meine Frage, ob das denn reiche für nach Pueblito und zurück, hiess es, natürlich reiche das nicht. Das sei ein Picknick-Ausflug an die Küste, nicht mehr.
 
So zog ich halt alleine los. Unglaublich weit war es nicht, vielleicht 5 km, und die oft kaum auszumachende Wegspur durch den Küstenurwald war zwar etwas mühsam, aber gut zu begehen.
Bemerkenswert neben der üppigen tropischen Vegetation waren jede Menge neugieriger Affen.
Schliesslich erreichte ich die Ruinen. Die Reste der Häuser waren wenig spektakulär, interessant jedoch die Stufen des Weges auf den letzten paar hundert Metern. Diese bestanden aus Platten, die sich auf der Unterlage bewegten. Die Theorie ist, das sei gemacht worden, damit die Einwohner schon früh hörten, dass sich jemand nähert. 
 
Nach einem kurzen Aufenthalt machte ich mich auf den Rückweg. Ich wusste, dass der Weg einen Bogen macht und nahm an, es sei kürzer, diesen abzuschneiden. Das war eine suboptimale Entscheidung. Nach kurzer Zeit war kaum mehr ein Durchkommen durch das Dickicht. Nach einiger Zeit erreichte ich einen Bachlauf. Wenn ich diesem folgen würde, musste ich irgendwann auf den Weg oder die Küste stossen. Was irgendwann auch klappte. 
Doch als ich zurück beim Ausgangspunkt war, waren die übrigen Ausflügler längst über alle Berge. Also noch weitere 5 km bis zur Strasse und dann den erst-besten Truck gestoppt. Das war auf dem Land draussen gang und gäbe, die meisten Arbeiter fuhren so zur Arbeit, reguläre Busse gab es nur zwischen städtischen Zielen.
 
Erst beim Duschen im Hotel fiel mir auf, dass mein ganzer Körper rot war: Ich hatte auf meinem Cross-Country-Trip ein Nest von winzigen roten Zecken gestreift. Es waren so viele, dass ich sie mit dem Rasiermesser abkratzen musste. Die befallenen Stellen habe ich anschliessend mit reichlich Schnaps desinfiziert. Was dem Begriff "ein reizender Ausflug" eine ganz neue Bedeutung gab.
 
Gemäss diesem Bericht ist Pueblito mittlerweile einfacher erreichbar.
 
In der Liste der UNESCO-Welterbe in Kolumbien wird der Tayrona-Nationalpark, die Ciudad_Perdida  und die Nationalparks der Sierra Nevada de Santa Marta gleich zwei Mal (1993 und 2012) in der sogenannten Tentativliste aufgeführt.
 
Ob es irgendwann zu einer verbindlichen Unterschutzstellung kommen wird, dürfte vor allem davon abhängen, ob die fortlaufende Zerstörung durch illegale Nutzung und Besiedlung gestoppt werden kann.

Tourengänger: PStraub
Communities: UNESCO-Welterbe


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