Hinauf zur Festung der Wolkenmenschen - Kuélap (3100 m)


Publiziert von PStraub , 7. März 2016 um 18:22.

Region: Welt » Peru
Tour Datum: 2 April 1985
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: PE 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m

Anscheinend interessiert sich die Wissenschaft plötzlich für den Ort und die damalige Kultur. Als ich vor über 30 Jahren dort hinauf wanderte, war Kuélap nicht einmal Archäologen ein Begriff.
 
Von der Inka-Stadt Cajamarca aus machte ich einen eher abenteuerlichen Abstecher nach Chachapoyas und den Ruinen von Kuélap.
Reisen in Peru war damals nicht eben einfach. Das Land lag wirtschaftlich am Boden, die Inflation betrug einige Prozent. Pro Tag, wohlverstanden. Preise wurden, wenn überhaupt, mit Kreide angeschrieben und änderten ständig. Busse fuhren wegen Ersatzteilemangel kaum mehr, ins Landesinnere kam man nur noch per Truck. Wenn denn mal einer fuhr .. 
 
Die Anreise war gleichzeitig eine Plage und wunderschön. 
Eine Plage, weil man stundenlang auf einer Ladebrücke sass, umgeben von stoisch vor sich hin starrenden Indios in Ponchos, die "dank" dem ständigen Wechsel von Regenschauern und Sonnenhitze eher streng rochen. Nur die Ponchos, natürlich.
Wunderschön dank einer Landschaft, in welcher zunehmend der Amazonas-Nebelwald dominierte. Es ging über Pässe, die gegen 4000 m hoch waren, dann wieder in Flusstäler runter. Der tiefste Punkt dürfte das Dorf Balsas am Marañon (Oberlauf des Amazonas) auf rund 850 m gewesen sein.
Speziell an dieser Art Transport war auch die Verpflegung. Bei einer Hütte im Nirgendwo hielt der Truck an und man konnte essen. Man bekam, was immer man wollte - vorausgesetzt man wollte arroz con pollo und Dosenlimonade. Arroz con Pollo ist eine Pampe aus Reis und Hühnerfleisch, Details über Zubereitung oder Zutaten will man gar nicht wissen. 
 
Ich hatte dem Fahrer gesagt, ich wolle in Tingo raus und irgendwann waren wir dort. Tingo liegt auf rund 1800 müM und dient(e) als Ausgangspunkt für die Wanderung hinauf zur Festung Kuélap. Diese liegt auf rund 3100 m auf einem Hügelrücken.
Die rund 1200 m waren angenehm zu gehen; über den Weg weiss ich nur noch, dass ich da weit schneller und einfacher hoch kam, als ich angenommen hatte. 
 
Dann stehst du vor einer Mauer von zyklopenhaften Ausmassen. 
Man sagt, dass die in Kuélap verbaute Steinmenge ein Mehrfaches der grössten Pyramiden beträgt. Und da gab es keine Flachland- oder Niltransporte wie in Ägypten, nein, jeder Stein musste 1200 m hochgeschleppt werden!
 
Ursprünglich datierte man die Anlage ins 15. Jhd., also kurz vor der Eroberung der Gegend durch die Inkas. Heute glaubt man, dass sie bis zu 1000 Jahre älter sein könnte.
Das Mauerwerk ist zwar nicht so perfekt wie bei den besten Inka-Mauern, aber wenn in den erdbebenreichen Anden eine über 20 m hohe Mauer so lange hält, sagt das über die Fähigkeiten der Errichter einiges aus.
 
Im Innern der Anlage waren zwar Spuren von Ausgrabungen zu sehen, aber wie die Fotos zeigen, war das damals völlig verwahrlost und romantisch wild überwuchert.
 
Theoretisch hätte es dort ein einfaches Hotel geben sollen. Tatsächlich war da nur ein Häuschen mit einem einzigen Raum, in welchem nichts als ein Bettrahmen stand. 
Zufällig hatte es noch einen weiteren Gringo hierher verschlagen, einen Australier. Der Gute hatte keine Erfahrung mit "Staatsferien". Zu zweit auf einem Bettgestell zu übernachten: Was einem Schweizer Wehrpflichtigen als Courant normal vorkommt, scheint für ihn ein Albtraum gewesen sein.  
 
In der Gegend finden sich noch heute blonde Menschen mit europäischen Zügen. Das war schon den Spaniern aufgefallen, die Peruaner nennen sie "Gringuitos" (kleine Weisse). Man nahm lange an, es würde sich um einen ähnlichen Gendefekt wie auf den Salomonen handeln. Doch DNS-Analysen von Chachapoya-Mumien zeigten, dass sie tatsächlich näher mit Kelten als mit Indios verwandt waren. 
 
Kurzer Abriss hier: "Wie kamen blonde Weisse vor Kolumbus nach Peru"
 
Wer die Mauern und die Rundhäuser von Kuélap sieht, kann über deren Ähnlichkeit mit neolithischen Bauten in Westeuropa nur staunen.
Hier ein Link zur vierteiligen Dokumentation "Chachapoya - Die versunkene Stadt der Wolkenmenschen", die (u.a.) auf Arte ausgestrahlt worden ist. 
 
Kuélap ist auf der Liste der als UNESCO-Welterbe nominierten Stätten. Das scheint nicht richtig weiterzugehen.
Peru hat allerdings diesbezüglich ein Luxus-Problem: Hunderte von einzigartigen historischen und archäologischen Stätten - das Land hat schlicht die Mittel nicht, das alles auch nur halbwegs ernsthaft zu betreuen.

 

Tourengänger: PStraub
Communities: UNESCO-Welterbe


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