Preiserhöhungen sind nie etwas Schönes, doch manchmal sind sie unumgänglich. Was sich aber die führende Anbieterin von Indoor-Kletteranlagen in der Schweiz per 1. Juli 2011 erlaubt, liegt eher über der Schmerzgrenze: Mit einem Schlag werden praktisch alle Ermässigungen und Rabatte gestrichen und damit die Preise von einzelnen Jahresabos fast verdoppelt. Unweigerlich kommt da der Verdacht auf, dass hier eine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt wird.
Die Kundenmitteilung, welche am 14.5.2011 per Mail verschickt wurde, erscheint auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch. So ist dort nur von geringfügigen Anpassungen beim Jahresabo für Erwachsene sowie dem Entfallen gewisser Vergünstigungen die Rede.
Vergleicht man aber die neuen Preise etwas genauer mit den bisherigen (Abbildung 1), so scheint es viel eher, als würden die meisten Vergünstigungen bei den Abonnementen gestrichen. Die Angebote für Kinder und Jugendliche werden im Preis um 200 bis 260.-- erhöht, was annähernd einer Verdoppelung des Preises gleichkommt. Aber auch Studenten, welche nicht Mitglied in einer der Zürcher SAC Sektionen Uto, Manegg oder Hörnli sind, müssen nun 205.-- mehr hinblättern, ein Zuschlag von fast 30%.
Konnte man früher beim Kauf eines Jahresabonnements noch mit einem Gutschein für den betriebseigenen Klettershop rechnen, so wurde auch diese Leistung ersatzlos gestrichen. Im Schnitt steigen die Preise der Abos damit um 150.-- (+37%) respektive um 210.-- (+47%), wenn der Wegfall der Gutscheine berücksichtigt wird.
ABBILDUNG 1: PREISERHÖHUNGEN DER EINZELNEN KATEGORIEN IM DETAIL. BESONDERS FÜR KINDER, JUGENDLICHE UND STUDENTEN ERFOLGT EIN HAPPIGER AUFSCHLAG.
Der Hauptgrund für die grosse Steigerung der Preise in einzelnen Kategorien liegt in der Anwendung eines erheblich reduzierten Rabattmodells. Bei diesem wird vom Basispreis 1099.-- der Erwachsenen für Studenten nur noch ein Rabatt von 15% gewährt (gegenüber 30% vorher), bei Kindern sind es 50% (gegenüber mindestens 70% vorher). Die Beträge fallen für SAC-Mitglieder zwar noch etwas geringer aus, aber nur wenn man Mitglied in einer der drei oben genannten Sektionen ist.
ABBILDUNG 2: DIE DIFFERENZ ZU DEN VORHERIGEN PREISEN SOWIE DIE PROZENTUALEN AUFSCHLÄGE.
Als Fazit (Siehe Abbildung 2) kann deshalb herausgehoben werden, dass die Aufschläge vor allem die finanziell schwächste Klientel, namentlich Schüler, Lehrlinge, Studenten sowie Kinder und Jugendliche betreffen. Es kommt fast zwangsläufig der Verdacht auf, dass die Kletterzentrum Gaswerk AG hier einmal mehr Ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzt, über die sie zweifelsohne verfügt.
Unter der Betrachtung dieser Zahlenwerte tönt es darum auch recht unglaubwürdig, wenn in der Kundenmitteilung davon gesprochen wird, dass diese Preisanpassungen nicht der Gewinnmaximierung dienen würden. Schliesslich funktionierten die Anlagen in den letzten Jahren bestens, und man kann ja kaum davon ausgehen, dass jeweils Jahr für Jahr nur Verluste erwirtschaftet wurden.
Was bleibt da anders übrig, als zu hoffen, dass vielleicht im Grossraum Zürich mal ein echter Konkurrenzbetreiber aufkommen würde? Bis dahin lohnt es sich aber auf jeden Fall für alle Abonnementskäufer, einer der drei SAC-Sektionen beizutreten; bei einer Zweitmitgliedschaft entfällt dabei der Beitrag an den Zentralverband (momentan 65-- für Erwachsene).
Quellen:
http://gaswerk.kletterzentrum.com/PageNavHandler.php?mid=11
http://gaswerk.kletterzentrum.com/Downloads/110515_Kundeninformation.pdf
http://gaswerk.kletterzentrum.com/Downloads/Preisliste2011.pdf
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