Unser / mein Hobby, alle höchsten Berge eines jeden europäischen Landes zu besteigen, hat etwas mit Sammeln zu tun, weniger mit Bergsteigen, wie jeder gleich erkennt, wenn er die Listen sieht, die zu diesem Thema kursieren. Da ist auch Holland und Dänemark dabei, allesamt kleine Maulwurfshügel. Je kleiner allerdings desto schwieriger manchmal zu definieren; aber das ist nicht mein Thema hier. Auch von mir gibt's eine Liste, sozusagen eine um alle noch sonstwie "unabhängigen" Gebiete erweiterte: http://www.gipfel-und-grenzen.de/die_hoechsten.php
Im Grunde hat das Hobby nicht einmal etwas mit Sammeln zu tun. Im Laufe meines Sammlerlebens stellte sich schnell heraus, dass es die politische Vielfarbigkeit unseres Kontinents ist, die so fasziniert: Da gibt es alle möglichen Staatsformen, große und kleine, etablierte und nicht anerkannte, ja sogar Staaten ohne Staatsgebiet und selbstinszenierte Operettenstaaten. Es gibt Staaten, die nach Asien übergreifen und damit die Diskussion auslösen, was Europa eigentlich ist: Eine politisch zu definierende Entität, oder kulturell oder geographisch oder religiös? Nichts davon greift richtig und alles greift ein wenig anders.
Wie wir gerade an Sputniks San-Marino-Erlebnis gesehen haben, gibt es Staaten in Europa, deren Existenz nicht nur hochgradig erstaunlich ist, sondern die auch noch mit vorbildhaften inneren Strukturen ausgestattet sind, so dass nicht einmal ein Napoleon oder ein Mussolini sich daran vergriffen.
Dann gibt es die verschiedensten Regierungsformen: Diktaturen und Demokratien, Republiken und Monarchien, Feudalsysteme (Insel Sark), ja sogar 2 Theokratien, eine weltlich verkappte im Vatikan und eine richtige auf dem Berg Athos. Und zuletzt gibt es in Europa Gebiete, die irgendwie mehreren zugleich gehören (Spitzbergen, deutsch-luxemburgisches Kondominium entlang der Sauer), ein Gebiet, das sich oszillierend die Souveränität abwechselnd mit dem Nachbarland teilt (die Fasaneninsel im Bidassoa), Enklaven und Exklaven, und zuletzt auch ein Gebiet, das gar niemand gehört (Rockall). Kurz: Es gibt die wildesten Strukturen, eine wahre Pracht.
Und nun meine Frage: Kann man das Hobby auf eine quasi höhere Ebene heben, indem man es als Mittel propagiert, um den "europäischen Gedanken" wachzuhalten und wiederzubeleben? Wir brauchen dringend eine Identifikation mit Europa (die Schweizer scheinen es begriffen zu haben; die Brüsseler Bürokraten scheinen es gerade zu vergessen, und die vom Europäischen Gerichtshof allemal). Kann man das Hobby einem breiteren Publikum erschließen? Ideen dazu bitte!!
Wolfgang Schaub
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