Glacier de Corbassière


Publiziert von schwarzert , 19. August 2015 um 12:15.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:16 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 1900 m

Eigentlich ... na, wenn ein Bericht schon so anfängt! Aber es ist halt oft so ... wie im richtigen Leben! Also: Eigentlich wollten wir zu viert sein - dann wurde einer krank, und eigentlich wollten wir in die Ötztaler Alpen (Hochvernagtspitze und Fluchtkogel), aber der Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Im letzten Moment entdeckten wir passables Wetter im Unterwallis und disponierten kurzerhand um.
Im Regen los und über den Genfer See und Martigny vorbei an Verbier am späten Vormittag in Fionnay/Lac de Bagnes (1495m) angekommen. Von dort Aufstieg im Nebel, aber trocken, auf gutem Weg zur Cabane de Panossiere FXP Panossière (2641m), nicht ohne der 2014 erbauten und (derzeit) das Gletschertor überspannenden Passerelle de Corbassière (Hängebrücke mit 240 m Länge) einen Besuch abzustatten.
Die Hütte ist privat geführt und bietet 100 Leuten Platz, ist aber nur zu einem Viertel besetzt. Wir sind die einzigen "alpinistes", der Rest besteht aus Wanderern, die die "Tour des Combins" absolvieren.

In der Nacht klart es auf, wir brechen auf zu unserem ersten Ziel, dem Petit Combin. Es ist klar, dass es ein weiter Weg wird, dementsprechend spät sind wir dran ... was bei der milden Witterung andererseits keine Rolle spielt, da es nachts ohnehin nicht friert. Der Zugang zum Gletscher gestaltet sich nicht ganz eindeutig, es gibt drei bezeichnete Wege von der Hütte aus. Wir nehmen den mittleren, nachdem wir den direkten Zugang im Dunkel nicht gefunden haben. Aber auch von hier, der Moräne folgend, erscheint es schwierig, hinunter zu gelangen, vielleicht sind auch die Regenfälle der letzten Tage schuld, die den Hang z.T. in eine Teststrecke für schlammtaugliche Geländewagen verwandelt haben. Irgendwie kommen wir dann runter, seilen an, inzwischen ist es bereits 6.15 Uhr, und queren gleich hinüber zum westlichen Gletscherrand. Dort wollen wir die Begrenzungsfelsen umgehen, um dann das Gletscherbecken zu gewinnen, das über einen Felsriegel hinauf zum Petit Combin führt. Der Weg dahin ist allerdings mit recht vielen Spalten gepflastert (?), so dass wir ständig ausweichen müssen - das kostet Zeit. Außerdem tut der weiche Sulzschnee sein Übriges, um unsere Kräfte auszulaugen. Nach einer Weile wird klar: mit dem Petit Combin wird das heute nix! Wir peilen einen Felsen im Gletscherbereich ein Stück unter P. 3310, einem Ausläufer des Combin de Boveire, an. Dort Rast mit herrlichem Ausblick auf den Grand Combin. Technisch stellt sich der weitere Anstieg aus dieser Sicht recht leicht dar, aber angesichts der warmen Temperaturen und des nicht ganz optimalen Trainingszustands der Seilschaft nach längerer Krankheit entscheiden wir uns, es hiermit gut sein zu lassen.
Im Abstieg queren wir den Gletscher hinüber zur Rampe, die zum Tournelon Blanc hinaufführt. Das wäre unser zweites Ziel gewesen, aber angesichts der Bedingungen in diesem Jahr nicht machbar. Die Frage über die optimale Route beschäftigt uns allerdings eine ganze Weile: der Aufstieg ist mit 30° angegeben und erscheint dementsprechend steil - bei diesen Temperaturen heißt das dann zwei Schritte vor, einen zurück. Auch etliche Spalten stehen im Weg herum ... also, das wäre schon noch eine Herausforderung!
Der Weg hinunter zur Hütte wird lang, ca. 3 km Abstieg auf dem Gletscher, meist harmlos, das Gehirn schaltet auf Autopilot, die Sonne sticht, die Hütte erscheint bald, aber kommt und kommt nicht näher ... irgendwann haben wir's dann geschafft und erreichen kurz nach 15 Uhr die Cabane.

Am nächsten Tag über den Col des Otanes hinunter nach Mauvoision und per Anhalter zurück nach Fionnay, wo unser Auto steht.
Eigentlich ... nein, nicht eigentlich: Es war eine schöne Tour!


Tourengänger: schwarzert


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