Durch den Hohwald - Unterwegs im Wolfsland


Publiziert von lainari , 2. Juni 2015 um 20:49.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:31 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:24,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Parkplatz Steinberg oder Städtebahn SB 71 von Pirna bis Neustadt/Sa. und Fußweg nach Langburkersdorf oder weiter mit Bus Linie 267 (VVO) oder Linie 117 (ZVON) von Neustadt/Sa. bis zur Hohwaldschänke
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 90 Sebnitz und Umgebung

Wider die Angst
 
In letzter Zeit war es recht ruhig um die Wölfe im Hohwald geworden, man ging von der Auflösung des Wolfsrudels oder gar vom Verlust der Tiere aus. Das Wolfsrudel im Hohwald war der größte südlichste Ableger der Lausitzer Wolfspopulation, Einzeltiere sind jedoch auch schon weiter vorgedrungen. Aktuelle Artikel wie „Wolf reißt Damkuh“ und „Ist der Hohwaldwolf zurück?“ sind sicher geeignet einen neuen Hype auszulösen - ganz im Sinne der Wolfsgegner. Deren führende Köpfe, meist aus der Nebenerwerbslandwirtschaft oder der Jägerschaft kommend, versuchen ihr eigenes Motiv, die materielle Verlustangst durch geschickte Agitation zu verschleiern, indem sie die Urangst eines jeden Menschen, die Angst um körperliche und seelische Unversehrtheit wecken. Immerhin über 10.000 Anhänger konnten sie so für eine Petition zur Einführung der Wolfsjagd gewinnen.
Anhand des groben Verlaufes einer bereits begangenen Route wollte ich mich zu einer Nachschau aufmachen. Die Urangst sollte dabei für mich kein Hindernis sein, da ich die Natur für weniger bedrohlich halte, als zivilisatorische Einflüsse. Die kurze aber dennoch stressige Arbeitswoche konnte gar nicht schnell genug vorüber sein. Immer öfter komme ich bei meinem IT-technisch motivierten Arbeitsanteil zur Erkenntnis, dass Dinge die ich heute beflissen erledige, gestern schon überholt waren - Änderung nicht in Sicht. So gab es am Wochenende einiges auszubalancieren.
 
Am Sonntagmorgen brach ich zur Tour in die Oberlausitz auf. Als Startpunkt wählte ich den Parkplatz am Steinberg im Hohwaldgebiet. Vor Ort angekommen, stellte ich das Auto ab und machte mich sogleich auf den Weg. Das Wetter war recht ordentlich, es sollte bis etwa 20° C warm werden. Zunächst folgte ich dem Forstweg durch den Wald in Richtung Hoher Hahn. Den unbedeutenden bewaldeten Gipfel ließ ich heute aus und wanderte auf dem Forstweg weiter. Plötzlich lief ich ungewollt bis etwa 10 Meter auf einen friedlich grasenden Rehbock auf, der jetzt natürlich die Flucht ergriff. Mit Erreichen der Waldkante kamen zwei weitere Rehe in lockeren Sprüngen vom Futterplatz diagonal über ein Feld Sommergetreide in meine Richtung, bogen dann jedoch in den Wald, um zu ihrem Tageseinstand zurückzukehren. Von der angeblichen Unruhe der Tiere im Wolfswald war nichts zu spüren, nach wie vor bleibt der Mensch der größte Störfaktor. Aussichtsreich gelangte ich auf dem Weg zwischen Feldern und Wiesen talwärts zum Verbindungsweg nach Lobendava (Lobendau), dem Punkt Langburkersdorf - Grenze. Dabei konnte ich ein weiteres Reh seelenruhig im hohen Gras fressend sichten, es war zunächst nur an den aufgestellten Lauschern zu erkennen. Vorbei am „Wirtshaus zum Raupenberg“ umging ich auf der Raupenbergstraße einen großen Teil der Ortslage Langburkersdorf. Die Hauptstraße überquerend, lief ich durch eine Eigenheimsiedlung zur Hohwaldstraße hinauf. Dort bog ich nach links, folgte dem breiten Randstreifen und zweigte kurz darauf nach rechts ab. Am letzten Gartengrundstück musste ich einem wachsamen Bürger nach seiner Kontrollfrage Auskunft zu meinem Wanderziel geben. An der Flanke von Krügers Berg stieg ich danach bergan. Nach kurzer Zeit erreichte ich ein unlängst durchgeforstetes Waldgebiet. Der einst verwunschene Pfad war auf weiter Strecke einer unangenehm zu begehenden Grobschotterpiste gewichen. An einer Kreuzung wurde ich von einer Markierung geradeaus geschickt. Einen Abzweig des Wanderweges entdeckte ich nicht, wurde jedoch vom neuangelegten Weg im Kreis geführt. Durch einen kleinen weglosen Abstecher brach ich aus der Schleife aus und kam zur Hohwaldstraße.
 
Kurz vor dem Parkplatz am Steinberg bog ich links auf einen verwachsenen Weg ab und suchte erneut am Hange des Seifberges (Der Name ist vielversprechend!) nach einem Bergbaurelikt. Schon mehrfach hatte ich ergebnislose Kurzversuche gestartet, da die Lage vom betreuenden Verein wegen Angst vor Vandalismus streng gehütet wird. Mit Eintreffen auf einem Horizontalweg zeichnete sich wieder ein Fehlschlag ab. Auf einem Felsen ließ ich mich zur Rast nieder und sortierte noch einmal meine diesbezüglichen Kenntnisse aus dem Grundriss, den wenigen veröffentlichten Fotos und der Wanderkarte (Flurnamen!). Im Zusammenhang mit den Flächen die ich bereits kannte, wusste ich plötzlich die Lösung und fand das Objekt im Anschluss. Der etwa 500-jährige, namenlose kurze Erbstollen diente zur Entwässerung eines höher am Hang liegenden Schachtbaues in dem vermutlich wenig ertragreich Erze gesucht wurden.
Die Anfänge der Bergbauversuche im Hohwald dürften auf die Walen zurückgehen, die entgegen landläufiger Meinung nicht nach Gold sondern nach Zuschlagstoffen für die in Venetien heimische Glasherstellung, wie Braunstein (Mangan) oder Kobalt suchten.
Ab der Wegkreuzung gegenüber der Einfahrt zur Hohwaldklinik begab ich mich später über den Schmidtweg vorbei an den Flanken von Nestelberg und Angstberg und über den Flügel F ins Tal der jungen Wesenitz. An einer Sitzgruppe legte ich eine gemütliche Mittagspause ein. Der Weiterweg erfolgte über den Flügel N und den Wesenitzweg bis zur Waldkante. Hier nahm ich den grün markierten Pfad aufwärts. Auf der Hochfläche wandte ich mich nach links und untersuchte das Richtung „Sieben Linden“ liegende Waldstück auf historische Bergbauspuren. Dort war eine Menge zu entdecken, es ist jedoch schwierig, Spuren früherer Erzsuchen vom später erfolgten Gesteinsabbau zu trennen.
 
Nach diesem Abstecher zurück auf dem Weg, passierte ich das Gasthaus Waldhaus und wechselte gerade über die Hohwaldstraße hinüber. Ab hier wiesen erste Wegweiser zum Nordkap, das ich nach kurzer Zeit erreichte. Das Nordkap ist hier der nördlichste Punkt der Tschechischen Republik, dem man eine überdachte Sitzgruppe und eine Informationstafel spendiert hat. Neu hinzugekommen war eine große Steinplatte mit deutscher Schrifttafel auf tschechischer Seite. Von hier aus folgte ich dem Grenzpfad, der neuerdings ein offizieller tschechischer Wanderweg mit gelber Markierung ist und romantisch durch den Hohwald verläuft. Mit der Überquerung des Schwarzbaches hatte ich die Rückseite der Hohwaldklinik erreicht. Am Bach hinunter ging ich durch die parkähnliche Anlage, nutzte eine Bank für eine nochmalige Rast. Über die Zufahrtsstraße zur Klinik, die aus unerfindlichen Gründen gerade luxussaniert wird, strebte ich Richtung Hohwaldstraße. Kurz zuvor bog ich links zur Wegespinne ab und stieg noch einmal steil hinauf, um über den Steinberg zurück zum Parkplatz zu gelangen. Nun habe ich mir fast einen Wolf gelaufen - aber keinen gesehen. Spaß beiseite - wer bis hierher mitgelesen hat und auf die Beschreibung einer Wolfssichtung hoffte, erwartet im Wald auch eine Begegnung mit Rotkäppchen! Ich habe doch etliche Wanderer und Radfahrer getroffen und dabei drei kurze Unterhaltungen geführt, aber der Wolf war hier kein Thema. Diese Normalität tut gut.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 7 h. Die Schwierigkeit variiert zwischen T1 und T2.

Tourengänger: lainari


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