Reise in den New Forest und Wanderung zum Rhinefield House


Publiziert von ABoehlen , 25. November 2014 um 14:38.

Region: Welt » United Kindom » Hampshire
Tour Datum:23 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 60 m
Abstieg: 60 m
Strecke:Brockenhurst - Ober Lodge - Rhinefield House - Black Knowl - Brockenhurst, 12.4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit South West Trains nach Brockenhurst
Unterkunftmöglichkeiten:White Lodge Garden Room
Kartennummer:Ordnance Survey OL22 New Forest (1:25'000)

Einleitung

Der New Forest ist – so weit ich das beurteilen kann – eine Gegend, die hierzulande überhaupt nicht bekannt ist. Und doch dürfte manchem in meinem Alter die Gegend ein bisschen vertraut vorkommen. Dann jedenfalls, wenn er oder sie sich in den 80er Jahren auch durch die englische Fernsehserie «Famous Five» (Fünf Freunde) begeistern liess. Diese m.E. mit Abstand beste Verfilmung der berühmten Bücher von Enid Blyton, entstand fast vollständig im Gebiet des New Forest. Daher war es schon lange mein Wunsch, diese mir seit langem vertrauten Orte mal mit eigenen Augen zu sehen und herauszufinden, was sich in all den Jahrzehnten verändert hat. Diesen Herbst war es endlich soweit:

Montag, 22. September 2014: Anreise

Die Anreise ist ungewöhnlich für mich, da sie per Flugzeug erfolgt. Bereits ist es nämlich wieder 6 Jahre her, seit ich zum letzten Mal dieses Verkehrsmittel benutzte und in der heutigen schnelllebigen Zeit hat sich da allerhand verändert wie ich noch feststellen werde.

Erstmal geht's aber gemütlich zum Flughafen Zürich und wir wählen bewusst den langsameren Weg mittels InterRegio, da die direkten Verbindungen normalerweise überfüllt sind. So aber finden wir problemlos einen Sitzplatz und auch für das sperrige Gepäck ist im Einheitswagen IV genug Platz, was im IC-Doppelstöcker leider nicht immer der Fall ist.

Im Flughafen angekommen ist es aber vorbei mit der Ruhe, denn es wimmelt nur so von Leuten. Offenbar wollen an diesem Montagmorgen noch andere in die Ferien verreisen. Und nun beginnen die Probleme: Wie ich nämlich feststellen muss, kann man – anders als früher – nicht mehr einfach mit dem Gepäck an den Check-in Schalter gehen, sondern muss sich selbst an einem Automaten die Bordkarte und den Barcode für's Gepäck beschaffen. Und das ist alles andere als trivial, wenn man es vorher noch nie gemacht hat und sich die Leute um die wenigen vorhandenen Apparate balgen! Hier gilt es nun, die Konzentration nicht zu verlieren, damit das Gerät die gewünschten Dokumente ausspuckt. Leider sind diese Automaten nicht sehr intuitiv zu bedienen und es ist schade, dass man sich hier als Kunde ziemlich alleingelassen vorkommen muss…

Beim Aufgeben des Gepäcks und der Sicherheitskontrolle gibts dafür dann keine Probleme und beim Gate angekommen, können wir gleich ins Flugzeug einsteigen. Der A320 ist sehr gut besetzt und in der Economy Class ist es relativ eng, aber der Flug dauert ja nur knapp 2 Stunden.

Mit etwas Verspätung erreichen wir den Londoner Flughafen Heathrow im Bereich des Terminal 1. Nach dem Aussteigen beginnt ein langer Fussmarsch durch endlos lange Korridore bis zur Passkontrolle und weiter zur Gepäckausgabe. Dort drehen unsere Koffer bereits ihre Runden und wir können daher sogleich weiter zur U-Bahn Station, wo bald ein Zug der «Piccadilly Line» einfährt. Diese verkehren ganztags im Abstand von nur wenigen Minuten. Fast eine Stunde sind wir nun unterwegs, bis wir beim Piccadilly Circus in der Stadtmitte umsteigen. Die Fahrt ist interessant, da mehrheitlich oberirdisch. Weiter geht es dann mit der «Bakerloo Line» noch ein kurzes Stück bis nach Waterloo.

Dies ist einer der zahlreichen Bahnhöfe von London und von hier aus verkehren die Züge in den Süden des Landes. Da wir genügend Zeit haben, löse ich die Fahrkarte am Schalter und stelle dabei fest, dass Bahnfahren in England ähnlich teuer ist wie bei uns. Für die knapp zweistündige Fahrt nach Brockenhurst mit dem Schnellzug bezahlen wir pro Person £ 43.20. Dafür ist aber auch der Service entsprechend, was sich schon daran zeigt, dass die Züge relativ häufig verkehren und genügend Sitzplätze bieten. Mehr zu den Besonderheiten der britischen Eisenbahn dann in einem späteren Bericht.

Die Fahrt ist ein Genuss: Nachdem wir die fast endlosen Vororte von London hinter uns gelassen haben, rauschen wir durch endlose Wälder, parkartige Landschaften und weite Felder. Nach Southampton queren wir den breiten River Test, der in diesem Bereich endet, denn die Bucht von Southampton ist bereits ein Teil des Meeres. Nun aber biegen wir in unser Ferienland ein, den New Forest. Natürlich dominiert der Wald die Szenerie, aber nicht nur: auch weite, offene Heideflächen ziehen am Fenster vorbei. Bald aber heisst es aussteigen, und nach rund 11 Stunden Reisezeit sind wir in Brockenhurst angelangt.

Der Weg zur Unterkunft ist nur kurz, dennoch gibt es bereits eine Menge zu entdecken, wie beispielsweise einen Weiderost (cattle grid) am Ortseingang. Was es damit auf sich hat, werden wir noch erfahren.

In der «White Lodge» angelangt, werden wir von der Eigentümerin willkommen geheissen und in unser Zimmer geführt. Für die kommenden knapp 2 Wochen wird dies nun unser Zuhause sein. Der Raum ist gross und alles sieht sehr neu aus. Hier werden wir uns bestimmt wohlfühlen!

Dienstag, 23. September 2014: Wanderung zum Rhinefield House

Trotz Müdigkeit war die Nacht eine ziemliche Wälzerei, da diese Art von Bett für uns ungewohnt ist und als nicht sehr bequem empfunden wird. Auf einem mit Federn durchsetzten Untergestell ist eine dicke und relativ weiche Matratze aufgebaut, womit sich eine beeindruckende Gesamthöhe ergibt. Man muss also fast ins Bett hinaufklettern! Die ganze Konstruktion ist aber sehr wackelig und es schaukelt bei der geringsten Bewegung. Hier werden wir uns noch eine Optimierungsmöglichkeit ausdenken müssen, wenn wir die verbleibenden 10 Nächte besser schlafen wollen.

Aber erstmal wird gefrühstückt. Das Essen steht auf dem Flur bereit und besteht aus den folgenden Zutaten:
  • Orange juice
  • freshly baked Danish Pastries (süsse Brötchen mit jam)
  • Dorset fruit muesli
  • Spiced fruit compote & Greek yoghurt (eingelegtes Dörrobst mit Naturejoghurt).
Das ist alles sehr lecker und sättigt garantiert für den ganzen Tag. Dazu gibt es reichlich frisch gebrühten Kaffee.

Nach dem Essen begeben wir uns ins Dorf für eine erste kleine Shoppingtour. Wir stellen dabei fest, dass die vom letzten Urlaub 2002 noch übrig gebliebenen Briefmarken immer noch gültig sind, die 20£-Scheine dagegen nicht mehr. Aber auf der Bank kann ich sie gegen neue eintauschen. Im Tesco express können wir uns mit den täglich benötigten Utensilien eindecken, beispielsweise Mineralwasser, und weiter entdecken wir in verschiedenen kleinen Läden und auf der Post sehr schöne Ansichtskarten.

Nachdem all diese Einkläufe «zuhause» deponiert sind, starten wir gegen 11.00 Uhr zur ersten Wanderung. Der dichte Nebel, der am Morgen über Brockenhurst lag, beginnt sich bereits aufzulösen und so können wir uns auf einen sonnigen Tag freuen.

Durch die Ortsmitte gelangen wir zum «Watersplash», einer Furt, wo der Bach quer über die Dorfstrasse fliesst. Hier biegen wir rechts in die Rhinefield Road ein, der wir aber nicht direkt folgen müssen, denn es hat durchgehend kleine Pfade, die die Strasse mal näher, mal weiter weg begleiten. Von den Quartieren im westlichen Teil des Dorfes sehen wir gar nicht so viel, da sich entlang der Strasse ein dichter Gehölzstreifen hinzieht. Die Szenerie ändert dann schlagartig bei der Ober Lodge, wo das Dorf endet und das Weideland des New Forest beginnt. Wie wir am Folgetag im Museum des New Forest Centre in Lyndhurst erfahren werden, bedeutet «Forest» nicht einfach «Wald», sondern oft ist so genannter «open forest» gemeint, was wiederum entweder «lawn» (Grasland) sein kann, oder «heath» (Heidelandschaft mit Stechginsterbüschen). Beide Vegetationstypen können wir beim Weiterwandern entlang der Rhinefield Road bewundern. Wir bewegen uns hier zwischen dem Whitefield Moor und dem White Moor, wobei der englische Begriff «Moor» nichts mit dem deutschen Moor zu tun hat, auch wenn oft fälschlicherweise so übersetzt wird. Gemeint ist eine Heide. Ein Moor in unserem Sinne würde hier als «bog» bezeichnet und davon hat es im New Forest nicht sehr viele.

Bei der Puttles Bridge, wo das Flüsschen Ober Water durch ein kleines Tälchen mäandert, erreichen wir ein ausgedehntes Waldgebiet mit Laub- und Nadelbäumen und sehr viel Farn am Waldboden. Auf schmalen Pfaden rechts und links der Rhinefield Road gelangen wir zum Clumber Inclosure, wo wir der Grenze des Grundstückes des Rhinefield Houses folgen. Überraschend stossen wir dort auf Edelkastanienbäume und entsprechende «Igelchen» am Waldboden. Wir werden in den folgenden Tagen noch merken, dass diese Bäume hier recht häufig vorkommen.

Rhinefield House ist das eigentliche Ziel der heutigen Tour: Vor 36 Jahren wurde auf diesem Gelände die Fünf Freunde-Episode «Five have a wonderful time» gedreht. Das verwinkelte Haus, 1890 erbaut, übernahm dabei die Rolle des Faynights Castle. Tatsächlich sieht das Gebäude wie eine Burg aus! Heute befindet sich aber in diesen Gemäuern ein (vermutlich sehr teures) Hotel. Das Gelände ist trotzdem frei zugänglich und so können wir in aller Ruhe auf Spurensuche gehen. Vieles sieht noch genauso aus wie 1978, nur die Treppe im Freien, wo die Fünf Freunde in einer Szene darüberspazieren, finden wir vorerst nicht. Solche Treppen hat es einige, aber bei keiner passt die Umgebung. Sucht man den Ort aber anhand der eindeutig zu identifizierenden Mauern dahinter, so stellt man fest, dass genau diese Treppe nicht mehr existiert, denn dort führt heute ein befahrbarer Schotterweg zur Vorderseite des Hauses.

Nach dieser Detektivarbeit lassen wir uns eine Weile auf einem Baumstamm nieder, wo wir ein paar Nüsse verspeisen und einen Orangensaft schlürfen. Dann verlassen wir das Rhinefield House und wandern durch die Wälder des Aldridge Hills und vorbei am Ober Corner bis zum Waldrand bei der Bolderford Bridge (Pt. 14). Hier geht es nun wieder hinaus ins «Moor» und wir geniessen die offene Landschaft und die grasenden New Forest Ponies, die ganzjährig hier draussen zuhause sind. Davon wird dann in einem späteren Bericht noch die Rede sein.

An der Meerut Road schliesst sich der Kreis und quer durchs Dorf sind wie um ca. 15.30 Uhr wieder in der White Lodge, wo wir uns nach dem Duschen und Waschen der Kleider einen feinen Kaffee im Zimmer zubereiten können. Typisch England: Die in den Zimmern üblicherweise vorhandenen tea and coffee making facilities habe ich bereits 2002 kennen- und schätzen gelernt.

Link zur nächsten Tour

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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