Borna und der Kalk


Publiziert von lainari , 14. Juli 2014 um 17:39.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:13 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2:15
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:7,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Borna
Kartennummer:1:20.000, SK Nr. 54 Liebstadt und Umgebung

Werte und Traditionen
 
Wieder einmal absolviere ich eine anstrengende Woche. Es beginnt am Dienstag als die Euphorie des Fußball-WM-Halbfinales vom unwetterartigen Regen fortgeschwemmt werden zu droht. Ich schwanke zwischen Jubel und Besorgnis. Das Wetter der Tage schwankt zwischen feuchtheiß und feuchtkalt. Das tut meinem Befinden nichts Gutes. Am Freitag schleppe ich mich mit einer prächtigen Erkältung auf Arbeit, besser hätte ich es gelassen. Also gilt es in der Folge am Wochenende kleinere Brötchen zu backen.
 
Wenn Traditionen und Werte zusammentreffen, dann entsteht vielleicht so etwas wie der Kalkofenverein von Borna. Ein Zeitungsausschnitt, den ich mir für „schlechte Zeiten“ aufgehoben hatte, gab den Anstoß für eine sonntägliche Wander- und Erkundungstour in der näheren Umgebung. Ein ideales „kleines Brötchen“. Rund um Borna, das sich im Osterzgebirgsvorland an der Mittelsächsischen Überschiebung, einer geologischen Störzone befindet, werden seit etwa 600 Jahren Kalklagerstätten ausgebeutet. Im Gebiet zwischen Berggießhübel, Liebstadt und Pirna wurden gar an die 150 einstige Standorte von Kalköfen ausgemacht. In Borna bemüht sich ein Verein engagiert um die Bewahrung dieser Geschichtsspuren. Nach kurzer Anfahrt stelle ich mein Auto auf dem Gelände des Bornaer Kalkofenareals ab. Mein verschnupftes Gesicht fühlt sich zwar immer noch wie nach einem Zusammentreffen mit einer der Fäuste der Klitschko-Brüder an, aber Bewegung an der frischen Luft soll ja gut tun. In moderatem Tempo setze ich mich in Bewegung und biege an der Zufahrt des Areals nach links auf den bergwärts führenden Flurweg ein. Nach kurzem Marsch komme ich zu Haftmanns Ofen. Hier wurden die Reste eines einst dreischächtigen Kalkofens freigelegt. Dann gehe ich weiter bis zur Autobahn A 17. Ein kurzer Abstecher nach rechts führt zu einem Aussichtspunkt, wo mich ein schönes Panorama erwartet. Dann laufe ich auf dem Flurweg entlang der Autobahn. Im Zeitungsartikel waren mit dem Leuschkebruch und dem Aussichtspunkt über den großen Bornaer Bruch weitere Ziele genannt, die noch nicht in den offiziellen Rundweg integriert seien. Der Weg dorthin ist leider mit einem Betretungsverbot belegt. Da sich aus dieser Richtung Personen nähern und mein Bedarf an einer Diskussion mit dörflichen Hardlinern heute befindlichkeitsbedingt sehr eingeschränkt ist, lasse ich diese aus. Durch eine Unterführung wechsele ich auf die andere Seite der Autobahn und folge einem Fußweg am Straßenrand. Unterwegs mache ich einen kurzen Abstecher auf den Käferberg. An der Flanke der bewaldeten Kuppe soll sich eine Kanonenschanze aus dem Jahr 1813 befunden haben. Diese ist dem Straßenbau zum Opfer gefallen. Am Berg selbst ist noch ein kleiner Steinbruch zu entdecken, den ich über einen unscheinbaren Pfad am Funkmast erreiche. Zurück an der Straße führt eine Brücke über die Autobahn. Zum Gedenken an den Aufenthalt Napoleons am 08.09.1813 wurde an der folgenden Kreuzung eine Stele aufgestellt. Gleich dreimal wurde die hiesige Region im August/September 1813 von der Frontlinie des Krieges überrollt, was unsägliches Leid brachte. Ich halte mich rechts und laufe zwischen Getreidefeldern auf der Trasse der Alten Teplitzer Poststraße zum Erlichtteich. Karte und Wegweiser weisen eine unterschiedliche Schreibweise auf, ich nutze jene der Karte. Das idyllische Fleckchen ist ebenfalls als Privatgelände gekennzeichnet. Vorbei an der Napoleonstele laufe ich zum Ort Borna zurück. Auf dem Weg bergab mache ich einen Abstecher zur Kirche. Von dort aus führt ein Pfad zur Hauptstraße und entlang dieser und der späteren Zufahrt komme ich wieder zum Kalkofenareal. Der noch heute in Borna stattfindende Kalkabbau erfolgt nicht mehr für Bau- oder Landwirtschaft sondern als Zuschlagstoff für die chemische Industrie in Form von besonderem Gesteinsmehl. Über ein Versuchsstadium ist man dabei wohl aber noch nicht herausgekommen.
Die heutige kleine Runde hat mir durchaus gefallen. Sie könnte aber durch die Erschließung der erwähnten weiteren Ziele nochmals aufgewertet werden. Sollte eine Einigung mit dem Flurbesitzer bekannt werden und eine Erweiterung des Rundweges Realität werden, komme ich bestimmt noch einmal hierher.
 
Die (gemütliche) Gehzeit betrug 2 h 15 min. Die Strecke ist mit T1 zu bewerten.
Das Kalkofenmuseum Borna hat jeden 3. Samstag im Monat von 14-18 Uhr geöffnet.

Tourengänger: lainari


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