Im Lochschnee versinken - die Entdeckung des rojosuiza-Sattels


Publiziert von rojosuiza , 6. Mai 2014 um 13:11.

Region: Welt » United States » California
Tour Datum:15 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA   US-CA 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aspendell
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Aspendell
Unterkunftmöglichkeiten:keine unterwegs, Motels in Bishop

Lochschnee? - Was ist Lochschnee?
 
Lochschnee ist Schnee, der nicht trägt; mal steht rojosuiza beim Schritt oben drauf, mal sinkt er ein bis zum Knie, bis zu der Hüfte; und manchmal steht er ganz unten, mit beiden beiden Beinen tief im Loch... Daher der Name Lochschnee.
 
Lochschnee bietet sich rojosuiza überall auf dieser Wanderung, ausser an dem einen südostexponierten Hang, der zum rojosuiza-Sattel hinaufführt; der Hang ist von der Sonne kahl und schneefrei gebrannt.
 
Der Marsch beginnt in Aspendell 8400 Ft (2560 m). rojosuiza folgt der Strasse, die noch Wintersperre hat  (aber Stunden später schon nicht mehr!) zum Lake Sabrina auf 9128 Fuss (2780 m). Was sieht man als erstes vom See? - Dass kein See da ist! Der See ist leer, am Naturdamm liegt kein Wasser an. Die Bootauslegestege schweben im Trockenen und ein Boot ist hier ganz und gar unnütz. Bei der Schenke wählt rojosuiza  den Weg auf der Westseite des Sees, der zwar nicht auf der Karte eingezeichnet ist, aber da ist er trotzdem. Schliesslich kommt auch der See zustande, weiter  im Tal drinnen. Hinten am See verliert der Pfad sich dann leider irgendwo, aber es liegt jetzt ohnehin so viel Schnee, dass das Gelände weglos gemeistert wird. rojosuiza wäre jetzt gerne auf der anderen Seite des Bergbaches, aber der ist für ihn hier nicht zu überschreiten. Durch den Schnee hinauf also! Am Anfang trägt die Sache, aber dann kommt: Lochschnee. Erst etwas an einigen Stellen, dann mehr und mehr, bis klar ist, dass hier bei diesen Verhältnissen kein Durchkommen mehr ist. Lochschnee und steiles Gelände: eine grauslige Kombination. Das Gebiet ist so rauh und steil, dass Schneeschuhe, wären sie denn vorhanden, auch keine eitle Freude wären. rojosuiza ist nur zum  Oberlauf der Middle Fork Bishop Creek auf  ca.  3100 m gekommen.

Also jetzt Abstieg, wo es doch erst kurz nach 9 Uhr ist? Abstieg, und alles, alles der Strasse nach zurücklaufen bis nach Bischop, wenn kein Auto käme und mich mitnähme, ist der herzallerliebste Taxifahrer doch erst auf 18 Uhr bestellt und gibt es weit und breit keine Telefonsignale... Wie wäre es, wenn...

Ein paar hundert Meter wieder abgestiegen und dann weglos durch Geröll und Geschiebe hinauf in den süd-ost exponierten Hang, der trocken ist und wo der Schnee völlig verschwunden ist? Weiter oben sieht rojosuiza einen namenlosen Sattel, von ihm flugs rojosuiza-Sattel getauft. Das wird jetzt das Ziel, da will er hinüber. Im Hang wächste ein Busch-Zeugs, was sich der Grünerle der Alpen gar nicht unähnlich verhält - was aber an einigen Stellen den Busch weit hinter sich lässt und sich zu grossen Bäumen auswächst. Weil hier das Steigen so prächtig, hat rojosuiza das Gefühl, es würde wohl auf der anderen Seite auch so prächtig gehen. Und käme da etwas Lochschnee, ein Leichtes wär's, denn es war ja nur im Abstieg, das hält keinen rojosuiza auf! Der Sattel liegt auf
ca. 11000 Fuss, d.h. 3350 m, es ist eine lieblicher Ort. Es ist eine kleine Ebene, bewaldet, der Schnee ist hier fest und hart, man ist guter Hoffnung.  

Doch da - der erste Einbruch. Dem Schnee ist nicht zu trauen: Lochschnee! Hier gilt es zu entscheiden. Entweder man findet seinen Weg hinab über den Hang, den man gerade hinangestiegen ist - was einem Zurück gleicht, dem rojosuiza eher abgeneigt ist! - oder man setzt seinen Weg nach vorne fort. Wenn man so entscheidet, ist die Entscheidung endgültig; denn wer so oft so tief einbricht, der kann wohl noch abwärts vorwärts kommen, aber aufwärts?

Nach den ersten schweren Einbrüchen auf dem Weg hinab Richtung Grass Lake zieht rojosuiza sich schnell die wasserdichten Überhosen an. Sonst wäre er bald ganz durchnässt. So toll verschwindet er dann und wann in einem Loch, dass er schliesslich auf Hosenboden und allen Vieren weiter zieht. Wo es steil genug bergab geht, kann er ein wenig rutschen, aber zu toll darf er es nicht machen. Wer weiss, was weiter unten kommt? Mühsam erreicht er den Talgrund, hoffend auf Schneefreiheit. Aber nein, auch hier: Lochschnee. Ja, jetzt noch über diese kleine Schwemmebene, ja, jetzt nur noch um den See. Der  Grass Lake liegt auf 9980 Fuss, 3040m.  Danach würde der Schnee schon aufhören. Immer sich an die Bäume halten, da ist der Schnee fester. Schneefrei nach dem See? Es wird nicht schneefrei, auch wenn es auf einem kleinen Kämmchen zwischen Lake Sabrina und dem ungetauften Seelein weiter unten manchmal so scheinen will. So eng wie möglich bleibt rojosuiza jetzt beim 'creek', dem kleinen Wasserlauf. Die Karte lässt einen Steilhang erwarten, aber es geht ganz gemächlich nach unten. Zu gemächlich, denn am Ende wartet der Steilhang im Wald weiter vorn: Lochschnee, Lochschnee auch hier. Wieder wird der Allerwerteste dankbar eingesetzt. Es rutscht, es raschelt, es gleitet, es versinkt, da ist rojosuiza in der nächstunteren kleineren Schwemmebene. Sein Bächlein bekommt Zuwachs von links und muss überschritten werden. Aber feucht ist es in rojosuiza ohnehin schon allemal... Vor ihm glänzt zauberhaft der North Lake, ca 9500, d.h. 2895m.
 
Endlich weicht der Schnee. Die Strasse ist vom Parkdienst gepflügt! rojosuiza wandelt beschwingt hinunter zum Sabrina Campground, 9000 ft oder 2740m, und danach zurück nach Aspendell.
 
Der Lochschnee liegt für allzeit hinter ihm! Die Rechnung ist aufgegangen! Und zeitig zum Rende-vous mit dem wertgeschätzten Taxifahrer ist er auch!
 
Sogar wenn einem nichts gelingt, gelingt einem immer alles!

T5 wegen der Schwierigkeiten durch die Schneebedeckung, wäre sonst T3

Tourengänger: rojosuiza


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T3+
21 Mai 18
Gestrandet auf 3333 Metern · rojosuiza

Kommentare (2)


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Mo6451 hat gesagt: Lochschnee
Gesendet am 6. Mai 2014 um 14:24
was macht man nicht alles, wenn man Freude an den Bergen hat.
Danke für diesen schönen und anschaulichen Bericht.

VG
Monika

rojosuiza hat gesagt: RE:Lochschnee
Gesendet am 6. Mai 2014 um 15:56
Dank Dir, Mo6451

ja, Freude an den Bergen ist etwas Schönes... wenn man auch machmal kurzzeitig etwas schimpft in seinem Lochschnee...


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