Circuito Olleros – Chavin


Publiziert von schimi , 12. Februar 2014 um 15:41.

Region: Welt » Peru
Tour Datum:23 Juli 2006
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: PE 
Zeitbedarf: 3 Tage

Olleros-Cavin-Trek

Über den Olleros-Cavin-Trek erreicht man in drei Tagen und über einfach zu gehende Wege Chavin de Huántar, eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Perus. Einzig die am zweiten Tag erreichte Höhe von ca. 4700 Metern, verlangt dem Wanderer ein gehöriges Maß an Höhenverträglichkeit ab. Wer es aber vermag, schon gleich zu Beginn sehr langsam und mit bedacht zu gehen, wird seine Freude an der Tour haben.

Nach der morgendlichen Anreise zum Ausgangspunkt am Rande von Olleros verbringen wir die nächsten zwei Stunden mit sitzen und schauen. Wir haben unsere Habseligkeiten (außer dem obligatorischen Tagesrucksack) in der Mitte des "Packplatzes" zu einem Haufen geschichtet. Unsere peruanischen Begleiter packen nun Stück für Stück unsere Gepäckstücke auf die Lamas. Diese Prozedur ist für uns zwar unterhaltsam, gleichwohl für die Jungs ein Kraftakt erster Klasse. Die störrischen Lamas sind dermaßen bockig, dass oft vier Männer notwendig sind um die Last aufs Tier zu bekommen. Eines der Tiere wird sogar ausgetauscht. Das kostet uns eine weitere halbe Stunde bis ein neues Lama auf einem offen Jeep zu uns gebracht wird.

Wir sind dann doch noch vor Mittag unterwegs. Zusammen mit einer gemischten, nur wenig höhenerfahrenen Reisegruppe, die von einem überaus reizendem peruanischem Paar und einigen Trägern und Gehilfen geführt, begleitet und bestens versorgt wird. Der einzige wirklich negative Umstand am Führungsteam war, dass die höflichen Peruaner nur schwer mit dem wohl typisch deutschen, und maßlos übersteigerten und unangebrachten Ehrgeiz als erster oben sein zu müssen, umgehen konnten. Entweder waren unsere Guides nur unerfahren, oder aber einfach nur zu höflich; auf jeden Fall waren die wahren Sportler und Trekker unserer Gruppe im Handumdrehen weit voraus, um den anderen zu zeigen wie Fit man sein muss, um hier bestehen zu können.

Angeführt wurde unsere Gruppe fortan also von einem der robusten Träger und einer bekloppten Berlinerin, die schon bei der Anfahrt im Minibus jedem erzählen musste, dass sie für den Berlin-Marathon trainiere (als wäre sie die erste auf der Welt, die jemals so etwas tut). Unsere einheimischen Führer hielten sich in der Mitte auf und so zog sich die Gruppe schnell auseinander, weil eben auch schwächere Teilnehmer zugegen waren auf die man Rücksicht nehmen musste.

Das Trekking führt über eine Hauptwasserscheide der südlichen Cordillera Blanca und wartet mit einem sehr starken Kontrast auf, zwischen dem eher dünn besiedelten, kargen und trockenen westlichen Teil des Weges und dem deutlich stärker bevölkerten und mit mehr Vegetation bestandenen östlichen Teil. Der Wechsel von karg zu üppig findet dabei sehr abrupt, genau auf der Passhöhe statt und macht einen nicht unerheblichen Reiz bei der Tour aus.

Zunächst zieht sich der Weg jedoch in fast schon monotoner Weise behäbig und wenig steil die Hänge empor. Die Landschaft ist sehr weitläufig und dem Auge fehlt zunächst der Anblick eines Fixpunktes in Form eines formschönen Berges mit Eishaube. (Wir sind eben nicht in den Alpen, wo der nächste schöne Gipfel immer nah ist). Weiter oben zeigt sich nach längerer Zeit Linker Hand der Nevado Shaqsha (5703 m); rechts taucht der kegelförmige Nevado Pucaraju (5322 m) auf. So etwas will der Trekker sehen!

Am späten Nachmittag gelangen wir nach Sacracancha, einer vom Rio Negro durchzogenen Ebene, in der es sich an erhöht gelegenen trockenen Stellen gut zelten lässt. Das Wasser ist stark eisenhaltig, wie auch die Berge in unserem Sichtfeld, so dass das Wasser sehr dunkel und rostbraun daherkommt. Die Berge sind zunächst noch nicht so auffällig. Dies ändert sich jedoch mit sich senkendem Sonnenstand radikal. Das Abendlicht taucht den gesamten Talkessel in eine leuchtende orangerote Zauberlandschaft. Viele von uns stehen auf den kleinen Anhöhen im weiten Bachbett und staunen über die leuchtende Farbenwelt.

Erst als wir selbst bereits längere Zeit im Schatten stehen (quasi in der blauen Zone) und die leuchtenden Stellen in den Felsgipfeln fast verschwunden sind, erwachen wir aus unserer Verzauberung und merken, dass wir allesamt schlottern und bereits sichtlich unterkühlt sind. Gut, dass unsere fleißigen Freunde bereits die Zelte errichtet haben, in denen wir uns nun bis zum Abendessen aufwärmen können.

Das Abendessen ist deftig und schmackhaft und wird uns in einem großen Küchenzelt serviert. Trotz der warmen Mahlzeit ist es uns im Gemeinschaftszelt schnell sehr kalt. So hält es uns dann auch nicht mehr allzu lange dort. Zu sehr lockt uns die Aussicht auf unsere neuen Daunenschlafsäcke, die wir uns extra für diese kalten Übernachtungen angeschafft hatten. Zuvor bleibt aber noch die Hürde der Abendtoilette und der Besuch des schmucken Toilettenzeltes. Dort pfeift der Wind von unten an die sonst so wärmeverwöhnten Stellen und man bemüht sich redlich und konzentriert, den Platz für den nächsten schnell wieder frei zu machen.

Endlich Schlafsack!
In der Tat hat sich die Anschaffung schon nach wenigen Minuten gelohnt. Im Handumdrehen geht es mir richtig gut; tolle Landschaft, Bauch voll, Körper warm, Zweierzelt mit meiner Liebsten. Mehr braucht kein Mensch zum glücklich sein!

Am nächsten Morgen, als ich die Zeltplane hebe, bemerke ich eine ordentlich dicke Eisschicht auf der Außenhaut des Zeltstoffs; wir haben dank der neuen Schlafsäcke wohlig warm durchgeschlafen. Die Sonne scheint schon, und bald wird es wärmer werden. Nach dem Frühstück folgen wir dem Rio Negro weiter nach oben, der Weg wird nun etwas steiler und alpiner, bleibt aber jederzeit einfach.

Nach ein paar kleinen Seen und zwei „Pasos mentirosos“ (falsche Pässe) erreichen wir auf 4680 Metern Höhe dann die Punta Yanashallash und den höchsten Punkt des Trekkings. Überflüssig zu erwähnen, dass die Berlinerin mit ihrem Fanclub schon „eine Ewigkeit“ hier oben auf den Rest der Gruppe warten musste.

Die Aussicht von der Passhöhe ist überaus reizvoll; und auch die Idee unserer Guides gleich hier links noch auf den kleinen Berg zu steigen. Er sei sehr leicht zu begehen, fast 5000 Meter hoch und die Aussicht sei noch besser! Mit der Option hier warten zu können, machen sich die meisten von uns auf, die zusätzlichen Höhenmeter zu bewältigen. Der Aufstieg ist zwar weglos aber einfach (T3). Trittspuren in bröseligem Fels wechseln mit feinem verwittertem schiefrigem Schutt. Weiter oben wird der Schutt mehr und mehr zu groben Sand; fast eher wie auf eine grobsandige Düne als auf einem Berg; so kommt uns das vor.

Da erhebt plötzlich unsere beliebte Berlinerin die Stimme, dass sie hier jetzt Angst bekomme, und auch trotz allseits angebotener Assistenz auf keinen Fall mehr weitergehen könne! Auch unser Guide kann die Flachländerin nicht zum weitergehen bewegen, wie ein störrischer Esel sträubt sie sich, weiter durch den Sand nach oben zu steigen. Wir haben Verständnis für unsere Guides, dass wir die Dame hier nicht im Sandkasten zurücklassen, oder gar alleine nach unten schicken können. So schauen wir uns den Gipfel aus gut 50 Höhenmetern Entfernung an und kehren dann unverrichteter Dinge zur Passhöhe zurück.

Auch der Abstieg von der Passhöhe bleibt technisch einfach. Wir übernachten noch vor dem Beginn der Zivilisation auf über 4000 Metern. Am Abend wird unsere Gruppe im Essenszelt superschnell kleiner, haben doch höhenbedingte Kopfschmerzen größere Teile der Gruppe heimgesucht als wäre es eine ansteckende Krankheit. Nicht nötig zu schreiben, welcher Teil der Gruppe davon besonders befallen wurde… (Man sagt auch: Kleine Sünden bestraft der Liebe Gott sofort; oder spätestens am Abend)

Am Morgen kommen wir schnell in bewohnte Gebiete zurück. Wir durchqueren die Quebrada Shoncopampa mit ihren steilen, von unregelmäßig geformten Feldern (milpas) bedeckten Hängen, wobei uns zahlreiche bettelnde Kinder begegnen. Beim Dorf Chichucanchi mit seinen schönen, großenteils noch aus Lehm errichteten Häusern mündet der uns begleitende Bach in das Tal des Rio Huachesca, dem wir nun flussabwärts folgen.

Zur Linken erhebt sich das beeindruckende und vergletscherte Massiv des Nevado Huantsán (6395 m), einem der größten Berge der südlichen Cordillera Blanca. Am Nachmittag wird der letzte Teil des Abstiegs noch einmal steil. Wir nähern uns Chavin de Huantár im Tal des Rio Mosna. Die letzten 20 Minuten gehen wir auf einer dürftigen Straße in das Dorfzentrum hinein und werden von Kindern begrüßt. Mehr Schnuppertrekking, als Trekking. Für meinen Geschmack hätte noch einige Tage so weitergehen können.

Tourengänger: schimi


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