eine geniale Tourenkombi zum Pizzo Cavagnöö

Pizzo Cavagnöö 2836m auf Umwegen, eine grandiose Tour!

Ein weiterer Tag im Val Bedretto! Eine weitere grandiose Tourenvariante!

Zwischenzeitlich hat sich allgemein rumgesprochen, dass im Bedretto beste Skitourenverhältnisse herrschen. Oder liegt es daran, dass es Sonntag ist? Auf jedenfall war dies heute ein sogenannter Spitzentag! Viele Skigebiete träumen davon! Genauer: Ausgezeichnete Schneeverhältnisse und eine ordentliche Anzahl Menschen die dies geniessen wollten.

Uns störte dies aber nicht wirklich. Gute Planung ist alles! Einfach eine Tourenkombi zusammenstellen, die nicht jeder macht und genau dies haben wir getan. Der Pizzo Cavagnöö soll es sein, aber nicht auf direktem Weg. Auf unserem Weg vielleicht noch dem Poncione di Valleggia besuchen? Dies liessen wir uns offen.

Unsere Tour können wir in vier Etappen unterteilen. Gestartet sind wir in All’Acqua.

Von All’Acqua P.1614 folgen wir erst der Nufenen Passstrasse in südwestlicher Richtung biegen aber schon nach wenigen Metern nach links ab. Etwas abwärts, über den Ticino und aufwärts dem Val Cavagnolo entgegen.

Im Bereich des Sommerweges, steigen wir erst in etwas steilerem, bewaldetem Gelände aufwärts. Ungefähr auf einer Höhe von 1840m lässt man den Wald hinter sich, gleichzeitig nimmt die Steilheit etwas ab.  Wir kommen zügig voran und gewinnen im Val Cavagnolo stetig an Höhe.

Ab 2160m wird es flach und das Tal weitet sich. Ein grosser Kessel, der auf seiner Südseite von Pizzo Grandinagia und Poncione Cavagnolo flankiert wird, öffnet sich. Unglaublich wie viel unsichtbarer Platz, von unten gesehen, sich zwischen den wilden Gipfeln des Bedrettos befindet.

Wir durchqueren den Kessel und biegen schliesslich ca. auf 2360m nach links ab. Nun weiter in nordöstlicher Richtung, in dem leicht coupierten Gelände bis auf den namenlosen Pass P.2589, südlich des Poncione Val Piana.

Felle weg und hinein in die erste kurze Abfahrt zum Ghiacciaio di Valleggia hinunter.

Felle wieder montiert, nach rechts abbiegen und in südwestlicher Richtung, über den bis 38° steilen Anstieg zum Sattel ca. 2780m zwischen Poncione Cavagnolo und Poncione di Valleggia hoch. Fell wieder Weg, denn es folgt die nächste Abfahrt. Diesmal kann man auch wirklich von einer Abfahrt sprechen. Nicht der Länge wegen sondern viel mehr wegen der Steilheit.

Gut 100 Höhenmeter werden in ca. 45° steilem Gelände abgefahren. Ab 2660m nimmt schliesslich die Steilheit schnell ab. Da wir nun, bei P.2507, wieder die Felle an unsere Latten heften müssen, gönnen wir uns erstmal eine längere Pause an der wärmenden Sonne und sammeln Kräfte für den nächsten Anstieg zum nächsten Pass, dem Passo Grandinagia P.2698.

Anfänglich steigen wir direkt P.2698 entgegen, verlassen aber vor dem Pass die Hauptroute und halten uns links. Eine kleine Felserhebung trennt einen weitern Sattel vom Hauptpass. Dieser kleine Nebenpass ist unser Ziel.

Zum dritten male heisst es Felle weg! Uns stehen weitere tolle Abfahrtsmeter bevor. Das Couloir, welches wir befahren ist durchschnittlich um 34° steil, eine Stelle reicht an die 40°.

Bester Pulverschnee macht es zu einem Genuss!

Auf einer Höhe von ca.2600m drehen wir nach links ab, queren unterhalb der Westflanke des Pizzo Cavagnöö, nach Süden bis zum Bereich des Sommerweges, der hoch zum Btta di Formazzora hoch führt. Bereits zum vierten mal montieren wir nun unsere Felle, denn der Aufstieg zum Pizzo Cavagnöö steht uns bevor.

Es wird noch mal so richtig steil, diesmal aber zuerst im Aufstieg. In südöstlicher Richtung hoch zum Btta di Formazzora P.2687. Steile 45° führen auf den vierten Pass unserer Tour. Die steile Flanke, die sich im Sommer durch kleiner Felsen, Steine und Geröll auszeichnet kann zur Zeit sogar mit den Skis begangen werden! Lediglich beim Übergang, die letzten paar Meter unter halb des Sattels, ist die Schneedecke dünner und vereinzelt zeigen sich Steine. Im Aufstieg kein Problem, beim Abfahren ist ein wenig Vorsicht angesagt, will man die gefunden Steine nicht wieder finden. Tja, Übergänge habe dies meist so an sich.

Oben auf Btta di Formazzora angekommen drehen wir nach links und steigen über den sonnigen, unschwierigen Südwestgrat hoch zum Pizzo Cavagnöö P.2836m.

Oh Wunder oder die fleissigen werden belohnt!

Trotz der vielen Tourengeher die am heutigen Tag unterwegs waren, hatten wir den Gipfel für uns alleine. Wir sitzen und sitzen, geniessen die wärmende Sonne und die grandiose Rundumsicht! Es ist richtig gemütlich, absolut friedlich und Zeit haben wir auch noch genug im Gepäck! Was will man mehr.

Irgend wann, hat alles mal ein Ende. Irgend wann, muss man an die Abfahrt denken! Ein letztes mal heisst es „Felle weg“, diesmal werden die Dingers aber in den tiefen des Rucksack verstaut, den es gut nur noch abwärts.

Vom Gipfel zum Btta di Formazzora und über die Steilstufe bis auf eine Höhe von 2600m fahren wir im Bereich der Aufstiegsspur ab. Nun befahren wir über die weiten Hänge, die westlich des Pizzo Grandinagia liegen. Wir halten uns nord-nordwestwärts, fahren an P.2310 vorbei, über die kaum 30° erreichenden Hänge, zur Alp Val d’Olgia P.2063 hinunter.

Steiler stellen sind nur kurz und stellen kaum eine Gefahr dar oder können ohne Probleme umfahren werden.

Ab jetzt suchen wir die für uns beste Abfahrtsvariante, durch den immer dichter werdenden Wald. Mal mit mal abseits der Hauptmassen, immer leicht rechts haltend, einmal den Ri di Val d’Olgia überquerend, was je nach dem wo man sich gerade befindet etwas knifflig sein kann, erreichen wir schliesslich nach kurzer Zeit All’Acqua P.1614. Eine wirklich grandiose Tour geht zu Ende.

Hier auch noch das längst überfällige Dankeschön meiner äusserst netten Tourenbegleitung Christine.