Cima Dodici (2336m), Monte Kempel (2295m), Cima Portule (2308m) - Bergtour auf historischen Wegen


Publiziert von gero , 18. März 2012 um 15:03.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:16 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1235 m
Abstieg: 1235 m
Strecke:Malga Larice - Bocchetta Portule - Campo Gallina - Bivio Italia - Cima Dodici - Porta Kempel - Monte Kempel - Cima Portule - Porta Renzola - Malga Larici (23,9 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Verzwickte, aber interessante Zufahrt - siehe detaillierte Beschreibung am Ende des Berichtes
Kartennummer:Kompaß Nr. 75 (Valsugana, Trento, Pine, Levico, Lavarone)

In der Hoffnung, südlich des Val Sugana weiterhin frühlingshafte Verhältnisse anzutreffen, führt mich mein Weg zugegebenermaßen grenzwertig weit weg in die Vicentiner Alpen. Deren Höchster, die Cima Dodici, ist mein Ziel.

Um 6:30 Uhr starte ich an der Malga Larici (ca. 1625 m) in den Frühlingstag und folge der aufwärtsführenden Forststraße (Weg Nr. 826). Leicht ansteigend, führt sie in den hintersten Grund des Val Renzola  zum gleichnamigen Wegpunkt (1781 m) - Wegweiser, hier werde ich auf dem Rückweg nachmittags wieder vorbeikommen.

Die Straße zieht nun am Westhang der Cima Portule entlang und führt zur Bocchetta Portule (1937 m, 70 Min. ab Malga Larici). Ich stehe in der wärmenden Morgensonne, es ist - einfach nur schön: kein Schnee, kein Wind, absolute Einsamkeit. Von hier aus könnte man den Südgrat zur Cima Portule hinaufwandern - ich aber gehe jenseits weiter Richtung Campo Gallina, nachdem ich mich auf Frühling eingestellt habe: kurze Hose, kurzes Hemd, Sonnenhut, -creme und -brille sind ab jetzt zweckmäßig.

Die Forststraße leitet in sanften Kehren abwärts zur Ruine des Rif. Gallina, auch Monumenti genannt (1787 m, knapp 30 Minuten). Spätestens ab hier beginnt der Historienpfad - ich wandle auf der Erzherzog-Eugen-Straße bzw. der Kaiser-Karl-Straße bzw. dem Sentiero della Pace, wie mich mehrere überdimensionale Steinmonumente, zweisprachige Infotafeln und Wegweiser lehren.

Das ganze Gebiet des Campo Gallino (1855 m, weitere 15 Minuten, von hier aus ist erstmals kurz die Cima Dodici zu sehen) war im 1. Weltkrieg ein Stütz- und Knotenpunkt der 6. österreich-ungarische Infanterie-Division; allenthalben zeugen Kavernen und Ruinen vom Irrsinn des Krieges. Von Asiago führten Feldseilbahnen bis hierher, hier wurden Baracken, Kirchen, Bäder, Munitionsdepots, Lazarettgebäude, Friedhöfe und Entwesungsanlagen gebaut. Schreckliche Vorstellungen ... wo man heute unbeschwert entlangwandert, haben 1916 Soldaten um ihr Leben gekämpft und hatten sicher keinen Blick für die Schönheit der umgebenden Landschaft.

Ich folge der Beschilderung zur Bivio Italia auf Weg Nr. 830, erreiche sanft ansteigend einen namenlosen Paß, um jenseits zum Busa della Neve abzusteigen. Dieses Schneeloch macht seinem Namen alle Ehre - plötzlich muß ich mich heftig schnaufend durch gelegentlich knietiefe Schneefelder kämpfen. Hätte ich nur meine Schneeschuhe dabei - aber ich hatte sie bewußt am Auto zurückgelassen. So brauche ich bis zur Bivio Italia (1987 m) weitere 25 Minuten für ein Wegstück, das normalerweise kaum länger als 10 Minuten dauern würde. Mein Ziel - die Cima Dodici - ist nun in greifbare Nähe gerückt, aber der Weg wird sich schneebedingt noch sehr in die Länge ziehen.

Um 10 Uhr stehe ich am Wegekreuz der Bivio Italia (Bivio = Abzweigung) - ich habe also 3 1/2 Stunden ab Malga Larici gebraucht, die zurückgelegte Wegstrecke beträgt jetzt etwa 13 Kilometer.

Bis zur Cima Dodici sind ab hier 1 Std. 50 Min. ausgewiesen. Ich folge dem Steig Nr. 835; nach 15 Minuten verlasse ich bei der Bivio di quota 1985 m die bisherige Forststraße und folge auf einem zusehends verschneiten Steig der Beschilderung zur Cima Dodici. Er zieht deren Südflanke aufwärts bis zur Bivio con Sentiero 208 (2175 m), ich habe ab Bivio Italia genau 1 Std. gebraucht. Noch weitere 40 Minuten zeigt der Wegweiser bis zu meinem Ziel an - jetzt wirds dann auch Zeit, der Anstieg zieht sich inzwischen ziemlich in die Länge. Gottseidank ist der weitere Südhang der Dodici fast schneefrei, ich komme weniger anstrengend voran und stehe um 11:30 Uhr auf der Cima Dodici (2336 m).

Der höchste Vicentiner Gipfel beschert mir absolute Einsamkeit bei fast ungetrübter Aussicht - heute sind die Fleimstaler Berge, die Brenta und Pala nördlich gelegen. Nur nach Süden verhindert aufkommender Dunst den Blick zum Mittelmeer, zur Po-Ebene und zum Apennin. 2 Kreuze ziehren den Gipfel - vom nördlichen kann man sehr eindrucksvoll ins 1800 m tiefer liegende Val Sugana hinunterschauen.

Nicht lange halte ich mich auf - der Rückweg ist noch weit! Um 12:00 Uhr verlasse ich den geräumigen Gipfel und steige ab, zunächst wieder zum Bivio con Sentiero 208. Ich kürze den Rückweg entscheidend ab, indem ich nun dem Steig 208 folge, der zunächst in etwa gleichbleibender Höhenlage auf 2165 m südöstlich unter dem Monte Trentin verläuft (2325m, man könnte diesen zweithöchsten Vicentiner ebenfalls unschwierig ersteigen). Leider stören immer wieder harmlose, aber unbequeme Schneefelder das zügige Vorwärtskommen: stapfenderweise quere ich diese, dauerndes Einbrechen in den Harschdeckel kostet viel Kraft, Zeit und Nerven. Nach einer Stunde stehe ich endlich in der Porta Kempel (2144 m) am Fuß des Ostkammes der Cima Portule bzw. des ihr vorgelagerten Monte Kempel. Auf Steigspuren geht es den Hang hinauf - nur oben gibt es einige Schneereste, die aber nicht stören. Um 13:45 Uhr habe ich den Monte Kempel (2295 m) erreicht - er ist lediglich eine Schulter im Nordgrat der Cima Portule (2308 m), bis zu deren Gipfelkreuz es nur noch wenige Minuten sind.

Mit dem Erreichen der Cima Portule fällt eine gewisse psychische Anspannung ab: von hier aus geht es nur noch abwärts, der Rückweg bis zur Malga Larici ist nun einsehbar und scheint kaum noch störenden Schnee aufzuweisen. Auch treffe ich hier erstmals an diesem Tag eine andere Menschenseele - ein italienischer Bergkamerad ist etwa von meinem Ausgangspunkt heraufgestiegen, wir unterhalten uns mit einem deutsch-italienischen Kauderwelsch und genießen im übrigen die wunderbare Aussicht.

Von der Cima Portule (genauer gesagt: vom Monte Kempel, hier Wegweiser) geht es schließlich den westseitigen Kamm steil, aber unschwierig hinunter - in 45 Minuten stehe ich an der Porta Renzola (1949 m), und nach weiteren 20 Minuten habe ich den Forstweg beim Wegpunkt Val Renzola (1781 m) wieder erreicht, wo ich am Morgen vorbeigekommen bin.

Von hier aus geht es bequem zurück zum Ausgangspunkt an der Malga Larici - eine lange Wanderung durch die frühlingshaften Vicentiner Berge ist Vergangenheit.

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Verzwickte ANFAHRT zum Ausgangspunkt an der MALGA  LARICI:

Von Norden kommend, stellt man am besten das Navi auf das Ziel ASIAGO ein - und wähle als Zwischenziel Levico Terme am westlichen Ende des Val Sugana. Man verläßt dann die Etschtalautobahn bei Trento-Nord (andernfalls wird man nach Trento-Centro geleitet, diese Autobahnanschlußstelle ist derzeit aber gesperrt, und man muß bis Rovereto-Nord weiterfahren, ein unnötiger Umweg!).

Bei LEVICO TERME verläßt man die Schnellstraße durch das Val Sugana und befährt genau südwärts eine außerordentlich aussichtsreiche, landschaftlich fantastische und automobilistisch höchst eindrucksvolle Straße, die in der LK als KAISERJÄGERWEG bezeichnet wird (sie wurde von den österreichischen Truppen im 1. Weltkrieg als eine von zahlreichen Zufahrtsstraßen zur Hocheben der 7 Gemeinden angelegt). Das Sräßlein ist auf viele Kilometer nur 2,5m breit (Ausweichstellen vorhanden) und führt mit konstanten 12% Steigung recht ausgesetzt in vielen Kehren den Westabbruch des Monte Pegolare hinauf. Die Straße erreicht schließlich beim Alb. MONTEREVERE die SS 349, die, von Rovereto kommend, durch das VAL d'ASSA bis nach Asiago führt.

Über den Passo di VEZZENA geht es ostwärts auf der schmalen Straße abwärts (hier lehrt mich ein großes Schild: das Trentino endet, das Veneto beginnt) bis genau zu der Stelle, wo das Val d'Assa nach Süden umknickt. Hier wird die SS 349 verlassen, gut ausgeschildert zweigt nördlich eine geteerte Bewirtschaftungsstraße ab, die in vielen Kehren hinaufführt zum Rif. Cima Larici, zur Baita Val Formica und zur Malga LARICI. Bei letzterer ist ein kleiner Parkplatz, hier beginnt mein Weg zur zugegebenermaßen weit entfernt Cima Dodici.

Man kann sicher die Cima Dodici auf kürzerem Weg ersteigen, indem man von Osten kommt - hier fehlt mir aber eine genauere Kenntnis der Örtlichkeiten.

Man hüte sich aber, das Val d'Assa noch weiter Richtung Asiago zu fahren in der Annahme, durch das Valle di Galmarara bis zur gleichnamigen Malga hinauffahren zu können: das Sträßchen ist zwar nicht gesperrt, aber für normale PKW kaum zu befahren - ein Geländewagen ist hier fast Pflicht. Ich bin diese Straße bis auf etwa 1300 m hinaufgefahren, bis mich vereiste Stellen und der allgemein "rauhe" Straßenzustand zur Umkehr zwangen.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 10029.gpx Rundweg über die höchsten Vicentiner Berge

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Kommentare (3)


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aladindubai hat gesagt: GENIAL GERO
Gesendet am 19. März 2012 um 19:14
gero du bist der mann fuer geheimtipps ! ich gratuluiere dir zu deinen erlebnissen und wie du du sie zu papier bingst . exzellent .

gero hat gesagt: RE:GENIAL GERO
Gesendet am 19. März 2012 um 19:23
Servus Gerhard,

vielen Dank für Dein Lob .... freut mich, wenn ich Dir mit meinen bescheidenen Bergerlebnissen den Aufenthalt im fernen Arabien etwas verschöneren kann!

Beste Grüße vom Georg

Felix hat gesagt:
Gesendet am 22. März 2012 um 17:56
auch mich macht diese deine lange und ausserordentlich reizvolle Tour sehr an - wieder einmal hast du die näheren Berge unseres südlichen Nachbarlandes exzellent geschildert und mich dafür motiviert - Danke herzlich, Georg!

Lieber Gruss aus dem KH

Felix


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