Sattelkarspitze - auf einer vergessenen Route zu einem stillen Gipfel in der Hornbachkette
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Eines von ihnen ist sicherlich die 2552 Meter hohe Sattelkarspitze, ein Berg der erst auf den zweiten Blick bergsteigerische Sehnsucht aufkommen lässt. So hält sich diese von allen Seiten abweisende Felsburg im großen Panorama der Allgäuer Alpen doch sehr zurück. Andere, namhaftere Gipfel der näheren Umgebung wie z. B. die Urbeleskarspitze oder der Hochvogel stehlen ihr oft die Schau. Einmal jedoch im Sattelkar oder Noppenkar angekommen, wird man seine Blicke wohl nur schwer von den mächtigen Plattentafeln und zerborstenen Grattürmen der Sattelkarspitze abwenden können.
Als letzter der Hornbacher Gipfel erstmals betreten, hat sich seither ein großes Tuch der Unwissenheit über die Spitze gelegt. Das mag ein subjektiver Eindruck sein, aber im Netz fand man bislang so gut wie nichts. Auch die AV-Führer diskutieren von Ausgabe zu Ausgabe verschiedene Anstiege und werden sich nicht so recht einig, was den nun als Normalweg gelten soll. Dem kann man entgegen halten, dass eben egal ob von Nord, Ost oder West betrachtet der Berg scheinbar keinen einfacheren Anstieg zulässt.
Der Anstieg zählt jedoch zu den lohnendsten Touren in der Hornbachkette, die sogar in großen Abschnitten herrliche Genusskletterei für den Alpinisten bereithält. Um die Eindrücke in dieser wilden Felsszenerie und das Flair der abweisenden Ostflanke voll und vor allem sicher genießen zu können, ist ein sehr guter Orientierungssinn unabdingbare Voraussetzung. In das Anforderungsprofil muss zudem das sichere Beherrschen des oberen 2. Grads in luftigem Steilfels und eine gute Trittsicherheit aufgenommen werden. Die Sattelkar kann daher wohl nur den absoluten Liebhabern und Gipfelsammlern empfohlen werden, ein Gipfelziel zum "Schnuppern" ist sie bei weitem nicht.
Es ist deshalb auch nur schwer möglich eine exakte, jeden Meter wiedergebende Routenbeschreibung hier zu präsentieren. Das soll auch gar nicht die Intention dieses Berichts sein! Vielmehr möchte ich ein paar schöne Fotos und Eindrücke posten, wen der Anstieg jedoch genauer interessiert, der findet unter
www.gipfelsuechtig.de
in der Gipfelliste zu den Allgäuer Alpen eine knappe, von mir verfasste Beschreibung der Route.
Von Häselgehr aus gehts jedenfalls ziemlich schnell sehr aussichtsreich über das Haglertal ins Gliegerkar hinauf. Im stetigen Auf und Ab wandert man auf dem Enzensperger Weg hinüber ins Wolekleskar, wo der Blick auf das Ziel des heutigen Tages erstmals frei wird. Leichtes Kribbeln in der Magengegend machte sich bei uns nun breit, die Steilheit scheint von hier aus gesehen nicht ohne zu sein - der Eindruck sollte im Nachhinein auch nicht trügen.
Deutlich mühsamer und den ein oder anderen Schweißtropfen kostend steigt man nun in den Karhintergrund, muss zunächst den Einstieg finden. Dann kraxelt man verzwickt von Band zu Band immer höher hinauf, genießt den teilweise unerwartet festen Fels (II), wechselt auf die Nordseite über um einen senkrechten Abbruch direkt unter dem Gipfel zu umgehen und gewinnt den diesen schließlich in einer steilen Schichtrinne (II) von Südwesten her.
Die Aussicht vom höchsten Punkt ist schlichtweg begeisternd, egal ob nah oder fern, die zauberhafte Bergwelt um einen herum bietet Eindrücke von denen man noch lange zehren kann. Besonders imposant wächst scheinbar nur einen Steinwurf entfernt die mächtige Noppenspitze in den Himmel. Noch so ein begehrenswertes Ziel, jedoch mit 2596 m deutlich dominanter als die Sattelkarspitze und somit zurecht zu dem Hauptgipfel im Mittelteil der Kette gekürt. Wie immer schön von den Gipfeln der Kette ist der Tiefblick hinab ins dunkel bewaldete Hornbachtal. Bis auf einen großen Steinmann präsentiert sich der höchste Punkt völlig unberührt. Die Besteigungen pro Jahr dürften wohl im einstelligen Bereich liegen, also Einsamkeit pur sollte garantiert sein.
Der ohnehin schon abwechslungsreiche Anstieg kann mit einer kleinen Variante im Abstieg nochmals aufgewertet werden. Sie bietet luftige Kletterei im oberen 2. Grad und vollzieht sich auf einer südöstlich vom Gipfel hinabstreichenden hellen Rippe, eingehender in der Berschreibung auf gipfelsuechtig.de beschrieben.
Zufrieden und doch ein wenig geschafft wird man nach dem Ausstieg aus der Ostwand in aller Ruhe durch das Wolekleskar hinaus zum Enzensperger Weg wandern und schließlich hinüber ins Sattelkar wechseln. Dann geht es bald hinab ins Haglertal und zurück nach Häselgehr - wieder um einige Erfahrungen und Eindrücke reicher.
Fazit: Lohnende Premiumtour in einem abgelegenen Winkel der Allgäuer Alpen. Wegen der auch im Vergleich zu anderen weglosen Touren in der Hornbachkette nicht zu unterschätzenden Anforderungen, nur etwas für eingefleischte Fans dieser Berggruppe. Obwohl lange Zeit und wohl auch noch in Zukunft ein Mauerblümchendasein pflegend, kann die Sattelkarspitze mit den vermittelten Eindrücken und Ausblicken locker mit den eher bekannten Klassikern in dieser Kette (Marchspitze-Westgrat, Noppenspitze-Südwestflanke usw.) mithalten.
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