Großer Scheiblingskogel (2025m)


Publiziert von Tef , 5. Oktober 2011 um 19:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Totes Gebirge
Tour Datum: 1 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Offensee - Grünbergalm - Lärchener Steig - Kleiner Scheiblingskogel - Großer Scheiblingskogel - Weg 230 - Wildensee - Rinnerkogelhütte - Offensee
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von der B145 zwischen Bad Ischl und Ebensee etwas südlich von Ebensee Richtung Offensee abbiegen. kostenloser Parkplatz östlich des Sees
Kartennummer:Kompass Nr.19

Es passiert ja nicht so oft im Leben, daß man erst wenige Schritte vorm höchsten Punkt merkt, daß man auf einem anderen Gipfel steht als man eigentlich wollte. So passierte es uns heute im wunderschönen Toten Gebirge auf der Suche nach Einsamkeit. Irgendwie war es ja von Beginn an wie im Lotteriespiel, ob wir überhaupt einen Gipfel würden erreichen können, denn zu unserer geplanten Runde gab es nur vage, ungenaue Berichte von Skitouren. Aber was im Winter geht, muß im Sommer wegen der Latschenwildnis noch lange nicht gehen. Immerhin sieht man die bodenlosen Karstlöcher.
So wurde die Tour zum echten Abenteuer mit Einsamkeit und eindrücklichen Landschaftserlebinssen, eine echte 5*-Tour!
Los geht es am wunderschönen Offensee (651m). Vom P am östlichen Ufer folgen wir der Forststraße nach Süden, bald sehen wir zwischen den Bäumen den See, der nun am Morgen wie ein Spiegel daliegt und die umliegenden Berge reflektiert - wunderschön!
Wir nehmen dann am Südosteck des Sees den Pfad nach Westen direkt am See entlang. Beim schön gelegenen Seehaus überqueren wir die Wiese und folgen dem Forstweg weiter nach Westen, bis am Südwesteck eine Forstsraße nach links abzweigt (Ww "Rinnerhütte").
Dieser folgen wir nach Süden..Einen ersten Abzweig nach rechts ignorieren wir, aber dem zweiten folgen wir nach rechts. Bei der nächsten Gabelung nehmen wir den linken Ast. Nun beginnt der Forstweg zu steigen, über einen freien Schlag steigen wir nach Südwesten zum Einschnitt des Grünbaches hin. Wir kommen in dichten Wald und kurz vorm Bach endet die Straße.
Etwa 10 Meter davor geht links ein deutlicher Pfad ab. Diesem folgen wir nun in zahlreichen Serpentinen bergan. Der Wald ist so dicht, daß es kühl und dämmrig ist, erst weiter oben lichtet sich der Wald und gibt ab und zu Blicke hinab zum See frei. Es wird nun mit jedem Schritt schöner. Auf etwa 1200 Meter Höhe lehnt sich das Gelände zurück und bald darauf erreichen wir eine schön gelegene Jagdhütte (1240m).
Der Pfad führt links daran vorbei auf der linken Seite in das wunderschöne Tal der Grünbachalm hinein. Der Pfad verliert mehr und mehr an Deutlichkeit und im Talschluß wartet eine Felsriegel auf uns. Wir bleiben auf dem Pfad, bis man einen Jägerstand erreicht.
Einige Meter später wenden wir uns nach links und steigen nun direkt den Hang hoch. Dabei nutzen wir eine deutliche Rinne, die zwischen Latschen links des Felsriegels nach oben zieht. Man kann meist am linken Rand der Rinne aufsteigen. Nach dem Latschengürtel queren wir die Rinne nach rechts und steigen über steile Wiesenhänge ("Lärchenener Steig") weiter, bis wir rotweiße Markierungsbänder an kleinen Lärchen ausmachen.
Diese führen uns nun zu der Schwachstelle der Felswände des Schüttingkogels. In leichter Kletterei (I) wird diese Stelle überwunden, es gibt sogar einige alte Kabel als Hilfe. Dahinter geht es schräg nach rechts über eine Steilstufe zu einer Wiese, über die wir nach links zum Sattel zwischen Schüttingkogel und Mittagskogel kommen. Folgt man den Bändern, gelangt man zu einem schmalen Pfad, der uns gut durch den dichten Latschengürtel bringt.
Nun geht es durch typisches Karstgelände: Latschen, Dolinenlöcher und Karstrippen bringen uns zum nördlichen Fuß des Mittagskogel. Hier breitet sich ein wahres, steinernes Trümmerfeld aus. Über Steine balanciernd geht es weiter.
Unser Ziel war ja eigentlich der Rinnerkogel. Dazu hätten wir links vom Mittagskogel vorbei müssen, doch dazu hätten wir erstens wissen müssen, daß dies der Mittagskogel ist und zweitens einen gangbaren Weg finden müssen. Wir können also die Frage, ob man im Sommer von hier direkt zum Rinnerkogel kommt, nicht beantworten.
Aber man kommt zum Scheiblingskogel, wenn man den vereinzelten Steinmandl und in diesem Bereich den grauen Pfeilen auf den Felsblöcken rechts am Mittagskogel vorbei in südlicher Richtung folgt. Es ist faszinierend hier: in absoluter Einsamkeit der Karstlanschaft suchen wir uns in steten Auf und Ab, riesige Karstlöcher ausgehend, den Weg. Hat man den Mittagskogel passiert, nehmen die Grasmulden zu, ja es wird kurzzeitig gar lieblich.
Vor uns baut sich nun der nächste Gipfel auf...das muß doch der Rinnerkogel sein..denken wir uns, leichte Zweifel einfach beiseite schiebend. Von vorne sind die Felswände zu abweisend, aber die rechte Seite sieht machbar aus.
Zunächst läuft auch alles nach Plan, denn die Pfadspur ist überaschenderweise wieder deutlicher und führt, Latschengassen nutzend, direkt auf den Gipfel zu, doch aus der letzten Mulde vor dem Anstieg dreht sie plötzlich mehr und mehr nach rechts über einen Rücken und würde danach in westlicher Richtung wieder absteigen. Das ist ja nun wirklich die falsche Richtung,
(im Nachinein betrachtet vermuten wir, daß dieser Pfad uns zur Hochkogelhütte geführt hätte - da hätten wir dann gleich nächtigen können, so weit weg vom Weg)
und nach einigem Zögern und dem Studieren der (Latschen)Landschaft steigen wir wieder in die Mulde ab, um uns von dort selbst den Weg zu suchen. So läßt der Kontakt mit den Latschen nicht lange auf sich warten uns schon bald duften wir wie nach einem Latschenkiefervollbad. Doch hält sich der Kampf in Grenzen, denn immer wieder gibt es Wiesenlücken und Fels, aber Achtung, auch verdeckte tiefe Löcher. Generell steigen wir eine Art Mulde hoch und nehmen die erste Steilgrasrinne (kurze Felsstufe I) links hinauf.
Oben wartet noch einige Meter Latschendickicht, dann erreichen wir die freie Westflanke des, noch wußten wir es nicht, Kleinen Scheiblingskogel (1971m). Über Schrofen suchen wir uns zwar steil aber nicht sonderlich schwer den Weg hinauf zum Rücken. Oben müssen wir noch nach rechts und stehen dann am höchsten Punkt.
Wir sind ja schon weit drinnen im Toten Gebirge und als wir (weit) im Osten einen Gipfel mit Kreuz erspähen, wissen wir, daß das der Rinnerkogel ist und wir auf dem Kleinen Scheiblingskogel stehen.
Da es ja eh schon wurscht ist wollen wir natürlich auch noch auf den Großen Scheiblingskogel (2025m). Dazu geht es in südlicher Richtung in einen Sattel hinab und dahinter wieder rauf. Die Aussicht ist gigantisch, da der Gipfel der höchste im Umkeis ist
(auch höher als der Rinnerkogel, und das alles in totaler Einsamkeit, während beim Rinnerkogel doch einiges los ist.)
So lassen wir uns zufrieden mit unserem Verlaufen beim kleinen Gipfelkreuz zur Pause nieder. Über die steile, etwas felsigere Südseite steigen wir nun in eine faszinierende Karstlandschaft ab und treffen auf den Wanderweg, der von der Hochkogel- zur Rinnerhütte führt.
Wir wenden uns nach Osten und folgen den Markierungen, die uns durch die Karstlandschaft manövrieren. Es geht kurz abwärts und dann in nordöstlicher Richtung in den Sattel zwischen Rinnerkogel und Kleinem Rinner. Ab hier trifft man nun auch wieder auf Wanderer.
Den Gipfelabstecher zum Rinnerkogel sparen wir uns und steigen in östlicher Richtung weiter durch Karstlandschaft abwärts. Bei einer Verzweigung nehmen wir den Weg nach rechts zum schön gelegenen, aber nun leider schon im Schatten liegenden Wildensee (1534m) und lassen uns dort nochmal zu einer Pause nieder.
Nun folgt noch der lange Abstieg. Bis zur Rinnerkogelhütte (1473m) geht es eher flach dahin, erst dahinter folgt dann der richtige Abstieg. Mit schönem Blick auf den Offensee geht es teilweise über Holzleitern steil hinab, bei 1180m kommt man an einer sehr guten Quelle vorbei. Ist man unten im Talgrund angelangt, bringt uns eine Forststraße zum Offensee und zum Ausgangspunkt..
Fazit: für Natur- und Einsanmkeitsliebhaber eine Traumtour!

Tourengänger: Tef


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