Die Hekla, Vulkanbesteigung der besonderen Art


Publiziert von kardirk , 19. September 2011 um 12:00.

Region: Welt » Island
Tour Datum: 4 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IS 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:ca.10km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Hella an der 1er über die 26 bis zum Abzweig auf die Landmannaleid. Dort einige Kilometer bis zum Abzweig Hekla und über die Jeeppiste, vorbei an zwei Parkbuchten hinauf auf die Zwischenebene und an den Bergrücken. Auf halber Höhe, vor dem zweiten Anstieg gute Parkmöglichkeiten. Die Zufahrt ist nur mit eigenem PKW (Jeep) - 4x4 Allrad unbedingt nötig - möglich (Mietwagen). Ansonsten werden in Hella geführte Touren angeboten (mit Jeepfahrt).
Unterkunftmöglichkeiten:Hella - großer Campingplatz mit geschlossenem Aufenthaltsraum mit Kochmöglichkeit, sehr komfortabel besonders bei Schlechtwetter.Schwimmbad in der Nähe (HotPot). Leirubakki - Hotel + einfacher Campingplatz

Die Hekla gehört mit zu den bekanntesten und aktivsten Vulkanen Islands. Sie erhebt sich direkt über dem südlichen Flachland und bietet durch ihre freie Lage bei gutem Wetter eine herrliche Aussicht. Nachdem wir bisher in diesem Islandurlaub wettertechnisch eher Pech hatten, sollte uns dann doch noch eine Besteigung glücken. Allerdings benötigten wir zwei Anläufe. Beim ersten mal starten wir schon vom Parkplatz am Raudaskàl (Roter Hügel) und benötigten gut 2 Stunden bis wir am eigentlichen Berganstieg ankamen, wohin auch die Jeeppiste führt. Dort mussten wir dann wegen starkem Wind, Regen und insbesondere dichter Wolken auf ungefähr 1100hm aufgeben. Beim zweiten Versuch hatten wir dann aber mehr Glück.
Wir fuhren über die Jeeppiste Richtung Hekla (Abzweig von der Landmannaleid-Piste), vorbei an  zwei Parkbuchten (Raudaskàl + erster Parkplatz für die Heklabesteigung, ab hier führt ein neuer markierter Steig über die Lavaebene und Rücken zum eigentlichen Gipfelanstieg (Gut 1,30h)), einen ersten Anstieg hoch, dann über die kurze Ebene, bis zu dem steilen Anstieg auf den Bergrücken, der bereits ein Ausläufer der Hekla ist (Raudkembingar).
Die finale Auffahrt sparten wir uns, die Piste wird hier sehr rau, große Steine und tiefe Löcher, dass ist nur für Jeeps mit wirklich großen Reifen und Radstand zum empfehlen. Wir stellten unseren „kleinen“ Suzzuki Grand Vitaran lieber kurz davor, auf einer kleinen Verflachung der Flanke ab – wie andere später auch.
Von dort gings über die Jeeppiste steil auf den Rücken und über diesen wieder leicht hinab zu dem Sattel vor dem eigentlichen Bergkörper – bis hierher auch die Piste.
Nun den Steispuren folgend, steil einen ersten Aschehang hinauf zu dem Sattel dahinter. Dort folgt ein großer Lavastrom (wohl von 1980, vielleicht auch 2000), den man nun queren muß.
Wenn man die Steigspuren findet ist das unangenehm, aber nicht schwer. Die Lava ist extrem scharfkantig, es empfiehlt sich auch unbedingt Handschuhe zu tragen. Ca. 1h bis dahin.
Nun weiter den zunächst steileren Rücken hinauf, den Spuren folgend, einzelne Steinmänner, es geht kurz durch eine steile Rinne, vorbei an bodenlosen Spalten und tiefen Kratern auf den flachen, ebenenartigen Gipfelrücken. Dieser war früher mal ein Gletscher (siehe ältere Karten), jetzt aber von den letzten Ausbrüchen (1990,2000) mit feiner Schlacke bedeckt.
Teilweise gibt’s Spalten und Einbrüche in denen man wieder das Eis sehen kann. Hier sollte man Vorsicht walten lassen und möglichst auf der Spur bleiben, die sich aber zeitweise auf der feinen Schlacke verliert. Das Ganze ist durchaus recht unheimlich, man sieht und spürt überall die Dynamik, die diesen Berg ständig formt, die Schritte hallen teilweise auch aufgrund der extrem luftigen Schlacke sehr hohl.
Nach 1h ist schließlich der Gipfel erreicht, ein nach Westen sich öffnender Krater. Oben steht eine AlluBox mit dem Gipfelbuch. Mann kann über den Rücken noch ein Stück weiter durch einen kleinen Sattel zum südl. Ende des Katers steigen und hat von dort den Tiefblick über die südl. Ausläufer der Hekla.
Überall am Gipfel stieg leichter Dampf auf, ich bildete mir auch ein, das an bestimmten Stellen warme Luft zu spüren war.
Die Aussicht war leider durch nun aufziehende Wolken etwas eingeschränkt, besonders nach Osten, zum Hochland und über die Südebene hin zum Langjökull war sie aber relativ frei.
An diesem Tag waren wir nicht die ersten, ein schweizer Paar begegnete uns am Gipfel und beim Abstieg trafen wir noch auf eine Gruppe Isländer, sowie zwei weitere Paare, die aber später umkehrten, da sich das Wetter allmählich verschlechterte und einige heftige Schauer aufkamen.
Abstieg über die gleiche Route, mit vielen Fotopausen auch in gut 1,45h.
 
Fazit:
Technisch leichte Wanderung in eindrücklicher Umgebung.
Feste Wanderschuhe ein Muss bei dem teilweise sehr scharfkantigem Gestein.
Handschuhe und Wanderstöcke sind ratsam.
Ebenso warme Kleidung und Regensachen – Wetterumschwünge gehen hier sehr schnell und schon steht man im Schneesturm, immerhin geht’s auf über 1400m.
Bei Nebel, Sturm und Regen/Schnee kann die Orientierung sehr schwierig werden – unübersichtliches Gelände – nicht immer gut sichtbare Steigspuren.
Route ist nur vom offiziellen Parkplatz bis zum ersten Sattel mit Stöcken markiert, darüber nur Steigspuren und einzelne Steinmandl.
Aufstieg: von P.880m ca. 2h, ca. 600hm, ca. 5km
Abstieg: ca. 1,30h (ohne Pausen)
 
Besonderer Hinweis:
Die Hekla ist ein immer noch sehr aktiver Vulkan, die in den letzten Jahren  regelmässig ausgebrochen ist, zuletzt Februar 2000 (ca. alle 10 Jahre – daher derzeit eigentlich überfällig).
Wie wir erst später erfuhren, gab es im Juli auffällige Deformationen am Bergkörper, sodaß die Vulkanologen schon mit einem Ausbruch rechneten.
Dazu kommt das die Vorwarnzeit bei einem Ausbruch bei der Hekla extrem kurz ist, ca. 30-60 min.. Der isländische Zivilschutz emfiehlt daher unbedingt sein Handy eingeschaltet zu lassen, da im Falle eines möglichen Ausbruchs im Umkreis des Vuklans automatisch eine Warn-SMS verschickt wird. Dann sollte man so schnell wie möglich den Berg verlassen.
 
Tipp:
In Leirubakki an der 26 befindet sich in einem architektonisch interessanten Gebäude (daneben Hotel/Restaurant/Campingplatz/Tanke) das neue Hekla-Infomationzentrum.
Optisch ganz nett aufgemacht, enttäuscht es jedoch mit seinem sehr begrenzten Informationsgehalt. Neben einigen ganz schönen Bildern und Filmchen von den letzten Ausbrüchen, sowie einem auch etwas hoolywoodmässig akkustisch umgesetzten Seismograph der die Tätigkeiten des Vulkans aktuell auch optisch darstellt, findet man sonst nichts wirklich erhellendes, eine Multimediaport fehlt z.B., keine Karten, kein Modell, keine aktuellen Informationen – Schade.

Tourengänger: kardirk


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T2
7 Aug 07
Hekla · Delta

Kommentare (1)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2011 um 08:18
Eine eindrucksvolle Tour, tolle Bilder! Schade, dass ich so selten in die Gegend komme ;-) .


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