Hiken auf KRETA (9): In einer unbekannten Ghost Town (zerfallenes Bauerndorf) bei Ellinika


Publiziert von johnny68 , 30. September 2010 um 18:26.

Region: Welt » Griechenland
Tour Datum:16 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: GR 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:Agios Nikolaos - Ellinika - Ghost Town und zurück
Unterkunftmöglichkeiten:in Agions Nikolaos oder Elounda

(Letzter Bericht aus Kreta). Als ich für die Strecke zwischen Agios Nikolaos und Elounda abseits der stark befahrenen Hauptstrasse eine verkehrsfreie Alternative im Hinterland suchte, fand ich per Zufall in der Nähe des Dorfes Ellinika ein zerfallenes ehemaliges Bauerdorf (wann dieses gebaut wurde, ist mir nicht bekannt). Die Siedlung – wahrscheinlich von Ziegen- und Schafhirten errichtet - besteht aus rund 25 Häusern und bedeckt die ganze Kuppe eines Hügels. Die Siedlung ist nicht erschlossen; es gibt nirgends Hinweise darauf. Man muss sich den Weg durch Dornbüsche selbst suchen. In der Siedlung werden wohl Griechen gewohnt haben und nicht Türken (Kreta gehörte eine Zeit lang den Türken). Darauf deutet eine eingekritzte Inschrift in griechischer Schrift, die ich hier gefunden habe (siehe Photo; wenn jemand die Tafel entziffern kann, wäre dies interessant).
 
Auf dem Satellitenbild von Google Maps (oder Google Earth) kann man beim vollen Hineinzoomen die Struktur des Dorfes sehen (klicke rechts die Karte als Satellitenphoto - auf T klicken - an und zoome voll hinein!). Es gibt Wohnhäuser, enge Gässchen, Ställe, Vorratskammern, Koppeln für Tiere, usw. Da der Zerfall schon weit fortgeschritten ist, liegen sehr viele Steine am Boden, zumal meistens ohne Mörtel gebaut wurde. Die Dächer sind alle eingefallen. Die Bauweise nur aus Steinen kennt man auch von Alpsiedlungen, z.B. im Tessin.
 
In den USA wäre diese Siedlung eine „Ghost Town“ und würde als Sehenswürdigkeit vermarktet, zumal die Touristenströme nur in wenigen Hundert Metern Entfernung durchfahren.
 
In Kreta gibt es minoische, byzantinische und venezianische Ausgrabungen und Kulturdenkmäler. Das bäuerliche Erbe zerfällt aber vielerorts unbeachtet. Ich möchte mit meinem Bericht das Werk der damals sicher hart arbeitenden Bauern in Erinnerung rufen.
 
Eine Internet-Recherche, die ich bezüglich dieser Siedlung unternommen habe, zeigte keine Ergebnisse. Diese Siedlung ist wohl vergessen. In einigen Jahren dürfte davon nicht viel mehr als ein Haufen Steine übrig bleiben.  

Tourengänger: johnny68


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Kommentare (4)


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Olaf hat gesagt: Ach.. Wandern auf Kreta!
Gesendet am 30. September 2010 um 22:11
Wunderschön ist auch an der Südküste der Abschnitt zwischen Aghia Roumeli, am Ausgang der Samariaschlucht und Sfakion...
Etwas östlich von Roumeli geht es auf einem ganz schmalen Pfad mehrere hundert Meter direkt vom Strand durch eine Felswand auf ein Hochplateau nach Aghios Ioannis und von da durch die Aradainaschlucht nach Anopoli - das ist eine gute Tageswanderung und obwohl die Aradaina- nicht so spektakulär ist wie die berühmte Samariaschlucht, ist es dort wg des fehlenden Andrangs viel schöner. Und ich glaube zwischen Palaiochora und Sougia (auch eine sehr schöne Tour!) kommt man an ein verlassenes Dorf in einer Bucht ohne Strassenanbindung, wo eine Kapelle verfällt deren Mauerwerk zum Teil aus antiken Trümmern besteht - das ist auch toll! Da verbinden sich Bauernkultur und Antike.

johnny68 hat gesagt: RE:Ach.. Wandern auf Kreta!
Gesendet am 1. Oktober 2010 um 07:35
Hallo Olaf
Vielen Dank für deine Zeilen. Mir selbst hat es in Kreta ausgezeichnet gefallen. Die Insel ist sehr vielgestaltig und bietet für jeden Geschmack etwas. Deine Beschreibungen über Hikes im Westen der Insel haben mich "glustig" gemacht. Ich werde bei nächster Gelegenheit sicher auch noch den Westen von Kreta erkunden. Es lohnt sich!

Olaf hat gesagt: RE:Ach.. Wandern auf Kreta!
Gesendet am 1. Oktober 2010 um 10:32
Deine anregenden Beschreibungen haben mir auch Lust gemacht da mal wieder hin zu fahren. Ich kenn nämlich den Osten der Insel nicht wirklich gut :)

SabineB hat gesagt: Geisterdorf
Gesendet am 12. April 2011 um 15:52
Hallo!
Hab eben die Fragen nach dem kretischen Geisterdorf gesehen. Das hieß einmal Roinido, sagt meine griechische Karte. Dem Aussehen nach war es bis ca. zum 2.WK bewohnt. Auf der Inschrift vom 15.Oktober 1874 (das war zu einer Zeit, als die Türken den Kretern zum ersten Mal ein wenig freiere Hand ließen, viel älter dürfte die Siedlung auch nicht sein) steht, dass Antonis R., der Sohn von K., sie [die Zisterne?? Worauf ist die Inschrift?] mit eigenen Ausgaben baut, d.h. auf eigene Kosten.
Die Nischen in den Wänden waren "Schränke", die Mauern waren innen mit Lehm-Mörtel gebaut und oft außen mit Kalk-Putz verputzt, damit der Regen den Mörtel nicht auswäscht. Aber wenn erst das Holz- und Lehm-gedeckte Dach weg ist (sobald sich keiner mehr drum kümmert), zerfällt auch der Rest bald... Die runden "Koppeln" sind übrigens Dreschplätze!
Schöne Photos! Ich wohne zwar in dieser Gegend, kannte diesen verlassenen Weiler aber noch nicht - werde bald mal hingehen (ich bin Archäologin, da sind so "frische" Ruinen auch sehr interessant!)


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