Safari-Wanderung im Menagesha-Forest


Publiziert von ju_wi , 6. August 2010 um 22:45.

Region: Welt » Äthiopien
Tour Datum:11 Januar 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: ETH 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 500 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:4x4 zum Eingang des National Forest von der Ambo Road (gut 50 km von Addis Ababa)
Unterkunftmöglichkeiten:Campingplätze im National Forest

Nach dem Trekking am Ras Dejen und den berühmten Felsenkirchen von Lalibela sind wir zurück in Addis Abeba und haben noch 2 Tage zur Verfügung. Da wir schon zu Beginn der Äthiopien-Reise fast 3 Tage in Addis verweilten, buchen wir für unseren vorletzten Urlaubstag einen Tagesausflug zum Menagesha-Forest um nochmal raus zu kommen aus der Hauptstadt. Hierzu suchen wir einen der lokalen Touranbieter auf und sind überrascht, dass er mit einem fast überdimensioniert wirkenden, neu aussehenden Jeep aufwartet.

Morgens gegen 7 Uhr werden wir am Hotel abgeholt und fahren mit dem Guide-Fahrer, dessen Dienste im Paket enthalten sind, aus der stickigen verstopften Hauptstadt gen W hinaus. Eigentlich sind es nur knapp 50 km von Addis zum Menagesha Nationalpark - also bei langsamer Fahrt 1 Stunde dachte ich. Aber das stimmt nur dann, wenn man den Weg kennt ... Davon hat unser Fahrer (zur Erinnerung, es war eine Prospekt-Tour zu dem Menagesha-Nationalpark !) aber keinen blassen Schimmer. Als wir ein Stück raus aus der Stadt sind beginnt er wahllos irgendwelche Leute auf der Straße in den umliegenden Orten anzusprechen - und zwar immer die, die ich als Letzte gefragt hätte. Er verkündet uns dann ganz stolz, dass es 2 Menageshas gäbe einen Ort, der ganz in der Nähe und gut erreichbar sei und einen Wald, der sehr weit weg wäre - wohin wir denn wollten. Eine Antwort, dass er einfach das "geplante" Tourprogramm mit uns durchführen solle, hätte uns nicht weitergebracht...

Also beginne ich in dem Reiseführer aus dem wenigen Text, der hier zum Menagesha steht zu übersetzen. "To get to the park entrance, you can take a dirt road, that leaves the highway 6 km after xy near a rose plantation ..." usw. Der Fahrer ist ganz happy und fängt nun an, nach der so-und-so "rose plantation" die Passanten zu befragen, die natürlich niemand kennt - oh wunder... Schließlich halte ich nach der Landschaft und Bergwäldern Ausschau und irgendwie kreisen wir das Gebiet ein. Als wir dann erste Hinweis-Schilder in die nach Führer richtige Richtung finden, ist unserem Fahrer im Luxus-Jeep auf einmal die Straße zu schlecht. Er könne dort nicht hinfahren, der Wagen werde schmutzig und leide zu sehr.

Nun platzt uns ein wenig der Kragen - natürlich darf man sich das in der afrikanischen Mentalität nicht anmerken lassen. Er könne welch Straße auch immer fahren, nur wir würden gerne wie gebucht zum Nationalpark... Mit etwas mürrischem Gesichtsausdruck fährt er z.T. im Schritttempo mit einem Jeep für den Dschungel einen für unsere Verhältnisse normalen Feldweg, den man auch mit einem Opel Corsa bequem fahren könnte.

Jedenfalls kommen wir nach inzwischen mehr als 3 Stunden am Nationalpark Headquarter an. Wir haben inzwischen Null-Erwartung und gehen zum Parkbüro, wo wir unsere Daten mühsam in lange Listen eintragen sollen. Dann jedoch wird uns ein Guide aus dem Park zugeteilt. Es ist ein Student aus Addis, der hier für einige Monate arbeitet und sich richtig gut mit Tier und Pflanzenwelt auskennt und überdies gutes Englisch spricht. Auf einer Landkarte stimmen wir mögliche Trails ab und entscheiden uns für den längeren Trail, der von der Höhe des Headquarters (2300 m) den ganzen Bergwald hinauf bis zum Trailhead im Gipfelbereich der bewaldeten Hügel bzw. erloschenen Vulkane führt.

So marschieren wir mit dem Guide und seiner äthiopischen Freundin, die im Tourismus arbeitet und sich für eine Tourorganisation mit Clienten hier interessiert den Bergwald hinauf. Die Vegetation ist gigantisch. Dominierend sind dabei riesige Wacholderbäume, die eine Höhe von mehr als 30 m erreichen. Schon mehrere hundert Jahre ist dieser Wald geschützt - ein wahres Kleinod. Bald schon entdecken wir die ersten schwarz-weißen Kolobus-Affen mit dem charakteristischen, buschigen Schwanz, die wir noch von Tansania her kennen. Immer wieder huscht auch ein Buschbock (Antilopenart) durch den Wald. Beide Tiere lassen sich jedoch äußerst schwierig ablichten - wir benötigen mehrere Versuche und die Bilder sind dennoch nicht doll.

Imme  höher steigen wir auf kaum erkennbaren Waldpfaden, bis wir auf knapp 2900 m auf eine grasige Lichtung treten und den Gipfel unseres Hügels sowie einiger umgebender Spitzen vor uns sehen. Es handelt sich hierbei um erloschene alte Vulkane. Der höchste der Gruppe hier erreicht imerhin knapp 3400 m. Mit schöner Aussicht wandern wir zum Trailhead und wenden uns etwas hinab zu einer alten Jagdhütte. Diese wird heute schwer bewacht von einem Äthiopier (was für ein Job hier einsam im Wald...). Im Rahmen der geführten Wanderung dürfen wir sie jedoch betreten und finden drinnen einige verstaubte, müffelnde Trophäen. Nur zum Gefallen für den Guide lichte ich Margit vor einem alten Leoparden-Fell ab.

Wir steigen wieder ab zum Headquarter wobei wir uns im Wald prompt verlaufen (:-) und mit einem heißen Gegenanstieg wieder über eine Schulter zum Weg gelangen. Am Auto will unser Fahrer schnell nach Addis zurück. Unser Guide schlägt jedoch vor, dass wir noch mit dem Jeep zu einem Wasserfall im Wald fahren. Wieder müssen wir den Fahrer länger überreden, bevor er einwilligt die 8km lange, diesmal echte Off-Road-Strecke mit dem Jeep anzugehen. Etwa 500 m vor dem Wasserfall stoppt er und wir spazieren mit Guide und Freundin zum sehr netten Wasserfall-Platz.

Auf der Fahrt zurück nach Addis - eigentlich wäre auch ein Lunch in einem Restaurant inklusive gewesen - aber unser Fahrer kennt hier keine Lokation ... - machen wir dann, wie im Programm vorgesehen - noch Halt in Addis Alem, das fast die äthiopische Hauptstadt geworden wäre. Unser Fahrer meint, dass es hier nichts zu sehen gebe. Nur die Kirche sei sehenswert. Tatsächlich ist der Ort eher ländlich und unansehnlich. Die untypisch viereckige Kirche - eigentlich sind äthiopische Kirchen rund - ist dann auch tatsächlich wenigstens geschlossen. Dennoch  ist sie - eigentlich als Königspalast konzipiert und später zweckentfremdet - ganz sehenswert und von beeindruckendem Bau und Dekor. Da sie leider zu ist - wir denken uns den Teil zur Tourorganisation - brechen wir bald wieder auf und fahren zurück nach Addis Abeba.

Fazit: Ein fast typisch völlig unorganisiert afrikanisches Erlebnis, das nur leider mit europäischem Kostenmaßstab zu bezahlen ist. Man darf sich nicht ärgern - so sind sie halt und es hat irgendwie auch Charme...

Tourengänger: ju_wi


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Kommentare (2)


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gero hat gesagt: Danke
Gesendet am 7. August 2010 um 10:58
für Deinen 3. Bericht über dieses ferne, fremde Land!

Ist immer blöd, wenn so ein Ausflug dann nicht richtig funktioniert - viel lieber würde man so was selber fahren, dann hätte man es in der Hand, wohin man sich orientiert - sprich, man könnte seinen Weg und die zu befahrenden Tracks selbst suchen, wäre nicht auf die UNlust eines Fahrers oder Führers angewiesen. Aber das geht in Afrika und speziell in Äthiopien halt nicht so problemlos wie z.B. in Australien.

Auf meiner ReiseKnowHow-Äthiopien-Karte ist übrigens Euer Menagesha-NP ebenfalls mit keiner Silbe erwähnt. In diesem Park dürfte nach meiner Karte der Mt.Wechecha (3403m) liegen, stimmts? Nur ein Katzensprung westlich von Addis.

Gruß vom Georg

ju_wi hat gesagt: RE:Danke
Gesendet am 7. August 2010 um 21:23
Hi Gero,
gerne !!! Schlimm genug, dass das alles solange gedauert hat. Dieser Bericht ist nun seit mehr als 6 Monaten begonnnen. So wie ca. 10 andere Bergtour-Berichte, die noch in meinem Entwurfs-Stadium rumdümpeln. Und dabei waren da echt geniale Berge wie Gimpel (letzte Wo.), Thaneller von N, ... dabei :-( Mal schaun, ob morgen noch was reinkommt...

Beste Grüße, Jürgen


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