Kohle rund um und durch das Bielatal


Publiziert von lainari , 4. Februar 2018 um 15:16.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:27 Februar 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 140 m
Abstieg: 140 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD nach Ohníč, Lbín oder Hradiště v Čechách
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 10 České středohoří západ

Eine Bahnwanderung
 
An einem trockenen schnee- und nebelfreien Spätwintertag wollte ich meine Erkundung des Bielatales fortsetzen. Am Morgen machte ich mich bei noch unentschlossenem Wetter auf den Weg ins nahe České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Ziel war der Ort Ohníč (Wohontsch) im mittleren Abschnitt des Bielatales. Der Ort war einst vom untertägigen Braunkohleabbau bestimmt. Oberhalb vom Bahnhof befanden sich in einer kleinen Siedlung die Tagesanlagen der Důl Karolina, die über zwei Stollen verfügte. Über einen Schrägaufzug wurden die Kohlehunte zur Verladeanlage am Bahnhof herabgelassen. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Am Talboden befand sich auf der anderen Seite der Bílina (Biela) die Důl Svornost (Grube Einigkeit), die bis 1978 in Betrieb war. Hier war ebenfalls ein Schrägaufzug zwischen dem Stollenportal am Talhang und den Verarbeitungs- und Verladeanlagen vorhanden. Des Weiteren ist auf alten Bildern eine Seilbahn zu einem weiter entfernt liegenden Förderschacht zu sehen. Das Gelände der Tagesanlagen wird heute von einer Farbenfabrik genutzt. Die Bahnstrecke durch das Bielatal wurde bis zur politischen Wende ausschließlich als Güterverkehrsmagistrale genutzt, der Personenverkehr war zur Freihaltung von Trassen auf Busbetrieb umgestellt worden. Nach dem Zurückgehen des Verkehrsaufkommens wird nun wieder eine Personenverkehrsverbindung im Zweistundentakt angeboten, die in Úpořiny (Auperschin) mit der kreuzenden Strecke Teplice-Lovosice einen Vollknoten hat. Dann treffen sich dort jeweils vier Regionova-Züge.
 
Ich parkte das Auto am Bahnhof ab und sondierte die Verkehrslage. In talwärtiger Richtung wartete eine UNIDO-Taucherbrille mit im Leerlauf blubbernder Maschine auf Weiterfahrt mit ihrem Gaskesselwagenzug. Ich nahm einen Flurweg entlang der Bahnstrecke und bewegte mich langsam talwärts. Während der UNIDO-Zug Ausfahrt erhielt, rückte schon ein Kohlezug in den Bahnhof nach - rush hour auf der Güterstrecke. Ein SŽDC-Streckenläufer wurde auf mich aufmerksam und begann einen kleinen Schwatz. Ich konnte ihm auf seine Frage ob ich von der Fachpresse sei, mehr schlecht als recht verständlich machen, dass ich privat unterwegs bin. Er erkundigte sich ob denn ein besonderer Zug zu erwarten wäre. Nachdem er erfuhr, dass ich eigens angereist war, um den werktäglichen Normalverkehr zu dokumentieren, hatte ich bei ihm einen Stein im Brett. Nun hörten wir den Achtungspfiff des Kohlezuges der in den freigewordenen Block einfahren durfte. Der Streckenläufer ging weiter und „versteckte“ sich dann hinter dem Signalmast um mir ein leuchtwestenfreies Bild zu ermöglichen. Weitergelaufen, passierte ich bei der Kleinsiedlung Dolánky (Dollanken) einen Steinbruch, der unterhalb der Bahnstrecke einen Materiallagerplatz hatte. Das typische „Gejammer“ einer nahezu lastfrei fahrenden älteren Gleichstromlok kündigte den nächsten talfahrenden Kohlezug an. Danach lief ich auf dem Flurweg entlang der Bahnstrecke weiter. Eine allein bergfahrende Lok überraschte mich etwas. An einer gut ausgeleuchteten Fotostelle passierte dann natürlich längere Zeit nichts. Später kam noch ein E-Wagen-Zug unfotografierbar talwärts gerollt. Hinter dem Örtchen Lysec (Ließnitz) legte ich auf einer Heurolle sitzend eine Frühstückspause ein. In der Ferne sah ich den Regionova-Triebwagen von der Hochfläche des böhmischen Mittelgebirges zur nächsten Taktkreuzung in Úpořiny herunterkommen.
 
Ein asphaltierter Flurweg führte mich nun über einen kurzen Abstecher am Talhang nach Lbín (Welbine). Am Haltepunkt des Örtchens wartete ich an einer gut ausgeleuchteten Fotostelle erneut erfolglos auf einen Bergfahrer. Nun begann ich den Rückweg in Angriff zu nehmen. Dazu musste ich das Bielatal verlassen und lief ich entlang der Straße hinauf. Kaum hatte ich mich von der Bahnstrecke entfernt, polterte eine Diesellok mit ihrer zwei Wagen umfassenden Bedienfahrt zu den Chemiebetrieben in Velvěty talwärts. Am Beginn der Hochfläche kam ich nach Hradiště v Čechách (Ratsch). Ich passierte die Bahnstation an der derzeit nicht durchführenden Strecke nach Lovosice und nahm einen Flurweg nach Bžany (Webeschan) hinüber. Im Ort nach rechts abgebogen, orientierte ich mich in Richtung zu den zwei Pingen-Seen der Důl Karolína II (Grube Karolina II). Hier soll über Schächte untertägig Braunkohle abgebaut worden sein (die Kohle-Bergschadenskarte weist die Objekte 5121-5124 aus). Ob später auch eine Tagebauförderung erfolgte, konnte ich noch nicht herausfinden. Ich zweigte nach links ab und ging zwischen den beiden Seen bergwärts auf einem Flurweg nach Mošnov (Moschen). Kaum im Ort angekommen, bog ich rechts auf eine Straße ein und nach dem Ortsende nochmals rechts auf einen asphaltierten Flurweg. Dieser hatte einen recht aussichtsreichen Verlauf. Vorbei an einem untypischen Bunker der Tschechoslowakischen Landesverteidigung und einem, ein Seitental querenden Aquädukt gelangte ich zurück nach Ohníč, wo ich eine Mittagspause einlegte. Anschließend fuhr ich noch für etwa 1 h Bahnfotografie nach Velvěty (Welboth) an den dortigen Haltepunkt. Zufrieden mit der Nutzung des schönen Tages trat ich zum Abschluss die Rückfahrt an.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 15 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist nur zwischen Lbín und Bžany als Wanderweg (rot) markiert und durchgehend mit T1 zu bewerten.

Tourengänger: lainari


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