Nördlicher Vajoletturm Torre Nord del Vajolet 2810 m


Publiziert von bergteufel , 25. Juli 2017 um 14:07.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 2 Juli 2017
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 570 m
Strecke:Vajolethütte Nördlicher Vajoletturm und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Shuttlebus von Preda im Fassatal zur Gardecciahütte und 30 Min. zu Fuß zu Vajolethütte
Unterkunftmöglichkeiten:Vajolethütte

Servus Normalbergsteiger /-in.

Heute gibt`s eine Spritztour ins Reich der Kletterer. Ich verspreche euch ein Highlight und was für eins.

Die Problematik in den Dolomiten ist immer die Gleiche: wähle dir ein Ziel ohne Trampelpfad, suche dir einen Partner, eine Partnerin, der / die bekloppt genug ist in ursprüngliches Bergsteigen vorzudringen, setze einen Termin mit schönem Wetter, suche / finde ?! deutschsprachige Literatur übers Ziel.... spätestens, wer jetzt noch nicht aufgibt, der braucht nur noch Mut.

Torre Nord del Vajolet oder Nördlicher Vajoletturm 2810 m, das ist so ein Ziel. Mit auf Tour mein Kumpel Harald, einer der unverwüstlich ist, Termin / Wetter paßt, Literatur: Der Rosengarten, Luca Visentini, Verlagsanstalt Athesia, 1982, ISBN 88-7014-133-0, und Mut, den hat der Bergteufel.

Ausgangspunkt: Vajolethütte 2243 m.  Anreise, siehe meinen Bericht über die Rosengartenspitze.
http:// http://www.hikr.org/tour/post122351.html

Zustieg: Man folgt dem Wanderhighway Nr. 584 zur Grasleitenpasshütte (Rif. Passo Principe) / Kesselkogel ca. 20 Minuten. Du passierst die Wandfüsse des Östlichen und Nördlichen Vajoletturms, wenn der Blick frei wird zur Vajoletscharte (-pass) (Einschartung zwischen Lämmerkopf und dem Schartenturm) verläßt du den Wanderweg nach links und steigst auf schmalem Pfad, zunächst über begrüntem Rücken mit Steinmann, Richtung Scharte auf (westlich). Deutlich unter der Scharte beginnt das Band, welches den Bergsockel von den Türmen trennt. Auf dem Band queren, bis man den Einschnitt zwischen Ost- und Nordturm erreicht. Hier weisen Steinmänner nach oben. Man kraxelt zunächst etwas links und dann entlang eines undeutlichen Sporns nach oben, umsteigt ein kleines Türmchen links, kommt zu einer kurzen Wand (rechts schwarzer Streifen), diese 4m hoch (SG II+) und erreicht die lange Rinne, die einen markanten Klemmblock aufweist. Diese Rinne ist die Falsche. Ein kurzes Stück in ihr nach oben und dann rechts (kleines Steinmäuerchen, Steinmänner) unter dem Felsdorn queren. Die viel unnahbarer aussehende, schmälere rechte Rinne ist die Richtige. Diese hoch bis zum Klemmblock. Entweder unten durch (schmal, SG I+) oder rechts an der Wand umsteigen (SG II+). Danach einfach hoch bis zur Nordscharte. Vorsicht Steinschlaggefahr die Rinne runter. 
Vor der Scharte nach rechts zum Gipfelaufbau. Angestiegen wird südseitig. Zunächst am rechten Rand einer breiten Rinne (Bänder) im Zickzack nach oben. Dann links um eine Kante am Gipfelaufbau queren und die letzten 20 Hm etwas ausgesetzt dahinter hoch zum Gipfel (ab und zu Stellen II).
So simpel! Für die Beschreibung übernehme ich keine Gewähr, denn es gibt bis zur Klemmblockrinne viele Steinmänner und viele Möglichkeiten. Aber alles bewegt sich höchstens bis zum SG II+. Ganz sicher.

Aufstiegszeit für einen Erststeiger ab der Hütte 3 Std.

Gipfel: Kleiner Steinmann, Gott sei Dank kein Alukreuz, ein Gipfelbuch mit kaum 5 Einträgen pro Jahr.

Abstieg: Alles wird abgeklettert. Deshalb stabiles Wetter, "Speedy Gonzales" ist nicht.

Einschätzung: Ein erfahrener Bergsteiger sollte man schon sein, sonst kann es hier schnell sehr ernst werden. Die Route wird selten gemacht. Man muß sich auf die Steinmännchen verlassen. Bitte wieder aufstellen. Die Hausnummer "Nördlicher Vajoletturm" ist für einen "Normalo-Bergsteiger" absolut in Reichweite, aber nicht vergessen, es ist eine ernste Bergfahrt. Selbsteinschätzung ist wichtig. Diese Zackerl sind ganz schön hoch. Die Nordscharte 2740m als Übergang in den Purgametschkessel, sieht von oben sehr unfreundlich aus.

Freuden: Ein fantastischer Gipfel. Steht man doch hier auf einem der Frontzacken, die man von Bozen oder von der Nigerpassstrasse aus bewundern kann. Der Nordturm ist einer der 3 Vajolettürme, das kann man oben erstmal realisieren. Wow! Und noch was, die Delagokante-Kletterer, die Winkler- und Stabelerturmbezwinger schauen auf Du und Du zu einem rüber, ein Gruß und ein breites Grinsen stellt sich ein.
Erstbesteigung durch Stabeler / Helversen 1892.

Jetzt möchte ich noch mit einem Märchen aufräumen. Die Meisten denken, daß es nur 3 Vajolettürme gibt, das ist falsch. Die Kette der Vajoletspitzen -und türme erstreckt sich zwischen dem Vajoletpass im Norden und der Laurinswand im Süden. Dazwischen stehen mehr als 10 Türme. Weltbekannt sind wegen der Fotogenität der Piaz-, Stabeler-, Delago-, Winklerturm. An ihn schließt sich nördlich der wuchtig wirkende Östliche Vajoletturm an. Eng mit ihm verbunden der Hauptturm und etwas abgetrennt der Nördliche. Vollendet wird die Kette im Norden mit der Vajoletnadel und dem Schartenturm. Der Blick von der Vajolethütte wird geprägt durch die Ostwand des Östlichen Turms. Vom Gartl erkennt der Wanderer überwiegend nur die südlichen spitzen Zackerl, verdecken sie doch die anderen. Von der Hanicker Schwaige (gleichgesetzt mit Westen, Nigerpassstrasse, Bozen) sieht man von den Südlichen Türmen nur den Zacken des Delagoturms und daneben stehen die eindrucksvollen Wände des Nord- und des Hauptturms.

Der Nördliche Vajoletturm ist 2810m, der Hauptturm 2821m und der Östliche 2813m hoch. Leider habe ich bei der Wegpunktsetzung diese Höhe nicht erzeugen können. Tut mir leid.

Stellt sich die Frage, warum hatten wir ein Seil dabei? Hätte mir jemand eine ordentliche Beschreibung in die Hand gegeben, dann wäre es klar gewesen, daß man mit dem IIer Händchen diesen Zacken problemlos erwandern kann. Vorsicht ist geboten, in den Dolomiten bist du mit Abseilen manchmal ziemlich schnell konfrontiert. Einer muß voran, und ihr habt jetzt eine Beschreibung. Übrigens, Abseilstellen gibt es am Nordturm keine. 

Es war mir wichtig diesen Bericht zu verfassen, denn Beschreibungen auf Deutsch aus den 80er Jahren über Dolomitenberge sind im Zeitalter des Internet für mich antik. Leider schreibt kaum einer was über unmarkierte "Südtiroler". Wünsche euch ein festes IIer Händchen und viel Spaß bei der Tour,

habe die Ehre, der Bergteufel

Tourengänger: bergteufel


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2 K1
21 Sep 14
Catinaccio d'Antermoia · paoloski
T4+ II K2
14 Aug 11
Rosengarten-Runde · Hade
T4+ K2+
T3
16 Jul 14
Rosengarten-Durchquerung II · schimi
T1
13 Jul 12
Rifugio Vajolet al Catinaccio · Amadeus
T5 II K2

Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2017 um 13:17
Sehr geile Tour und Glückwunsch zu diesem tollen Gipfel!!

bergteufel hat gesagt: Das ist...
Gesendet am 26. Juli 2017 um 15:16
eine Perle, eine Traumtour. Da packst du ein paar Mal das IIer Händchen aus und stehst auf einem der Paradezackerl Südtirols. Das kann man gar nicht glauben. Mein Kollege war auch schwer begeistert. Wenn du mal hinkommst, der ist ein MUSS!
Danke für den Glückwunsch, beste Grüße Rudi

georgb hat gesagt:
Gesendet am 31. Juli 2017 um 09:21
Der Deifi hat wieder zugeschlagen. Jetzt werden die Massen anstürmen, oder auch nicht ;-)))
Vom Feinsten Rudi!
Grüße Georg

bergteufel hat gesagt: Massen...
Gesendet am 2. August 2017 um 19:13
werden diesen Hügel nicht erstürmen, da bin ich mir sicher. Wenn er Einen auch noch so reizt. Aber...
genügen ja schon Einzelne wie Du, die sich dieses Schnäppchen nicht entgehen lassen. Bin mir da absolut sicher.
Beste Grüße Rudi

Umherz hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2020 um 18:54
danke für den tip - der Routenbeschrieb mit den Fotos ist sehr gut und hilfreich - die Steinmännchen stehen noch - und die Massen sind ausgeblieben: dieses Jahr war ich der dritte im Gipfelbuch. Die tour ist super toll und sehr gut auch alleine zu machen.

lg

Ueli


Kommentar hinzufügen»