Der Ichthyosaurus bei Chanolles


Publiziert von Ekkehard , 29. Mai 2016 um 01:01.

Region: Welt » Frankreich » Alpes de Haute Provence » Préalpes de Digne
Tour Datum:19 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:6,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Digne-les-Bains über die D900 nach La Lavie, dort auf die D107 abzweigen. Nach 4 km über die Brücke auf die D807 nach Chanolles.
Kartennummer:IGN 3440 ET

Auf der Suche nach einer weiteren interessanten Tour, in dem - zieht man die Berichtsdichte bei Hikr.org als Maßstab heran - geradezu unbekannten Gebiet um Digne-les-Bains zog mich eine Markierung auf der Wanderkarte an: „Site géologique de l’Ichtyosaure“, versehen mit einem Sternchen, der einen interessanten Platz kennzeichnet. Die Lage des Platzes, etwa zwei Kilometer Luftlinie östlich und 300 Meter höher als Chanolles, einem kleinen Ortsteil von Prads-Haute-Bléon, etwa 20 km nordöstlich von Digne-les-Bains gelegen, erschien uns auch nicht abschreckend. Zunächst recherchierte ich noch den genauen Absturzort des Germanwing-Flug 9525, ich wollte nicht versehentlich in das Trümmerfeld laufen. Dieses liegt jedoch etwa 10km nördlich und völlig abseits touristischer Routen.
In der Nacht vor der Tour hatte es geregnet und es waren auch morgens einige Restschauer unterwegs, so dass wir keine Eile hatten und erst gegen halb Zwölf in Chanolles eintrafen. Die Fahrt dahin ist auch sehr schön. Von Digne-les-Bains fährt man auf guter Straße in einem breiten Tal bis nach La Javie, dort verlässt man die Straße nach Barcelonette und folgt der Bléone in ein sehr enges, wunderbares Tal. Die Regenfälle der Nacht waren oberhalb von etwa 1800m in Schnee übergegangen und hatten die höheren Bergzüge und Gipfel weiß eingezuckert. Nach etwa 4 km auf enger und kurviger Straße geht es über einer Brücke rechts ab und, auf nochmals enger aber neu geteerter Straße, weitere drei Kilometer in ein Seitental des Bléone hinauf nach Chanolles. Einen ausgewiesenen Wanderparkplatz gibt es dort nicht, aber sowohl neben der Kirche, als auch vor der Brücke kann man sein Auto ohne Behinderung anderer abstellen.
Beim Aussteigen gleich die erste Überraschung. Ein Denkmal über einen, nein zwei, Flugzeugabstürze, bei denen innerhalb von drei Tagen im Januar 1948 etlichen Menschen ums Leben kamen. (http://www.aerosteles.net/steleen-prads-c47 und http://www.aerosteles.net/steleen-prads-b17).
Laut Karte soll der Weg an der Kirche beginnen, dort findet sich auch eine Tafel, die Näheres über die Tour verrät. Sie ist etwa 6 km lang und überwindet 300 Höhenmeter. Anders als in der Karte bietet die Tafel eine Rundwanderung an, allerdings mit dem Hinweis, man solle beim Überqueren des Flusses vorsichtig sein. Dies meint, dass es keine Brücke gibt.
Beim Aussteigen hatte ich bemerkt, dass meine Spiegelreflexkamera im Wohnwagen geblieben war, von der Tour gibt es deshalb nur Handy-Bilder, für einen Eindruck dieser faszinierenden Gegend reicht es aber dennoch.
Ein kleiner Wegweiser weißt auf eine schmale Gasse zwischen den Häusern, hier geht es also los. Man kann sich nicht wirklich verlaufen aber es geht mal rechts und mal links und die Markierungen sind nicht besonders deutlich aber nach ein paar Minuten, lassen wir auf schmalem Pfad die Häuser hinter uns, lassen den Hund frei und wandern in nördöstlicher Richtung um einen scharfen Sporn herum und dann auf etwa gleicher Höhe bleibend in südöstlicher Richtung weiter. Nach etwa 300 m erreichen wir einen Bach der überquert werden muss. Dies ist nicht weiter schwierig, obwohl die schwarze tonige Erde rutschig und der Pfad nur einen Fußbreit ist. Ich wundere mich, dass es auf der anderen Seite des Baches nicht gleich wieder in nordöstlicher Richtung weitergeht, denn so steht es in der Karte. Die Ursache scheint aber darin zu liegen, das es wohl weiter oben einen Steg gab, der jetzt nicht mehr vorhanden ist. So führt der Weg eben etwa 100 m bis dort hinauf um dann auf den alten Weg zu stoßen. Jetzt geht es erst in offenerem Gelände aufwärts, bald in einem wunderbaren Kiefernwald. Man nähert sich einem zweiten Tälchen, welchem man in einigen Serpentinen hinauf folgt, es dann überquert und auf der anderen Seite nochmals steil aufsteigt. Dann am Waldrand ein schaurig, schönes Bild. Man blickt steil hinunter auf einen Bergsturz. Eben noch fühlten wir uns sicher auf „Mutter Erde“, dann, beim Blick auf diese Geröllwüste, wird uns klar, was Erosion bedeutet, unaufhörlicher Abbau. Schräg gegenüber kann man auf einem Grat die kleine Schutzhütte sehen, die den versteinerten Ichthyosaurus vor eben jener Erosion bewahren soll, die ihn einst bedeckte und dann wieder freilegte. Unser Weg führt uns zunächst am Rand des Abbruchs weiter in die Höhe um ihn in am oberen (südlichen) Rand zu umgehen. Hier angekommen hat man das Meiste an Höhe hinter sich. Mit einem bisschen Abstieg wird ein großes Geröllfeld erreicht, welches jetzt ebenerdig überquert wird. Der Blick hinauf zu den Gipfeln des etwa 2200 m hohen Cheval Blanc atemberaubend, aber Foto ungeeignet.
Am anderen Ende des Geröllfeldes angekommen geht es noch ein kleines Stück hinauf zum höchsten Punkt der Tour, einem in der Karte mit 1271 m bezeichnetem Kreuzungspunkt. Von hier geht es ein kleines Stück bergab zum Ziel unserer Tour. Die schon vorher sichtbare Schutzhütte sitzt in einem schmalen Sattel, der Weg, mit einigen Stufen versichert, führt auf dem Grat entlang, richtig ausgesetzt ist es natürlich nicht.
Da liegt nun der Fischsaurier, nach über 100 Millionen Jahren wieder am Tageslicht. Beim Essen versuchen wir uns vorzustellen, wie die Entdecker dieses Prachtexemplar gefunden haben, vermutlich wochenlang den Hang auf und ab gerutscht und dann einen einzelnen Wirbel gefunden, der oben im Sattel lag. Während wir so sinnieren, fängt es auf einmal an zu Regnen, ein bisschen Schnee ist auch dabei und es Pustet tüchtig. Zum Glück hält die Hütte den Regen etwas ab. Uns fällt noch der Spruch ein: „Schlimmer noch als der Sturm, ist dem Wanderer auf dem Grat, die plötzliche Flaute!“ und so warten wir bis sich nach ein paar Minuten das Wetter beruhigt hat.
Zurück geht es über die Stufen tüchtig aufwärts zu der vorher erwähnten Kreuzung. Da wir beide Rundtouren dem Hin und Rück auf gleichem Weg vorziehen und glauben, dass die Überquerung des kleinen Flusses das Abenteuer wert ist, entscheiden wir uns für den direkten Abstieg auf einem breiteren Weg, der möglicherweise erst zur Errichtung der Hütte angelegt wurde und etwas weiter unten auf einen Forstweg trifft. Auf insgesamt 1400 m geht es 300 m weit runter. Der Weg an einem tosenden Bach entlang ist sehr schön, ein Blick nach Oben zeigt nochmals die Schutzhütte.
Dann die Überquerung des Flusses. Um es kurz zu machen, der Hund konnte das Theater nicht verstehen, er lief etliche male hin und her und zeigte uns wie es geht. Uneinsichtige Menschen, schleppen große Steine, werfen sie ins Wasser, um sich mittels einiger Tritte leidlich trocken rüber zu bewegen. Dank guter Schuhe hat dies auch funktioniert.
Der Rückweg auf der kleinen Straße ist dann wegetechnisch unspektakulär, dafür erlaubt er aber einen Blick auf die grandiose Landschaft ohne auf jeden Tritt zu achten.
So sind wir dann auch um etwa halb Vier zurück am Auto, haben also unsere Bummelrechnung (eine Stunde je 3km und zusätzlich je 300 m Höhengewinn eine extra) leidlich gut eingehalten
 
 Eine Online-Version der Wanderkarte gibt es im nachfolgenden Link. Hinweise zum Speichern/Drucken der Karte finden Sie bei meinen anderen Touren.
 
http://www.geoportail.gouv.fr/accueil?c=6.4386,44.1495&z=0.00005&l=GEOGRAPHICALGRIDSYSTEMS.MAPS.3D$GEOPORTAIL:OGC:WMTS@aggregate%281%29&permalink=yes

Tourengänger: Ekkehard


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»