UNESCO-Weltnatur- und -kulturerbe in Irland - Der Burren


Publiziert von PStraub , 3. Mai 2016 um 16:59.

Region: Welt » Irland
Tour Datum:28 April 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IRL 
Aufstieg: 300 m

Auf der Reise von Galway nach Limerick haben Irène und ich den Burren durchquert. Das etwa 450 km2 grosse Plateau ist das einzige irische Welterbe, wo sowohl Natur- als auch Kultur geschützt werden sollen.
Tatsächlich ist die karge Natur ein Produkt von (Un-)Kultur: Erst Abholzung und Übernutzung haben zu den jetzigen Formen geführt. 
Für Schweizer ist die Karstlandschaft nichts Aussergewöhnliches. Speziell ist nur die Lage. Hier sieht es auf Meereshöhe ähnlich aus wie bei uns auf der Charetalp, also etwa 2000 m höher.

Erstaunlicherweise wurden um dieses Fast-Ödland immer wieder erbitterte Fehden ausgetragen. Darum glaubte man früher, die hier häufigen Ringforts seien urzeitliche Festungen gewesen. Heute gilt als sicher, dass es sich um gesicherte Wohnstätten handelt. Die Ringmauern sollten die Bewohner eher gegen den hier oft beissenden Wind schützen als gegen feindliche Angriffe. Und hohe Mauern demonstrierten Reichtum und Einfluss. Viele der Ringfort-Dörfer dürften bis in die frühe Neuzeit bewohnt gewesen sein.
Daneben gibt es jedoch durchaus neolitische Grabstätten, so zB. der Poulnabrone Dolmen.

In Caherconnell gibt es ein Besucherzentrum (Eintritt, Video-Erklärungen, Infotafeln), beim Poulnabrone Dolmen und Cahercommaun hat es nur Infotafeln. Alle diese Stätten sind aber an der "Hauptstrasse" (R 480) gut signalisiert und leicht zu finden.

Dann fuhren wir nach Kilfenora. Dort hat es ein Burren-Infocenter. Da erfährt man nicht viel Neues, wenn man sich vorab etwas informiert hatte und soeben aus dem Gebiet kommt. 
Interessanter ist die kirchenrechtliche Situation des Dörfchens: Quasi durch ein Versehen bei der Verlegung des Bischofssitzes ist jetzt der Papst der nominale Bischof der Mini-Diözese.

Von Kilfenora zu den Cliffs of Moher ist es ein Katzensprung. Sie gelten mit etwa 1'000'000 Besuchern als die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Irlands. Bei unserem Besuch hatte es zwar auch jede Menge Touristen, aber die meisten standen im unterirdischen Besucherzentrum. Denn der Wind war wirklich brutal, man konnte sich richtig daran anlehnen.

Das führte bei uns zu einer spontanen Planänderung: Statt direkt per Fähre (die möglicherweise wegen heftigem Seegang gar nicht hätte fahren können) via Tarbert, fuhren wir über Limerick nach Killarney.

Nachtrag zu den Ringforts (Western Stone Forts): Irland und Schottland sind die einzigen Regionen, wo sich keltische Kultur und Tradition bis in die frühe Neuzeit halten konnten. So war die Politik immer von Familienclans bestimmt, übergeordnete staatliche Strukturen (Steuern, Rechtssystem, Armee) haben sich selbst dann nicht gebildet, wenn einer der Clanführer, wie Brian Boru, genügend Einfluss gewannen, um als irischer Hochkönig auftreten zu können. Kelten siedelten oft in befestigten Ortschaften, welche die Römer Oppidum nannten. Dem Wesen nach sind Ringforts (kleine) Oppida, nur dass hier als Umfassung Steine statt Holzpalisaden verwendet wurden. Vermutlich einfach, weil Bauholz rar war, Steine aber zur Weidesäuberung ohnehin zusammengelesen werden mussten. Die frühere Interpretation, Ringforts seien Festungen gewesen, dürfte der Erfahrungswelt der damaligen Historiker - die aus ihrer Kultur nichts anderes kannten - entsprungen sein.

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Tourengänger: PStraub
Communities: UNESCO-Welterbe


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