Monte Incudine

Der Monte Inducine ist mit 2134m ein Berg im Südosten von Korsika. Wegen seiner Aussicht und der Tatsache, dass neben dem Gipfel der GR20 verläuft, ist er ein beliebter und sehr häufig bestiegener Gipfel. Ich wählte die Besteigung von Süden, um dem GR20-Auflauf etwas aus dem Weg zu gehen. Dafür nahm ich einen langen Anmarsch durchs Asinaotal in Kauf. Dies sollte sich aber als landschaftlich sehr lohnend herausstellen.
Mein Ausgangsort war Prigna. Eine weitläufige Siedlung von Bergbauern, zwischen Zonza und Quenza. An den letzten Häusern von Scapa di  Noce 896m hat es 3 Parkmöglichkeiten am Ende der Strasse, direkt an den Strommasten.

Es geht von dort auf der Schotterstrasse an der linken Uferseite taleinwärts. Markierungen habe ich keine gesehen. Auf der meist durch den Wald führenden Piste gewinnt man kaum an Höhe. Nach einer guten halben Stunde wendet sich an einer kleinen Kuppe der Weg von NO nach N. Hier erhascht hat man einen ersten Blick auf den Monte Inducine und die gegenüberliegende Bavellagruppe. Diese Stelle ist der erste eyecatcher. Weiter geht es wieder hauptsächlich im Wald, ehe man nach gut einer Stunde an eine kleine Staumauer (1060m) eines Baches gelangt. Hier endet die Schotterstrasse. Ich halte mich links auf den nun gelb markierten Wanderweg. Dieser ist recht steinig und nicht sonderlich angenehm zu begehen. Endlich bald ab und spenden durstigen Kehlen ein schattiges Rastplätzchen.

An einer Weggabelung stösst man auf den GR20 (1390m, rotweisse Markierung). Diesem folgte ich nun hinauf in einem mit niedrigen Sträuchern dicht bewachsenen Hang. Die Asinao-Hütte (1536m) ist nach einer weiteren halben Stunde erst im letzten Moment sichtbar und erreicht. Heimelig wirkt diese nicht. Der GR20 lockt als Fernwanderweg buntes Publikum an. Man muss so was mögen. Ich bin froh, mit meiner Unterkunft auf vier Rädern durch Korsika zu reisen.

Von der Hütte folgte ich dem GR20 weiter, direkt auf den Monte Incudine zuhaltend. Der steinige Weg führt zum Alcuina-Pass, am Südwestgrat des Berges. Erlengebüsch spendet auf dem nun steilen und sehr steinigen Weg wenig Schatten. Dafür gesellte sich eine steife Bise, welche mit zunehmender Höhe in typischer Inselmanier rasch kälter wurde. Unterhalb des Passes gilt es teilweise Felsplatten (T3) zu queren und im Geröll ist schliesslich der Alcudina-Pass (2025m) erreicht. Der kalte und inzwischen starke Wind lud nicht zum Verweilen ein. Auf der Rückseite (W) des Grates ging es relativ flach und zuletzt zwischen einigen Blöcken hinauf zum Gipfel des Monte Inducine (2134m).
Die beeindruckende Aussicht auf die schroffen Bavella-Spitzen und die Meeresbuchten in drei Himmelsrichtungen liess sich nur mit dicker Jacke im starken, kalten Wind geniessen.

Da ich wieder zum Ausgangspunkt zurück musste, rüstete ich bald für den langen Rückmarsch auf gleichem Weg. Gesamthaft 22km sind auf den nahezu ausschliesslich steinigen Pisten und Wegen für die Füsse kein Genuss und so war es ein Wohltat, eine Stunde vor Scapa di Noce, die Füsse in einen kühlen Bachlauf zu halten, ehe ich nach gesamthaft 9 Stunden meine Wanderung zufrieden beenden durfte.