Kriterien für gelungene Schneeschuhtouren ...


Publiziert von poudrieres, 5. Januar 2014 um 22:11. Diese Seite wurde 1121 mal angezeigt.

... oder die Suche nach der perfekten Schneeschuhtour.

Im aktuellen SAC Magazin wird der neue Schneeschuh-Tourenführer Oberwallis (noch nicht erhältlich) vorgestellt. Der Autor - Roland Nanzer - erklärt seine Auswahl der Touren so: "Zu hohe und zu lange Touren liess er mehrheitlich aussen vor. Auch breite, schön steile Hänge liess er weg. Stattdessen nahm er Gipfel rein, die in zwei bis drei Stunden zu erreichen sind." Das lässt vermuten, dass auch dieser Führer wieder nur ein Skitouren-Auswahlführer ist.

Nach meiner Einschätzung bilden die Sktiourenführer ein Erfahrungswissen, das sich Schneeschuhgänger zunutze machen können. Die Kriterien einer "guten Skitour" und einer "guten Schneeschuhtour" sind aber nicht identisch. Vorteile und Einschränkungen der beiden Fortbewegungsmittel (Ski und Schneeschuh) sind zu verschieden.

Meiner Meinung nach sind Schneeschuhtour und alpine Wanderung - sowie Schneeschuhwanderung und (Berg-)Wanderung eher verwandt. Selbstverständlich ändern sich die Randbedingungen im Winter: Die Orientierung ist schwieriger, die Geschwindigkeit ist weniger vorhersehbar als im Sommer, Wildruhezonen sind zu beachten und die Routenwahl sollte die Lawinensituation im Auge haben. Ich wage dennoch die Behauptung, dass eine gute Schneeschuhwanderung bzw. -tour in der Regel auch im Sommer funktioniert und das für jeden in seiner jeweilig bevorzugten Schwierigkeitskategorie.

Wie ist eure Meinung dazu? Was haltet Ihr von der aktuell verfügbaren Literatur? Was gefällt euch besonders und was stört euch?



Kommentare (4)


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Gherard hat gesagt: interessantes Thema
Gesendet am 10. Januar 2014 um 17:13
ohne mir darüber bewusst zu sein, habe ich mich mit diesem Thema schon mehrfach auseinandergesetzt. In vielen Fällen habe ich Skitourenführer zu Rate gezogen, wobei man häufig feststellt, dass es nicht so recht passt, weil die Vor- und Nachteile der beiden Hilfsmittel doch sehr unterschiedlich sind. Am wichtigsten ist der Unterschied bei der zeitlichen Planung: mit den Skiern bin ich bei einem frühen Start auch schnell wieder im Tal, während man mit den Schneeschuhen "früher aufstehen" muss, was bezüglich Lawinengefahr wichtig sein kann.

Auch die Orientierung an den Sommerwegen ist nur eingeschränkt möglich, da steile Geländeabschnitte kritisch werden können.

Diese beiden Aspekte sollten in einem brauchbaren Schneeschuhtourenführer berücksichtigt werden.

Für meine Heimatregion gibt es zwei sehr gute Tourensammlungen im Rother Verlag (von Evamaria Wecker).

Nützlich wäre ein kommentierte Literaturliste.

poudrieres hat gesagt: Literatur - für jeden etwas.
Gesendet am 11. Januar 2014 um 18:23
Ich finde, dass Sommerwege vor allen in den Voralpen - schneeabhängig - eine Option sind. Oftmals zieht sich der Schnee bis auf 1500m zurück und so gibt es unterhalb in der Regel keine Altschneedecke und auch nur eine geringe Schneehöhe. Bis zu dieser Höhe folgen Skitouren häufig Fahrstrassen, was nicht sehr spannend ist.

Das mit der Literaturliste ist natürlich ein umfangreiches Thema. Ich kenne deine Heimatregion nicht sonderlich gut. Für die Schweiz kann man sagen, dass die SAC Schneeschuh-Tourenführer je nach Autor recht unterschiedlich sind. In manchen Regionen sind mehrheitlich Wanderungen aufnommen, in anderen dagegen alpine Touren (weil der Autor ein Surfer ist und steile Abfahrten mag). Um dann gibt es natürlich noch die "tod"sicheren lawinenfreien ausgeschilderten Trails für die "rundum sorglos"-Schneeschuh-Ausflüge à la swiss snowshoe.

Gerechterweise muss man natürlich zugestehen, dass die klassischen Skitouren oberhalb der Waldgrenze häufig schnee- und lawinensichere Routen sind - und auch häufiger machbar sind, als Hybrid-(Wanderschuh-Schneeschuh)-Varianten. Da der Schneeschuhgänger Gegenanstiege gelassener hinnimmt und nicht so abfahrtsorientiert ist, ergeben sich auch hier neue Varianten und Kombinationsmöglichkeiten.

Gelöschter Kommentar

poudrieres hat gesagt: Schneeschuhe auf Gletscher
Gesendet am 11. Januar 2014 um 17:40
Nach meiner Einschätzung gelten für den Schneeschuhgänger die gleichen Regeln wie für den Sommer-Hochtouristen: Auf eingeschneitem Gletscher gilt erst einmal Anseilpficht. Durch die unterschiedliche Länge der Fortbewegungsmittel (Ski zu Schneeschuh) und auch Geschwindigkeiten (v.a. in der Abfahrt) kann man sich nicht einfach an dem orientieren, was die Skitourengänger machen. Auch sind Skitourengänger nicht "per se" erfahrener und besser ausgebildet.

Ortskenntnis erlaubt durch gute Spuranlage und Abfahrtswahl immer eine Risikoreduktion. Bei Mode-Skitouren wie dem Wildstrubel hat man den Eindruck, es gäbe dort gar keine Spalten - wer mit Seil geht, ist schon ein Exot. Ich habe im vergangenen Jahr trotz der guten Einschneiung recht ordentliche Spalten gesehen. Aber meistens passiert ja nichts und die Skitourengänger scheuen die Abfahrt am Seil ohnehin - was im steien Gelände durchaus eine Überlegung sein kann, um die Sturzgefahr zu reduzieren.

Die Ausrüstung für eine Schneeschuh-Hochtour sollte der einer Sommer-Hochtour entsprechen (zzgl. dem was der Winter gebietet). Als Seilschaftsgrösse würde ich 3-4 Personen empfehlen. 2er-Seilschaften sind nur bedingt empfehlenswert und grössere Seilschaften meisst komerziellen Überlegungen geschuldet (Umlage Bergführerspesen) und für steiles Gelände ungeeignet. Einzelgänger auf eingeschneiten Gletschern gibt es immer wieder - im Sommer wie im Winter: Wenn man stürzt, dann gibt es dann einfach kein Halten mehr ... bis man unten aufschlägt oder sich einklemmt.

Ein Spaltensturz ist für mich wie eine Lawinenverschüttung: Absolut zu vermeiden, denn das Verletzungsrisiko ist enorm. Das gilt natürlich auch für Touren in Karstgebieten mit Spalten im Fels.

Zwei der von dir angesprochenen Touren habe ich im vergangenen Jahr beschrieben:

Über den Grossstrubel zur Lämmerenhütte
Dem Allalin aufs Horn gestiegen

Ich habe mich dabei auch nicht immer vollständig an meine oben beschriebenen Empfehlungen gehalten. Nach jeder Tour empfiehlt sich daher immer eine Rückschau und Diskussion, um beim nächsten Mal besser vorbereitet an den Start zu gehen.

Grüsse, Oliver.


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