Wildnis in den Alpen?


Publiziert von Alpin_Rise, 30. Oktober 2007 um 13:36. Diese Seite wurde 503 mal angezeigt.

Im Tread Extrem Wildnis entstand eine lebhafte Diskussion zum Thema Wildnis in den Alpen.

Das Schweizer Fernsehen sendete am Donnerstag einen interessanten Dok  Mehr Wildnis - Weniger Bauern. Wie weiter im Alpenraum?

Hier kann weiter diskutiert werden. Unter anderem über Fragen wie

  • Wieviel naturbelassene, unberührte Gebiete braucht es in den Alpen?
  • Sind die Subventionen  für entlegene Talschaften gerechtfertigt, wie steht es mit der Solidarität zwischen Stadt und Land?
  • Kann die unrentable Berglandwirtschaft und damit die alpine Kulturlandschaft auf die Dauer erhalten werden?
  • Profitiert der Tourismus von der Entwicklung zur verstärkten Nutzungsaufgabe?
  • Was haltet ihr von weiteren National- bzw. Naturpärken?



Kommentare (17)


Kommentar hinzufügen

dabuesse hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 17:10
Hab den DOK auch gesehen, gut dass das Thema in der Öffentlichkeit mal diskutiert wird.
Ich bin einer, der eher findet, man soll die Berglandwirtschaft nicht ganz aufgeben, jedoch drastisch herunterfahren.
Der Begriff des Bergbauern als Naturpfleger finde ich nicht gerechtfertigt, ebenso das Negativwort "die Gegend vergaudet". Kulturlandschaft ist nicht natürlich, sondern ein vom Menschen geschaffenes Ökosystem. Unter Natur verstehe ich, wenn es sich selber überlassen wird, ohne menschliche Eingriffe. Von dem hergesehen, wer Natur will, der will nicht Kulturlandschaft.
Ich finde jedoch, dass die Alpwirtschaft, wenn auch nicht in dem Masse seine Berechtigung hat. Erstens zum Erhalt der Infrastruktur in den Alpentäler, von denen auch wieder die Hikrs profitieren (Strassen, Postautoverbindungen, etc). Zweitens geht es um die Pfelge eines Stück Schweizer Kultur, die jedoch Subventionen in Milliardenhöhe nicht rechtfertigt.
Vielmehr muss man sich überlegen, nicht an einigen Orten die subventionierte Alpwirschaft aufzugeben, dort sogar Nationalpärke einrichten, dafür sie an anderen, rentablen Orten aufrechtzuerhalten.
Wenn ich sehe wie im Film Bergbauern eine eine riesen Arbeit verrichten nur im einê abgelegende Miniwiese zu mähen, so schüttle ich mir schon den Kopf. Respekt vor den Bauern für die sicher harte körperliche Arbeit, aber so etwas bringt es nicht.
Wer Freude an den Pflänzchen hat, der kann diese ja noch an den wenigen dann noch bewirtschafteten Wiesen bestauen.
Ich persönlich habe lieber natürliche Tannenwälder, mit wilder Flora und Fauna, mit Bären und Wölfen, mit denen es ohne Alpwirtschaft keine Nutzungskonflikte mehr gibt.
ein gut ausgbebautes und ausgeschildertes Wegnetz kann auch in einem Naturpark noch garantiert werden.

gruss David

ossi hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 19:49
so einigermassen kann ich Dir beipflichten. Auch ich finde, die Alpen als Lebens- und Arbeitsraum sollen erhalten bleiben. Es geht hier tatsächlich um ein Stück erhaltenswerter Kultur, um Erhaltung von Infrastruktur, ebenso um Identitäts- und Sinnstiftung für Menschen.
Allerdings bin ich auch für eine genaue Prüfung, in welchen Gegenden und wofür investiert wird. Die Bauernlobby ist meines Erachtens in der Politik im Verhältnis zur tatsächlichen bäuerlichen Bevölkerung massiv übervertreten. Grosse Menschengruppen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, setzen sich latent dem Verdacht aus, sie seien faul, wollten nicht arbeiten, seien "scheininvalid" und dergleichen mehr. Mit grossem Aufwand soll hier angeblich gespart werden, während an anderer Stelle (z.b. eben in gewissen Bergregionen) fraglos subventioniert wird.
Ich will nicht eine Gruppe gegen eine andere ausspielen. Ich plädiere aber für etwas mehr Augenmass, Objektivität und letztlich Gerechtigkeit, wenn es um die Verteilung öffentlicher Gelder geht.

Anna hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 22:10
Ich denke dass es gut ist dass auch die Politik interessiert sich auf der Natur und der Ökologie, aber leider die Politiker versuchen alle Probleme zu instrumentalisieren um die nächste Wählen zu winnen.

Die meistens Bauern wählen die Rechts, dann die Rechtsparteien sie unterstützen und die Linke sie bekämpft.

Das ist der Klassenkampf, товарищ. ;)

dabuesse hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 19:18
Ja die Bauern wählen meistens rechts. Für die Subventionen an sie wird dann in Bern ausgiebig dafür gesorgt, koste es, was es wolle.
Wobei ich finde es ja auch gut, dass jemand für die Interessen der Bauern einsteht, schliesslich sind sie als gesamtes sozusagen auch Landerversorger.

Doch die Wildnis, die ist den Rechten Politikern egal. Es geht sogar soweit, dass die menschlich verursachte Klimaerwärmung wird als Hysterie oder als geleugnet erklärt wird.

ABoehlen hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 2. November 2007 um 06:41
Damit bin ich klar nicht einverstanden: Gerade die Politik der Rechtsparteien richtet sich sehr oft gegen die Anliegen der kleinen Bauern. Die Kleinbauern-Vereinigung hat im Vorfeld der Wahlen das Stimmverhalten der Politiker in Bezug auf ihre Anliegen unterstützt, und das Resultat war eindeutig. Die Mittepartei EVP und die linken Grünen stimmten in der vergangenen Legislatur am kleinbauern-freundlichsten, während SVP und FDP ganz schlecht abschnitten. (Quelle: Ökologo Nr. 3,2007; S. 4 und 5)

Die Politik der Rechten unterstützt vor allem grosse, industrielle Bauernbetriebe. So wird auch die Gentechnologie von diesen Parteien nicht bekämpft. Das ist nicht im Interesse der kleinen und biologisch produzierenden Bauern und schon gar nicht im Interesse der Natur!

Anna hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 2. November 2007 um 08:31
Hoi Adrian,

Vielleicht wohne ich auf einem anderen Planet als du, aber bei uns 100% Bauernbetriebe sind Bio (und Familienbetriebe) und die meistens wählen die FDP: schau Ramosch hier. Die FDP Kandidaten sind auch Bio-Bauern.

Viele Grüsse

ABoehlen hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 2. November 2007 um 09:31
Salut Anna

Ich denke nicht, dass ihr im Engadin auf einem anderen Planeten lebt, denn ich weiss, dass es regional grosse Unterschiede gibt, was das Stimm- und Wahlverhalten anbelangt. Bei uns im Emmental wählen z.B. die meisten (Klein)Bauern die SVP... Wenn es dann aber z.B. um eine Abstimmung zum Gentech-Moratorium geht, stimmen dieselben Bauern plötzlich so, wie Mitte- und Linksparteien empfehlen, und FDP und SVP gucken in die Röhre! So geschehen im 2005.

Sind wir froh, haben wir ein solch flexibles System in der Schweiz!

Liebe Grüsse
Adrian

Anna hat gesagt: RE:Ja...
Gesendet am 2. November 2007 um 12:21
>Sind wir froh, haben wir ein solch flexibles System in der Schweiz!

Genau! Das ist ein grosse Vorteil des Schweizer Systems. In den anderen Ländern kann man leider nicht das machen. Ich hoffe dass in der Schweiz alle wie ist bleibt, weil hier viel besser als bei den Nachbarn ist. (Stani und ich haben in vielen verschiedenen Ländern gewohnt).

Im Unterengadin die meistens Bauern wählen die SVP und die FDP und viele Bauern sind Kandidaten bei diesen Parteien, aber alle hatten ein Plakat gegen den genetischen Produkte.

Anna hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 21:30
Hoi insiembel,

Da ich nicht in gutem Deutsch schreibe, bitte fragt ihr mir wenn etwas nicht klar ist.

Erstens, habe ich eine direkte Frage für Alpin_Rise:
wie kannst du gleichzeitig ein Fan von Wildniss (und Mountain Wilderness) und ein Fan von Via Ferrata und Sportklettern sein? Ich mache diese Frage nicht um dich zu beleidigen, aber weil ich finde dass Wilderness ein Konzept einfach und angenehm ist; es ist immer die anderen die sollen Mühe haben: die Bauern,die Züchter, die andere Touristen, usw.

Ich bin in Rome und Mailand aufgewachsen. In der Nähe von Roma gibt Bären, Wölfen: das hält nicht ab von mehr Leukämie zu haben als in anderen Regionen (wahrscheinlich haben auch die Bären und die Wölfen diese Probleme).

In der Nähe von Mailand gibt der grösste Wildernesspark von Europa. Das hat nicht mich abgehalten von Asthma zu haben.

Jetzt wohne ich im Land und finde dass hier die Leute die Natur benutzen, respektieren und lieben. Allgemein sind die Bauern coole Leute: sie hängen viel am Landschaft, sie lieben die Tiere, sie machen Bio-Produkte. Ich denke dass die Bio-Agricultur soll unterstützt und entwickelt werden: es ist wichtig für unsere Zukunft.

Für die Touristen: es gibt Tourist und Tourist. Von meiner Erfahrung hier, die Leute die gehen wandern sind nicht das gleich als die Leute die auf den Skipisten gehen. Auch nur von Bekleidung und Blick kann man sie unterscheiden.

Ich benutze nicht die Bergbahnen und die Skipiste, aber sehr oft wenn ich in der Nähe von diesen Sachen gehe, habe ich Probleme mit diesen Leuten.
Im Gegenteil, habe ich noch nicht ein Problem mit den Wanderern, den Kletterern und den Skitourern.

Jetzt MW ist sehr angenehm für die "Skipister": diese im jedem Fall, gehen nicht zum wandern oder klettern. Und, wie du schon bemerkt hast, Bergbahnen und Skipisten sind ein Tabu für MW.

Gewissermassen hilft MW die Entwicklung der Tourismus-Industrie, weil sie die Achtsamkeit von den wichtigen Problemen verschiebt. Die Wilderness ist hier eine Utopie: es gibt zu wenig Platz für sie, der Bär ist nicht in der Nationalpark geblieben, er ist gegangen in der Nähe von Dörfern um die Schafe und den Abfall zu fressen.
Die Ökologisten, die ich unterstützen werde, sind Leute die befördern eine respektvolle Nutzung der Natur und den Leuten. Man soll nicht vergessen dass hier das Tier Homo Sapiens wohnt seit vielen Jahren.

Also, für mich, keine Bergbahn, nur Bio-Agricultur und viele Wanderer mit und ohne markierte Wege. (Persönlich benutze ich nicht die markierte Wege, und wenn einer gibt, für mich gibt kein Problem um es nicht zu benutzen Aber OK, bei uns gibt kein blau-weiss)
Sowieso werden die Leute, die sich ermüden möchten, immer wenig.

Anna hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 22:59
Ich habe geschrieben "keine Bergbahn", aber ehrlich denke ich das nicht.
Ein bisschen Bergbahnen (eine Skistation jede 50Km, NICHT in jedem Dorf) in einem Gebiet ist auch OK.

Leider, bedeuten die Bergbahnen sehr oft viel Geld nur für wenige Leute und diese wenige Leute möchten immer mehr verdienen.

Tourismus und Agricultur sind nicht die einzige Aktivitäten möglich in den Alpen. Es gibt schon viele Leute die in anderen Bereichen arbeiten und hier wohnen.

Anna hat gesagt: Noch etwas
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 21:58
Ich erinnere mich einer Geschickte: jemand wollte einen Bergbahn in der Nähe von Muttler bauen. Die Bewohner haben das Projekt abgelehnt. Die Leute, die hier aktiven in Politik sind, sind die Bauern. Jetzt, wenn man diese Leute von hier vertreibt, das Tourismus-Lobby wird die Kraft haben und du kannst dir vorstellen die Konsequenzen.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Noch etwas
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 14:48
Salut Anna,

Für mich ist es kein Widerspruch, Sportklettern zu gehen und gleichzeitig das Konzept der Wildnis bzw. die Standpunkte von MW zu befürworten.
Wenn ich klettern gehe, besuche ich meist die gut abgesicherten Gebiete mit BH und entsprechender Besucherfrequenz. Ich wehre mich jedoch dagegen, dass immer neue, entlegenere "wilde" Gebiete so erschlossen und "verbohrt" werden. Für Plaisirkletterer (zu denen ich mich z.T. zähle) gibt es genügend Betätigungsmöglichkeiten - es muss auch noch Freiräume geben, sogenanntes Wilderness-Terrain. Dort sollen keine oder möglichst wenige Borhaken stecken und die andere Infrastruktur auf dem absoluten Minimum gehalten werden.
Zu den Klettersteigen habe ich mich vermehrt kritisch geäussert. Bisher habe ich 4 Klettersteige begangen, damit ich weiss von was ich spreche. 2 davon halte ich aus meiner Warte für o.k. (Pinut, Eggstöcke), 2en stehe ich sehr kritisch gegenüber (Mitgel, Sulzfluh, da hochalpin und in vorwiegend unerschlossenem, bisher wenig belasteten Wänden bzw. Gebieten).

> Gewissermassen hilft MW die Entwicklung der Tourismus-Industrie, weil sie die Achtsamkeit von den wichtigen Problemen verschiebt.

Zur Bedeutung von Organisationen wie MW werden wir uns wohl nicht einig - das mag darin liegen, dass du in einem Gebiet lebst, wo du den Massenourismus hautnah erlebst (Unterengadin Scuol, Samnaun) und in Grosstädten Italiens aufgewachsen bist. Ich bewege mich hauptsächlich in eher naturbelassenen Regionen der Alpen, wo die Themen von MW eine grosse Relevanz haben.

Wie Zaza schon angemerkt hat: Ausbau von Massentouristischen Anlagen werden heute von nationalen und vor allem regionalen Umweltorganisationen/Bevölkerungskreisen kritisch betrachtet und praktisch immer verhindert. Darum denke ich, dass MW dort nicht den Schwerpunkt legt.
Sie haben jedoch ein Projekt, das sich um den Rückbau von stillgelegten, zerfallenden Anlagen kümmert, dort liegt noch einiges im Argen!

> Tourismus und Agricultur sind nicht die einzige Aktivitäten möglich in den Alpen. Es gibt schon viele Leute die in anderen Bereichen arbeiten und hier wohnen.

Genau! Man kann z.B. wie Stani und du übers Internet solch nützliche Projekte wie hikr.org aufbauen und damit auch Wertschöpfung generieren! ;-)

Gruss
Alpin_Rise

Stani™ hat gesagt: RE:Noch etwas
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 15:37
Alors il n'y a pas de problème de supporter MW et grimper sur les voies équipées et faire de la via-ferrate? Ok, ok ... :))

En tout cas, je suis content d'apprendre que j'habite dans une région du tourisme de masse, parce que ça veut dire que on ne risque pas la collectivisation forcée la wildernization ici, et je pourrais toujours acheter le fromage et le lait à la ferme. Ouf. Merci.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Noch etwas
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 16:35
Ouf, en francais...
> Alors il n'y a pas de problème de supporter MW et grimper sur les voies équipées et faire de la via-ferrate? Ok, ok ... :))
Non, pas pour moi. J'ai aussi utilisé des autoroutes, et je suis en même temps contre la construcition des nouvelles routes. ;-)

>En tout cas, je suis content d'apprendre que j'habite dans une région du tourisme de masse, parce que ça veut dire que on ne risque pas la collectivisation forcée la wildernization ici, et je pourrais toujours acheter le fromage et le lait à la ferme. Ouf. Merci.

Je veux dire que quelques villages comme Scuol ou Samnaun ont du tourisme de masse. Il y en a autres examples comme Guarda/Ramosch ou on a rien du tourisme de masse.

Stani™ hat gesagt: RE:Noch etwas
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 16:49
Moi je n'aime pas les cabines et les pistes et je ne les utilise pas. Mais je comprends que c'est nécessaire pour la région, donc je ne suis pas vraiment contre. J'espère seulement qu'ils ne construisent pas de nouvelles et que dans le futur on pourra s'en passer.

C'est clair, dans ton cas c'est différent! C'est difficile de ne pas utiliser une belle via-ferrata ou une voie de grimpe. La comparaison avec l'autoroute est vraiment bien trouvé.

Enfin, je ne serais pas contre qu'il construisent quelques voies d'escalade dans notre région touristique, c'est vraiment dur d'aller jusque à Küblis en salle toutes les semaines.

Anna hat gesagt: RE:Noch etwas
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 16:59
Alors Scuol ne sera pas wildernisée, mais Ramosch et Guarda oui? c'est ça?

Quand même Ramosch et Guarda vivent de l'agriculture ET de la présence de Scuol qui donne du travail à une partie de ses habitants. Donc, peut-être vous allez quand-même nous exclure de vos projets, ou dois-je commencer à me chercher un autre endroit pour vivre, où l'air soit encore pur, les produits de la terre sains et au même temps il y a la civilisation, les gens et l'ADSL?

Anna hat gesagt: RE:Noch etwas
Gesendet am 31. Oktober 2007 um 16:35
OK, ich verstehe. Back to work, wahrscheinlich kenne ich die Computer-Sprachen besser als die Menschen-Sprachen.

PS: Ich bin einverstanden mit dem Kommentar von Stani.


Kommentar hinzufügen»