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windi

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Geburtstag10 Oktober 1960
Stadt Kiefersfelden
Kanton Bayern
Land Deutschland


Bergwandern ist in Mode.

Es gibt viele, die einfach nur hinaus in die frische Luft wollen, weil es zuhause zu langweilig und Bewegung gesund ist. Diesen Wanderern ist ihr Ziel ziemlich egal, sie gehen meist nicht alleine, nicht so hoch, sie wollen sich unterhalten und fühlen sich deshalb auch bei schlechtem Wetter und in uninteressantem Gelände wohl.

Auch die Almwanderer sind gesellige Leute. Ihnen geht es gut, wenn eine bewirtschaftete Alm oder Hütte in Reichweite ist. Sie genießen Sonnenschein, Brotzeit, Bier und die anderen Almwanderer. Hauptsache, es ist lustig.

Dann gibt es die zwanghaften Typen, die Routen, Zeit, Herzfrequenz und Ausrüstung sehr genau planen, für die ein bestimmter Gipfelerfolg sehr wichtig ist und die gerne damit angeben. Sie sind unglücklich, wenn sie eine Tour nicht auch bei schlechtem Wetter durchgezogen haben.

Für die sportlichen Typen ist der Berg Sportgerät. Sie sind chic angezogen (wobei man das wegen ihrer Schnelligkeit natürlich nur für ihre Hinterseite sagen kann), laufen bei jedem Wetter und schauen oft auf die Uhr. Sie haben in der Regel ihre festen Trainingsstrecken und interessieren sich deshalb auch kaum für schöne Wege und Blicke.

Obwohl leider ein bißchen vom zwanghaften und vom sportlichen Typ in mir steckt, zähle ich mich zu den Naturliebhabern. Diese Bergwanderer suchen die stillen, einsamen, naturbelassenen Fleckchen abseits von Seilbahnen, Skipisten, Straßen und Forstautobahnen. Sie genießen romantische Landschaften und Stimmungen, wilde Bäche, urige Wälder, sauberes Quellwasser, sehen viele Blumen und Tiere, finden wenig begangene Pfade und Erfüllung auch ohne Gipfelerfolg. Sie benutzen die Natur nicht, sondern gehen in ihr auf, sind staunende Zuschauer bei Stürmen und Gewittern, träumen stundenweise vom Urzustand der Welt.
Für die Wanderer, die wegen der Natur in die Berge gehen, habe ich meine Tourenvorschläge aufgeschrieben.

In meiner Jugendzeit, bei einer Reihe von Bergurlauben, erst mit den Eltern, dann mit Vater und Bruder zählten für mich die Extreme: Hohe Berge, steile Wände, Gletscher, Klettersteige. Mit der schrittweisen Annäherung an die Alpen (berufliche Stationen in Wunsiedel, Eggenfelden und Pfarrkirchen) wurde für mich nach und nach die Natur die wichtigste Motivation, möglichst viele Stunden in den Bergen zuzubringen. Seit ich im oberen Inntal direkt am Fuße der Berge mein zuhause gefunden habe und meine Kinder größer geworden sind, erlauben mir zwei freie Vormittage und so manches Wochenende das genaue Erkunden und Genießen der umliegenden Berge und Täler. Die stets begrenzte Zeit schränkt meinen Aktionsradius zwar ein, so dass ich einige Touren immer wieder gehe, gleichzeitig versuche ich, damit es nicht zu langweilig wird, stets auch abseits der markierten Wege schöne Routen zu finden. Manchmal helfen dabei die Wanderkarten: Auf alten Karten sind markierte Wege eingezeichnet, die aufgelassen wurden, aber noch gut gehbar sind. Die unmarkierten, auf den Karten schwarz gepunkteten Pfade sind manchmal ebenfalls gut auffindbar, oft beruhen sie aber auf der Phantasie der Kartenzeichner. Wenn ich im Gebirge unterwegs bin, halte ich immer Ausschau nach schönen wilden, noch nicht von Forststraßen erschlossenen Bergflanken, Karen und Tälern. Wenn kein Wanderweg vorhanden ist, versuche ich es irgendwann, dort eine Route zu finden (und stelle oft fest, dass bereits ein Pfad vorhanden ist, den vielleicht nur Insider kennen). Naturbelassenes Gelände ist zum Glück meistens auch weglos gut begehbar, wenn es nicht zu steil ist. Einzig geschlossene Latschenfelder verderben einem die Freude an der Weglosigkeit.

 

Seit vielen Jahren bin ich Programmdirektor für Bergtouren. Für Frau und Kinder galt es bei der Auswahl immer sehr umsichtig vorzugehen, damit die Touren nicht in einem Desaster endeten. Die Wege sollten, obwohl bequem gehbar, in schönste Landschaften führen, mit möglichst wenig Höhenmetern und möglichst vielen Abenteuern. Der Anfahrtsweg sollte kurz, die Sonne ungetrübt sein. Es hat (von unbedeutenden Ausnahmen abgesehen) eigentlich immer alles gepaßt. Direkt nach einer Tour , wenn die Anstrengung geschafft war, herrschte immer Stolz und Begeisterung, aber beides war schlagartig verflogen, wenn die nächste Tour anstand. Vielleicht hätten wir öfter in einer Hütte oder Alm einkehren müssen, um die Motivation zu retten. Kurzum, mittlerweile wehren sich meine Buben gegen jegliche Bergtour, meine Tochter läuft manchmal allein auf unseren kleinen Hausberg, um sich fit zu halten. Lust auf Naturerlebnis haben alle drei nicht. Mir sind keine Familien bekannt, in denen die Kinder die treibende Kraft für Naturerlebnisse oder auch Naturschutz sind. Dies mag einerseits einfach an Faulheit und Bequemlichkeit liegen, andererseits daran, dass die Naturabenteuer die Abenteuer an Computer und Fernseher nicht mehr überbieten können. Wenn ich allerdings sehe, wie manchmal Kinder von ihren Eltern in langweiliger Landschaft über langweilige Forststraßen geschleift werden, wundert mich die Abneigung gegen das Bergwandern nicht. Für die größeren Kinder hat es sicher ein etwas verstaubtes, uncooles Image, weil man das mit den Eltern macht oder machen mußte. Und darum macht man es auch nicht mit anderen Kindern und Jugendlichen.

Die Hoffnung, dass meine Tourenvorschläge viele Kinder begeistern könnten, habe ich also nicht. (Trotzdem sind sicher die leichteren und kürzeren Touren für Kinder geeignet und vielleicht gelingt es ja doch einer Mama oder einem Papa, einen Sprößling vom Computer wegzulocken und für Pflanzen ,Tiere, Urwälder, wilde Gumpenbäche und Bewegung zu begeistern.)

Mit der kleinen Sammlung von Tourenvorschlägen möchte ich einerseits naturbegeisterte Städter ansprechen, die schon viele Bergwege gegangen sind und sich manchmal etwas einsames, exklusives wünschen, andererseits aber auch Einheimische, die die schönen Seiten unserer Berge gar nicht so kennen.

Leider gibt es im touristisch und forstwirtschaftlich stark genutzten Raum der Voralpen, in Tirol und im Salzburger Land keine Tour, die ausschließlich durch wilde Natur führt. Immer sind irgendwelche Durststrecken zu überwinden, die ich versuche möglichst kurz zu halten. Wenn ein markierter Wanderweg durch uriges Gelände führt, gehe ich ihn natürlich genau so gern wie weglos. Wanderwege sind aus naheliegenden Gründen vor allem im Abstieg nicht zu verachten. Außerdem helfen sie mir oft, aus einer Weglostour eine schöne Rundtour zu machen.
In den Voralpen sind die oft steil abfallenden und zerklüfteten Nordflanken der Kalkberge am attraktivsten. Dort gibt es schöne Bäche, Quellen und eine abwechslungsreiche Vegetation. Die Südseiten tragen oft Almen und langweilige Fichtenwälder. Im Urgestein der Kitzbüheler und Tuxer Alpen sind für mich vor allem die vielen abgelegenen Bergseen mit ihrer grünen, oft sumpfigen, moosigen Umgebung Anziehungspunkte. Man kann dort wunderbar rasten und im Hochsommer baden. Für die Touren im Urgestein, oberhalb der Waldgrenze braucht man einwandfreies Wetter. Wenn es trüb oder wolkenverhangen ist, schaut die Landschaft dort trostlos aus, während es in einem Urwald toll sein kann.

Da bei fast allen Touren steilere oder unwegsame Passagen zu überwinden sind, sind feste, höhere Bergschuhe mit gutem Profil absolute Voraussetzung. Auch Trittsicherheit, alpine Erfahrung, guter Orientierungssinn (auch auf Karten!), Geduld und Gelassenheit (bei Verirren) sind unbedingt vonnöten. Ich hoffe, dass die Tourenvorschläge zu eigener Phantasie anregen: Nicht eine Route punktgenau nachgehen ist die Devise, sondern sich inspirieren lassen, eigene Ideen entwickeln. An vielen Stellen genügt es eigentlich, wenn einem jemand sagt: “Hier geht´s los. Hier kommst du hinauf. Den genauen Weg such dir selber!” Aus diesem Grund werden meine Wegbeschreibungen erst dann langatmig und genau, wenn es auf eine bestimmte Route wirklich ankommt, z.B. wegen Gefahren.

Bergstöcke sind beim Bergabgehen zur Knie-Schonung angenehm, aber auch in unwegsamem Gelände sehr hilfreich. Ich wandere seit einigen Jahren mit einem einzelnen Stock, wobei ich links/rechts wechsle. Zwei Stöcke ständig zu bedienen war mir irgendwie lästig.

Zum Schluß noch ein Tip: öfters höre ich, wie sich Wanderer schon wochenlang im voraus taggenau auf eine bestimmte Tour festlegen. Man kann sich viel Frust ersparen, wenn man ganz kurzfristig, je nach Wetterbericht, Schneelage und Lust entscheidet. Oft ist es im östlichen Vorland noch trüb und Richtung Innsbruck föhnig oder sonnig. Das Wetterpanorama in ORF 1 oder BR 3 hilft einem im Herst und Winter oft bei der Frage: Wo ist die Hochnebel-Obergrenze? Der Wetterbericht in Radio Tirol um 7.30 und 8.30 Uhr ist fürs Gebirge oft viel genauer und informativer als im Bayerischen Rundfunk.

Ganz zum Schluß noch eine Bitte an die Jäger und Förster: Seid nachsichtig mit mir und den anderen Wegloswanderern! Wir lieben wie ihr die Natur und wollen sie erleben, nichts kaputtmachen und auch kein Wild verscheuchen (wir haben das Wild nicht schreckhaft gemacht!). Wenn einsame Pfade öfters begangen werden, dient dies ihrem Erhalt! Mir macht es auch nichts aus, wenn ich in meinen “Geheimtips” auch einmal Gleichgesinnte treffe. Eine Völkerwanderung wird es schon nicht werden.


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