Laponia - von Pieskehaure nach Sulitjelma

Der Gang über die Grenze
Im liberalen Skandinavien ist der Gang über die grüne Grenze natürlich problemlos. Klar, dass man für den Fall der Fälle einen Personalausweis auf sich trägt. Zwischen Sulitjelma und Muorki sieht man auch keine Grenzsteine. Die roten T an den Steinmännchen lassen irgendwann darauf schliessen, dass man nun in Norwegen angekommen ist.

Komplizierter ist es mit den Gebirgshütten, die in den beiden Ländern sehr unterschiedlich organisiert sind.
Schweden
STF (Svenska Turistföreningen), von Stockholm aus zentral organisiert, mehr oder weniger genormte Hütten, in der Sommer- und Wintersaison bewartet, im Winter frei zugänglicher Winterraum mit Nottelefon, meist aus Sicherheitsgründen kein Gasanschluss.
Norwegen
Im Süden meist Hütten des DNT (Den Norske Turistforeining), im Norden Vereine mit eigenen Hütten (zum Beispiel SOT, (Sulitjelma og Omeng Turistforening). Die Hütten sind nicht bewartet und in der Regel verschlossen. Wer ohne Schlüssel unterwegs ist, hat früher oder später ein gewaltiges Problem. Das spezielle an der Situation: fast 1000 Hütten in ganz Norwegen lassen sich mit dem gleichen Schlüssel öffnen. Die Türen sind mit massiven Eisenstangen und einem einheitlichen grossen Vorhängeschloss gesichert.

In Skandinavien haben die Vereine unter sich Gegenrechtsverträge. Mitglieder des STF dürfen norwegische Hütten zu Mitgliederpreisen benützen und umgekehrt. Keine Gegenrechtsverträge gibt es mit den Alpenclubs wie SAC oder DAV!

Von Pieskehaure nach Sulitjelma, drei Tage, 35 km, Aufstieg 760 m, Abstieg 1000 m
Leider spielte das Wetter nun nicht mehr mit. Und trotzdem:  die archaische Landschaft mit den gewaltigen Flüssen, den Schwemmebenen mit Mäandern, dem türkisblauen Pieskehaure beindruckte uns. Der schmale Pfad, der nach den Brücken über die Sulitjelmabäche gleichmässig anstieg, verlor sich zeitweilig, aber dank der genauen Karte auf meinem GPS fanden wir zur Brücke, wo wir nach Norden abbiegen mussten. Nach kurzem Anstieg in der grossen Mulde wiesen uns die roten T den Weg, und bald standen wir vor der Muorkihütte, die wir natürlich öffnen konnten, Schlüssel sei Dank.

Am nächsten Tag regnete es. Schade! Auf die spannende Strecke den Seen entlang hatte ich mich besonders gefreut. Über die von Gletschern glatt geschliffenen Platten ergoss sich das Wasser in Strömen. Unzählige Bäche waren zu queren. Meine Kollegen balancierten auf wackelnden Steinen, ich tat es den Rentieren gleich und stapfte durchs Wasser.  Am Låmnivatnet erreichten wir dann das Strässchen, dem wir bis zur Ny Sulitjelmahütte folgten.

Hier zeigte sich einmal mehr: das Fjäll ist gross, aber die Welt ist klein. Wir trafen auf Michael, der Bücher der Schweizer Autorin Kathrin Rüegg illustriert hat und ab 1969 einige Jahre bei den Samen lebte. Sein bester samischer Freund: der sprachgewandte Per von Sitojaure. Und dieser Per, wir staunten, ist im Hauptberuf Professor und ein bekannter Chirurg.

Am nächsten Morgen Abschied vom Fjäll, im Regen Abstieg nach Sulitjelma, ein hilfsbereiter Norweger hält an, nimmt uns mit bis nach Fauske. Die gewonnene Zeit nutzen wir zu einer Mahlzeit - und wer taucht da auf? Hüttenwart Magnus von Pieskehaure. Am frühen Morgen ist er gestartet und die 30 km in einem Zug bis zur Bushaltestelle Fagerli gelaufen - mit 20 kg am Rücken.

Für mich ist klar: im nächsten Sommer geht es von Sulitjelma nach Pieskehaure. Den Låmnivatnet und den Muotkejavvri muss ich bei Fotowetter nochmals erleben. Und Magnus wird sich sicher freuen, wenn er wieder Gäste aus der Schweiz betreuen kann.

 

 Bericht in drei Teilen
Laponia - von Saltoluokta nach Kvikkjokk
Laponia - von Kvikkjokk nach Pieskehaure
Laponia - von Pieskehaure nach Sulitjelma