Dealul Bălăneşti, 430m


Publiziert von Linard03 , 26. März 2014 um 19:15.

Region: Welt » Moldawien
Tour Datum:22 März 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: MD 
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Strecke:Bălăneşti - Dealul Bălăneşti - Bălăneşti
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per PW bis Bălăneşti
Unterkunftmöglichkeiten:Flowers Hotel (Best Western), Chişinău

Als mich mein Kollege fragte, ob ich ihn nach Moldawien begleiten wollte, sagte ich sofort zu. Noch vor 3 Jahren hätte ich wohl an die Stirne getippt, wenn mir einer gesagt hätte, ich würde sicher mal nach Moldawien reisen … Mittlerweile habe ich jedoch ein gewisses Faible bzw. in mir wurde das Interesse für östliche Länder geweckt.
 
Natürlich werden sich einige nach dem Sinn fragen, netto ca. 24 Std. in Moldawien zu verbringen. Da gibt es auch keine „vernünftige“ Begründung; dies ist wirklich nur mit dem „Sammeln“ von europäischen Landeshöhepunkten zu erklären – und dies wiederum können wohl auch nur „freaks“ nachvollziehen …
 
Ein Abstecher nach Transnistrien kam für uns hingegen nicht in Frage; zum einen aufgrund der aktuellen politischen Lage, zum anderen ist das abtrünnige Gebiet kein anerkannter Staat und nicht zuletzt hätte auch die Zeit dazu gefehlt.

Letztlich war’s aber ein geschenktes Wochenende, und zwar im doppelten Sinne: zum einen die netten Begegnungen, spannendes Sightseeing bei schönstem Wetter, zum anderen auch finanziell (Flugbuchung mit Meilenguthaben, EUR 70.-- für das Taxi pro Person (ca. 200 km!), EUR 55.-- für das Hotel & EUR 12.-- für das Nachtessen – also ein weekend für rund EUR 140.-- …).

 
Allgemeines
 
Moldawien hat eine interessante Geschichte, welche in entsprechender Literatur nachzulesen ist; da möchte ich jetzt nicht zu weit ausholen. Zu erwähnen gilt es aber sicher Stefan der Grosse (Ștefan III. cel Mare), wichtigster Herrscher im 15. Jh. Er wird sowohl in Rumänien als auch Moldawien als Nationalheld verehrt. Zudem muss er speziell in Moldawien auch heute noch für politische (pro-westliche) Zwecke herhalten …
 
Die Amtssprache ist zwar rumänisch, gesprochen wird jedoch ein moldauischer (rumänischer) Dialekt. In der Hauptstadt Chișinău haben wir allerdings sehr oft russisch gehört. Wer also der russischen Sprache mächtig ist, hat in Moldawien keine Probleme … Auffällig auch, dass vieles zweisprachig angeschrieben ist. Dies rührt daher, dass bis zum Zerfall der Sowjetunion die kyrillische Sprache benutzt wurde, nach der Unabhängigkeit im Jahre 1991 jedoch wieder die lateinische Schrift eingeführt wurde.
 
Moldawien gilt als das ärmste Land Europa’s; gehört jedoch nicht zur EU – es existiert lediglich ein Kooperationsabkommen. Langfristig soll es jedoch das Ziel von Moldawien sein, ebenfalls Mitglied der EU zu werden.
 
Anreise
 
Die überraschend gute Flugverbindung von Zürich via München brachte uns nach Chișinău, der Hauptstadt von Moldawien. Wir hatten echte Zweifel, ob uns der organisierte Taxifahrer wirklich erwarten würde. Aufgrund der an diversen Stellen beschriebene Fakt, dass Ortstafeln selten wären und der Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung schwierig zu finden wäre, hatten wir uns entschieden, das Ganze mit dem Taxi zu machen.
 
Dies hatte auch den Vorteil, dass wir unsere Tour quasi direkt vom Flughafen aus starten konnten. Tatsächlich stand jemand da; sogar mit einer Tafel, wo unser Name drauf stand. Der Herr sah aus wie ein Butler (weisses Hemd, Gilet, etc.) und wir fragten uns, ob wir mit einer Stretch-Limo abgeholt würden ;-)
 
Dem war zwar nicht so, aber das Auto war trotzdem überraschend edel: ein schöner Rover mit Ledersitzen. Das Ganze liess sich also schon mal gut an … Unser Chauffeur sprach zwar nur ein paar Bocken englisch und wir nur ein paar Wörter russisch. Dies war jedoch kein Problem, wir konnten uns auch so gut verständigen.
 
Die kurzweilige Fahrt führte uns zunächst quer durch die Hauptstadt, was bereits einem kleinen Sightseeing gleichkam. Danach ging’s über gute Strassen (im Gegensatz zur West-Ukraine) und hügeliges Gebiet nach Norden. Die Vegetation ist auch nicht weiter als bei uns, weshalb die Landschaft auch etwas öde wirkte („braun in braun“). Auffällig sind sicher die zahlreichen Rebberge, wo der Moldawische Wein wächst.
 
Nach ca. 1.5 Std. erreichten wir das Dorf Bălăneşti (eigentlich wollten wir ja nach Cabaiesti, um von Norden her auf den Hügel zu steigen – dies wurde jedoch falsch verstanden, aber egal - viele Wege führen hinauf …). Der Fahrer zuckte mit den Achseln und wollte wohl sagen „was nun“? Ihm war natürlich ziemlich schleierhaft, was wir in Bălăneşti wollten ;-). Wir gaben zu verstehen, er solle doch in Richtung Kirche hinunter fahren (die Strasse geht bei der Bushaltestelle rechts ab, bald darauf ist dann aber Schluss mit Teerstrasse).
 
In der Nähe dieser Kirche angelangt, sagten wir dem Fahrer, er solle hier warten …
 
Tour
 
Wir entdeckten einen kleinen Weg, der in die richtige Richtung führte, nämlich hinauf. Quasi in der Direttissima ging’s steil hinauf, was mich beinahe zu einer T2-Bewertung dieser Tour verleiten liess … ;-). Vorbei an sehr ärmlichen Bauten gewannen wir schnell an Höhe. Einige Bewohner bestaunten uns etwas argwöhnisch (so quasi „was wollen denn die 2 komischen Typen mit Rucksäcken?“); wir fühlten uns etwas ausgestellt wie im Zoo …
 
Einige Abzweigungen erfordern etwas Spürsinn, die allgemeine Richtung ist jedoch logisch. Schliesslich erreichen wir die breite Piste, welche bereits von pika8x14 beschrieben wurde. Hier überholten wir eine ältere Frau mit ihrem Enkelkind. Auf ihre Frage, woher wir kämen, antwortete ich mit „Schweiz“ auf russisch. Den weiteren Fragen konnten wir zwar nicht folgen, jedoch schien es, als würde sie unsere Absicht verstehen … ;-)
 
Bald erblickten wir auch schon die 2 Sendemasten, zwischen welchen sich der Landeshöhepunkt von Moldawien befindet. Der Wind, heute ein ständiger Begleiter, wurde jetzt immer heftiger. Die prognostizierten 30kmh stimmten jedenfalls. Nach bereits 30 Min. Aufstieg erreichten wir die Masten des Dealul Bălăneşti(430m).
 
Wenn es auch schönere Aussichtspunkte gibt; der Blick über die Hügel Moldawiens ist durchaus sehenswert – zumal die Sicht heute gut war. Der Wind blies jetzt schon beinahe orkanmässig, weshalb die Gipfelrast relativ kurz ausfiel. Nach dem „Gipfeltrunk“ machten wir uns deshalb wieder auf den Rückweg.
 
Nun im Gegenwind, welcher uns den Staub ins Gesicht blies, ging’s auf gleichem Pfad zurück ins Dorf Bălăneşti. Ob unser Fahrer noch da war? Er war – wir liessen ihn ja auch nur 1 Std. warten … Nach dieser erfolgreichen „Gipfelbesteigung“ konnten wir uns auf dem Rücksitz unseres Taxi’s entspannen. Flott brachte uns unser Chauffeur zu unserem Hotel.
 
Chișinău
 
In Chișinău gibt es zahlreiche Hotels; viele davon haben jedoch schon bessere Zeiten gesehen und wirken (zumindest teilweise) verfallen bzw. stark renovationsbedürftig. Unser Hotel dagegen schien neu und eines der besten in der Stadt zu sein (schöne Zimmer, gute Infrastruktur – „westlicher Standard“). Allerdings hatten wir den Eindruck, dass der Standort besser sein könnte: das Hotel ist etwas zurückversetzt (ca. 150m von der Hauptstrasse entfernt), in einem nicht so einladenden Quartier …
 
Wir machten uns sofort auf, einen kleinen Bummel zu machen. Auffällig waren für uns nebst den älteren Hotels die zahlreichen Wechselstuben und Banken. Langsam verschwand jedoch die Sonne, es wurde frisch und der Hunger meldete sich … Das vom Hotel empfohlene Restaurant „Pegas“ war sehr gut; jedenfalls hat’s uns geschmeckt – ebenfalls das Glas Moldawischer Wein zum Abschluss in der Hotelbar ;-).
 
Am nächsten Morgen ging die Stadt-Erkundung weiter. Zunächst zum Bahnhof, vorbei an hunderten von Leuten, welche ihre second- und third hand-Klamotten und Schuhe verkauften. Auch gebrauchtes Werkzeug, etc. wird zu Geld gemacht. Im krassen Gegensatz dazu steht eine reiche Minderheit, welche sich in der aktuellsten Mode kleidet und die teuersten Audi’s, BMW’s & andere Karossen fährt …
 
Vom Bahnhof ging’s mit einem Abstecher zur Kirche Teodor Tiron wieder zurück zum Bd. Ștefan cel Mare, an dessen Strasse sich die meisten Sehenswürdigkeiten befinden. Viele Theater, Denkmäler und protzige (Regierungs-)Bauten säumen die Hauptstrasse (siehe Fotos). Diese grosszügig angelegte Strasse verläuft durch das gesamte Stadtzentrum.
 
Zum Abschluss besuchten wir ein kleines Café, bevor wir dann vom Hotel wieder zum Flughafen zurück chauffiert wurden.
 
Fazit:
Ein überaus spannendes und lohnenswertes Wochenende!


Tourengänger: Linard03


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Kommentare (4)


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Sputnik Pro hat gesagt: Wunderschönes Moldawien
Gesendet am 27. März 2014 um 12:23
Hallo Richard,

Wie ich dich beneide, gerne wäre ich auch wieder einmal in Moldawien! Das Land und ie Leute haben mir bestens gefallen.

Natürlich gratuliere ich dir zum Gipfelerfolg, toll gemacht! Du hast mich doch etwas überascht als ich heute plötzlich den Moldawienbericht auf HIKR entdeckte :-)

LG, Andi

Linard03 hat gesagt: RE:Wunderschönes Moldawien
Gesendet am 27. März 2014 um 18:33
Hallo Andi,

na dann - Überraschung gelungen!
Das Ganze war etwas spontan entstanden und wie im Bericht zu entnehmen war's ja auch nur ein kurzer Abstecher.

Aber schön war's allemal, zudem hatten wir (im Gegensatz zur Schweiz) allerschönstes Wetter bei max. 18 Grad ... ;-))

LG, Richard

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 27. März 2014 um 22:45
Hallo Richard,

herzliche Gratulation zu einem weiteren Landeshöhepunkt und natürlich auch zum "Citytrip" durch Chișinău mit vielen interessanten Fotos.

Uns hat es in Moldawien auch wirklich gut gefallen, und durch Deinen Bericht gibt’s mal wieder einen schönen Anlass, sich daran zurückzuerinnern.

Viele Grüße, Andrea + André.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. März 2014 um 19:21
Hallo ihr beiden,

danke für Eure Rückmeldung; freut mich, wenn die Fotos schöne Erinnerungen wecken konnten! Und nachträglich auch noch Danke für Euren Bericht, deren Fotos uns für die Orientierung in Bălăneşti hilfreich waren ...

Gruss, Richard


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