Hazmburk (Hasenburg)


Publiziert von lainari , 24. Februar 2014 um 21:59.

Region: Welt » Tschechien » Dolnooharská tabule
Tour Datum:22 Februar 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 265 m
Abstieg: 255 m
Strecke:9,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Bad Schandau und RB der DB/Os der ČD Bad Schandau-Děčín hl. n., R der ČD Děčín hl. n.-Lovosice, Os der ČD Lovosice-Libochovice
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Os der ČD Slatina pod Hazmburkem-Postoloprty, Os der ČD Postoloprty-Most, R der ČD Most-Ústí nad Labem hl. n., R der ČD Ústí nad Labem hl. n.- Děčín hl. n., Os der ČD/RB der DB Děčín hl. n.-Bad Schandau
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 10 České středohoří západ

ÖV-Tour in Tschechien
 
Seit einiger Zeit hatte ich eine ÖV-Tour nach Nordböhmen in Planung. Dann sah ich in pika8x14’s tollen Berichten aus dieser Region ein Foto der Hazmburk (Hasenburg). Ein Blick auf die Karte verriet, dass diese von der avisierten Fahrstrecke her leicht zugänglich war. Also wurde der Plan um diesen Punkt erweitert. Am klaren, leicht frostigen Morgen begab ich mich nach Bad Schandau. Hier bewaffnete ich mich mit einem Elbe-Labe-Tagesticket und stieg in den Desiro-Triebwagen, der als ELS (Elbe-Labe-Sprinter) verkehrt. Der tschechische Triebfahrzeugführer hatte die Heizung auf Grillstufe gestellt und fühlte sich im Muscle-Shirt in seinem Cockpit sichtlich wohl. Ich hatte Bedenken, dass die Plastik des High-End-Triebwagens bald zu schmelzen anfing. Auf Grund knapper Umsteigezeiten verzichtete ich darauf, Kleidung in größerem Umfang abzulegen. Zügig ging es Richtung Děčín. Ab Schöna war das obere Elbtal total vernebelt. Hatte ich etwa das falsche Tourenziel gewählt? Der tschechische Schaffner kontrollierte freundlich und kompetent die Fahrscheine. Problemlos wechselte ich dann in Děčín hl. n. in den R 677 „Radobýl“. Der Schnellzug bestand aus einem doppelstöckigen CityElefant. Zügig und komfortabel rauschte dieser das Elbtal hinauf. Kurz vor Lovosice brach die Sonne durch den Nebel und bescherte so eine malerische Szenerie. Die Labe lag spiegelglatt, dampfte ein wenig und die Uferbäume erschienen geisterhaft in diffusem Licht. Bei der jetzigen Fahrscheinkontrolle fragte der Schaffner nach dem Fahrziel und überwachte den unmittelbar darauffolgenden Ausstieg. In Lovosice erreichte ich mit ebenfalls knapper Umsteigezeit den bereitstehenden Regionova-Triebwagen. Kaum gestartet, ließen wir den Nebel hinter uns. Der Schaffner in diesem Zug, ein etwas zauseliger älterer Herr, hatte Schwierigkeiten mit meinem Ticket, drehte sich von mir weg und erzählte etwas Unverständliches. Dann kam er doch zu einem positiven Ergebnis und gab es zurück. Nach einiger Zeit trafen wir in Libochovice (Libochowitz) ein.
 
Der Bahnhof des Ortes hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Die abzweigende Strecke nach Vraňany ist bereits von hier aus bis ins 20 km entfernte Račiněves stillgelegt. Die Einfahrflügelsignale sind außer Betrieb genommen und die Weichen auf Handbedienung zurückgebaut worden. Die zwei existierenden Lokschuppen sind von den Gleisen getrennt. Entlang der Gleise lief ich Richtung Stadt und wurde dabei vom Zug überholt. Am nächsten Haltepunkt Libochovice město hatte ich ihn fast wieder eingeholt, da er dort einen längeren Aufenthalt hat. Nun bog ich zum Markplatz ab und ging zum Schloss. Das Bauwerk wurde 1560-1564 als Renaissanceschloss errichtet und 1683 barock umgestaltet. Durch den Park ging ich zur Ohře (Eger) hinunter. Dann lief ich zurück zum Haltepunkt und verließ, einer roten Wanderwegmarkierung folgend, die Stadt. Eine Weile musste ich entlang der Straße laufen, bevor der Wanderweg zwischen Felder und Wiesen abzweigte. Vorbei an einer Apfelplantage stieg ich später bergan. Dahinter führte ein schmaler Pfad durch ein Dornengebüsch. An einer Stelle war es recht schlammig. Vorsichtig tastete ich mich bergwärts, immer mit der Aussicht mit zerkratztem Gesicht der Länge nach in den Matsch zu fallen. Schließlich war es geschafft und ich konnte in freierem Gelände auf einem Wiesenpfad neben dem verschlammten Fahrweg entlanglaufen. Unterwegs pausierte ich kurz. An einer Wegkreuzung geriet ich nochmals auf feuchtes Erdreich. Bei jedem Schritt wurden die Absätze unter den Schuhen größer. Auf felsigem Untergrund gelang es mir dann, den Ballast wieder loszuwerden. So gelangte ich hinauf auf die Hazmburk (Hasenburg). Einem ersten Gedanken folgend, hatte ich hier einen Zweitwohnsitz von Hugh Hefner vermutet. Das Nichtvorhandensein von Bunnys holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Und eine davon war das verschlossene Tor des Objektes. Die staatliche Burg hat im April und Oktober Mi-So und von Mai bis September Di-So geöffnet, wenn ich die Tafel am Eingang richtig gedeutet habe. So blieb mir nur, etwas am Hang entlangzugehen und von außen einen Blick über die Mauer der Ende des 13. Jh. als Burg Klep errichteten Anlage zu werfen. Nach dem Besitzer Zbynek Zajíc z Valdeku (Hase von Waldeck) wurde sie später Hasenburg genannt. Ich kehrte zur Abzweigung zurück und nahm den Weg hinunter nach Slatina pod Hazmburkem (Slatina). Der Ort ist hufeisenförmig um einen großen freien Platz herum angelegt. An der offenen unteren Seite befindet sich die Kirche. Ich begab mich auf einem befestigten Fußweg neben einem abermals schlammigen Weg Richtung Slatina pod Hazmburkem - zastávka (Slatina - Haltepunkt). Der Zug in die Gegenrichtung fuhr gerade ab. Ich nutzte die Wartezeit für eine Mittagsrast. Die Blechbude des Haltepunktes wies keine Sitzgelegenheit auf, so dass ich einen Kilometerstein der Bahn als Ruheplatz auswählte.
 
Pünktlich erschien der Regionova-Triebwagen, mit dem ich die Reise von heute morgen fortsetzte. Längere Haltezeiten ergaben sich in Libochovice, Libochovice město und an einer späteren Kreuzungsstation. Die Fahrt über das Land mit Halten an fast jeder „Milchkanne“ war bestens zum Kennenlernen der Region geeignet. Die Schaffnerin in diesem Zug, eine stämmige ältere Dame, hatte ebenfalls Schwierigkeiten mit meinem Ticket, sie verglich es minutenlang mit einer Anzeige in ihrem Handgerät. Auch sie stellte schließlich die Gültigkeit fest. In Postoloprty galt es umzusteigen. Der Bahnsteig wurde von einer Seniorenwandergruppe geflutet. Zügig fuhr ein einzelner Triebwagen heran. Nun wurde es eng, das Fahrzeug war nach dem Einsteigen zu etwa 95 Prozent besetzt. Mit Höchstgeschwindigkeit dieselte der Triebwagen über die zweigleisige elektrifizierte Strecke bergan. Der Schaffner, ein älterer Roma hatte Alleinunterhalterqualitäten. Eine Dame der Wandergruppe wollte an einem Bedarfshalt aussteigen, hatte jedoch nicht Bescheid gesagt, so dass der Triebwagen nach kurzem Abbremsen am leeren Bahnsteig vorbeifuhr. Sie beschloss von Most aus, für wenige Kronen eine Rückfahrt mit dem Gegenzug anzutreten. Wäre ein solcher Fall in Deutschland eingetreten, hätte der beteiligte Fahrgast sofort mindestens drei Revolverblätter informiert und wäre Gast einer Talkshow im Fernsehen geworden, um über die böse Bahn zu schimpfen. In Most stieg ich ebenfalls mit knapp bemessener Zeit in den Schnellzug R 611 „Krušnohor“ um. Auch dieser Zug war gut ausgelastet. Die Schaffnerin musterte mein Ticket argwöhnisch. 10 Minuten später kam sie zurück, wollte es nochmals sehen und machte einen handschriftlichen Vermerk darauf. In flotter Fahrt ging es am Fuße des Erzgebirges entlang. Pünktlich erreichten wir Ústí nad Labem. Hier hatte ich etwas Luft beim Umsteigen. Der nun zu nutzende Schnellzug R 1169 der sonst ein Triebwagenzug ist, bestand heute aus einer Diesellok mit zwei Schnellzugwagen. Auf der Fahrt tigerte ein Mann durch den Zug, der einen Al-Capone-Hut trug, welcher bei jungen Leuten gerade in ist. Ein Casting-Star, dessen unbedeutender Name mir grad entfallen ist, schmückte sich einst damit. Der besagte Mann hatte entweder ordentlich getankt oder irgendwas eingeworfen und laberte die Passagiere voll. Nun traf er auf die Schaffnerin, eine adrett uniformierte junge Frau. Statt einem Fahrschein hielt er ihr irgendein Schreiben unter die Nase. Was er dazu sagte, verstand ich nicht wirklich. Aber es muss ein wenig unartig gewesen sein, denn sie beförderte ihn unter zustimmendem Nicken der Fahrgäste resolut in den Vorraum des Wagens und knallte die Tür vor seiner Nase zu. Wir trafen schließlich in Děčín hl. n. ein. Hier hatte ich einen längeren Aufenthalt. Die Schlussetappe absolvierte ich wieder mit dem Desiro-Triebwagen des ELS. Auch hier war eine adrett uniformierte junge Frau als Schaffnerin eingeteilt. Sie trug eine für öffentlich Bedienstete gewagte Frisur, einen Kurzhaarschnitt mit gestuft ausrasiertem Nacken und einer längeren lila Strähne im Gesicht. Einem Model gleich schritt sie mit nach innen gerichtetem Lächeln durch den Zug. Mit Kennermiene musterte sie kurz mein Ticket und das von ihr freundlich vorgetragene „děkuji“ umschmeichelte meine Ohren…
In Bad Schandau endete anschließend meine heutige ÖV-Tour mit dem Elbe-Labe-Ticket.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h. Die Strecke ist mit T1 zu bewerten.

Reiseverlauf 22.02.2014
Ort Zeit Unternehmen Fahrt-Nummer Hinweise
Bad Schandau
Děčín hl.n.
ab 06.50
an 07.17
DB Regio/
České dráhy
RB 5261/
Os 5261
Regionalbahn
„Elbe-Labe-Sprinter“
Děčín hl.n.
Lovosice
ab 07.24
an 07.56
České dráhy R 677 Schnellzug
„Radobýl“
Lovosice
Libochovice
ab 08.01
an 08.22
České dráhy Os 6102 Personenzug
Libochovice
Slatina pod Hazmburkem
      Fußweg
3 h
Slatina pod Hazmburkem
Postoloprty
ab 12.19

an 13.45
České dráhy Os 6106 Personenzug
Postoloprty
Most
ab 13.51
an 14.17
České dráhy Os 6512 Personenzug
Most
Ústí nad Labem hl.n.
ab 14.22
an 15.07
České dráhy R 611 Schnellzug
„Krušhnohor“
Ústí nad Labem hl.n.
Děčín hl.n.
ab 15.27
an 15.43
České dráhy R 1169 Schnellzug
Děčín hl.n.
Bad Schandau
ab 16.40
an 17.08
České dráhy/
DB Regio
Os 5270
RB 5270
Personenzug
„Elbe-Labe-Sprinter“

Tourengänger: lainari


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