Im Alleingang auf den höchsten Trekkingberg der Welt


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 28. Januar 2014 um 07:37.

Region: Welt » Argentinien
Tour Datum:21 März 1999
Wegpunkte:
Geo-Tags: RA 
Zeitbedarf: 8 Tage
Aufstieg: 4100 m
Abstieg: 4100 m
Unterkunftmöglichkeiten:Zelt

Am 17.03.1999 betrat ich den Nationalpark am Aconcagua. Ich hatte vorher nicht mehr nach Mendoza zur Erlangung eines Permits u. Bezahlung des Eintrittes fahren müssen, da die Saison am 15.03. beendet worden war! Am Parkeingang steht eine Hütte, in der sich noch eine Rangerin aufhielt, die mich darauf hinwies, dass ich den Müll wieder zurückbringen müsste.

Da ich zwei Tage vorher auf dem Ojos del Salado stand, war ich akklimatisiert u. brauchte zum Gipfel nur 5 Tage.

Im ersten Lager in ca. 3300 m Höhe war ich der einzige Campierende. Ca. 30cm neben mich legte ich Brot. Zwei Vögel, eine Art Spatzen, hatten keine Scheu, vom Brot zu picken.

Am nächsten Tag musste ich durch ein langes, flaches Tal wandern. Ca. 200m unter dem Basislager war es genug für mich, sodass ich dort neben einer Ruine mein Zelt aufschlug.  Ich vermisste mein von einem Muli hinaufzutransportierendes Gepäck. Dass ich noch gar nicht im Basislager war, war mir gar nicht bewusst.

Am nächsten Morgen ließ ich mein Gepäck liegen u. ging weiter, um zu schauen, wo mein Gepäck ist. Ich erreichte das Basislager, wo ich es vorfand. Ich stieg wieder zu meinem Übernachtungsplatz ab u. musste mit dem Gepäck ein zweites mal hinaufsteigen.

Im Basislager stand nur noch ein gelbes Einmann-Zelt. Ich traf in über 4500m einen absteigenden Amerikaner. Ich stieg bis zum Camp "Canada" in ca. 5000m auf, wo ich zeltete.

Am nächsten Tag kam mir etwas unterhalb des Nido de Condores, das ca. 5600 m hoch gelegen ist, ein Franzose entgegen. Bis zum Gipfel sah ich dann keinen Menschen mehr!
Der Aufstieg über den Schneehang zum Nido de Condores war unheimlich mühsam. Ich musste die weitere Route selbst finden, da kein Weg u. keine deutlichen Spuren erkennbar waren. Ca. um 17.00 Uhr erreichte ich eine Hütte. In ihrer Nähe hing ein Thermometer, der -15°C anzeigte.

Ich übernachtete in der von der DAV-Sektion Rheinland-Pfalz mit Hilfe des argentinischen Militärs errichteten Biwakhütte in über 5900m.

Am nächsten frühen Morgen hörte ich Windgeräusche u. hatte gar keine Lust, aufzustehen. Als ich das endlich doch geschafft hatte, hatte sich der Wind gelegt. So brach ich erst ca. 08.30 Uhr auf.
Da der Benzinkocher am Abend zuvor seinen Geist aufgegeben hatte, hatte ich nur einen Liter Wasser dabei.

Die ersten hundert hm waren für mich eine Quälerei u. ich zweifelte daran, den Gipfel erreichen zu können. Dann wurde es aber besser. Ich stieg den folgenden gefrorenen Schneehang ohne Steigeisen bis zu einer kleinen, zerstörten Hütte in über 6400m auf. Dann über einen steileren Hang auf ca. 6500m. Dort beginnt die Querung einer Flanke. Es folgt wieder ein steiler Hang, in dem Wegspuren vorhanden waren. Ich empfand sie in dieser Höhenlage als zu steil! Deshalb wich ich von ihnen ab. Dabei musste ich oft stehenbleiben u. verschnaufen.

Ich erreichte schließlich die Canaleta, die ca. 250hm zum Gipfelgrat führt. Ich musste ca. alle 10m verschnaufen u. setzte mich dabei immer auf die herumliegenden Gesteinsblöcke. Für die 250hm brauchte ich 2,5 h! Etwas unter dem Grat querte ich zum Gipfel. In einem Firnfeld waren Fußspuren zu sehen. Nach 7 h Quälerei erreichte ich um 15.30 Uhr den Gipfel. Oben gibt es nur ein ganz kleines Kreuz.

Es war ein wolkenloser, klarer Tag u. ich genoss die Aussicht. In diesem Bereich sind die Anden recht schmal, sodass ich sie fast ganz überblicken konnte.

Der Gipfel ist fußballfeld groß. Ich stieg einige m nach S ab (die Sonne steht in diesen Breitengraden im Norden), weil ich dachte, ich könnte von dort in die Südwand blicken. Das war aber doch nicht möglich. Am oberen Ende der Südwand befand sich ein Wechtengrat.

Ca. um 16.00 Uhr begann ich mit dem Abstieg. Unterwegs machte ich eine Rast. Trotz der Minustemperaturen, die dort oben herrschen, wurde mir überhaupt nicht kalt. So musste ich mich wieder aufraffen, weiterzugehen, um zur Hütte zu gelangen. In ihr übernachtete ich ein zweites mal, bevor ich nächstentags zum Basislager abstieg.

Im Basislager kam ich erschöpft an u bekam von drei Leuten etwas zu trinken. Ich überließ ihnen Lebensmittel, die ich nicht mehr brauchte u. außerdem nicht hinunterschleppen wollte.

Ob die drei nach mir noch den Gipfel erreichten, erfuhr ich natürlich nicht mehr.

Bevor ich nach Puente del Inca abstieg, wanderte ich noch bis unter die Südwand. Der Gletscher ist dort teils geröllbedeckt. Die Zunge ist wegen des Schutts schwarz. Im Gipfelbereich waren Wolken zu sehen. Das Wetter schien sich zu verschlechtern. Es ging auf den Winter zu!

Am letzten Abschnitt nach Puente del Inca kam mir eine Ostasiatin ohne schweres Gepäck entgegen.

In Puente del Inca. wartete ich auf den nächsten Bus nach Santiago de Chile. Später fiel mir ein, dass ich mir noch die Naturbrücke hätte anschauen können, nach dem dieser Bereich benannt ist. Ich glaube, da ist auch eine heiße Quelle, in der man baden kann. Schade, aber ich wollte wohl so schnell als möglich zurück in die Zivilisation!



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