Ausweichtour Täschhorn
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Für die letzte Hochtour in dieser Saison hatte ich mir den Eiger ausgesucht, und zwar wollte ich mit dem Bergführer Werner über den Mittellegigrat zum Gipfel gehen. Aber wie schon in den letzten Jahren davor kam es anders, denn pünktlich zu unserem vorgesehenem Termin rückte eine Schlechtwetterfront heran und das Wetter war im Berner Oberland nicht mehr hochtourentauglich, jedenfalls nicht für den Eiger. Da Werner nichts anderes vorhatte und das Wetter im Wallis gut war, konnten wir kurzfristig umdisponieren. Schnell fiel meine Wahl auf das Täschhorn und so verabredeten wir uns an der Seilbahnstation in Saas Fee um moderate 7 Uhr. In der Nacht hatte es aber auch im Wallis geregnet und es tröpfelte immer noch, als ich um 6 Uhr in Grächen losfuhr. „Na toll“, dachte ich, „hoffentlich gehen wir nicht nur auf den Alphubel und dann wegen schlechten Wetters wieder hinunter!“ In Saas Fee war es aber wieder trocken und so ging es erst mal komfortabel mit der Seilbahn weiter zum Mittelallalin (3457m) und dann über die Skipiste Richtung Allalinhorn. Wir bogen rechts ab ins Feejoch, kletterten über den Feechopf um dann wieder ins Alphubeljoch abzusteigen. Der anschließende Aufstieg zum Alphubel gestaltete sich als unspektakulär: Von den Sicherungsstangen, die vor drei Jahren noch da waren, war nur noch eine umgeknickte zu sehen und selbst das Gipfelkreuz war verschwunden. Auf dem Gipfel hatte ich irgendwie noch nicht so richtig das Gefühl, etwas besonders Spannendes erlebt zu haben. Nach kurzer Rast machten wir uns dann auf den Weg Richtung Mischabeljochbiwak. War der Alphubel mir mit seinem großen Gipfelplateau als behäbiger Riese vorgekommen, änderte er sehr bald sein Gesicht und der Weg zum Biwak entpuppte sich als schmal, vereist und vor allem steil. Unangenehm wurde ich an den Abstieg vor ein paar Tagen ins Lisjoch erinnert, der sich ähnlich gestaltete. Nun ja, man kann es mir eben nicht recht machen. Irgendwann kamen zum Glück die Felsen, sodass wir kombiniert weiter absteigen konnten. Der Blick auf das Mischabeljochbiwak ist einfach unbeschreiblich: Oft im Internet auf Fotos gesehen und dann diese Konstruktion wirklich vor mir! Einfach ein Wahnsinn, was man da hingestellt hat! Die letzten Höhenmeter waren klettersteigmäßig gesichert und schon konnten wir eintreten. Weil wir die ersten waren, hatten wir die freie Lagerwahl und breiteten uns erst mal genüsslich aus. Nach uns kamen noch zwei Führerseilschaften und am Abend weitere 5 Personen, sodass wir mit 11 Leuten genügend Platz hatten. Am Nachmittag erkundeten wir den Einstieg zum Täschhorn, der wegen der Steinmännchen bei Tageslicht gut zu finden war. Danach kochte Werner unser Abendmenü. Mein Vorschlag, uns mit Butterbroten zu versorgen stieß auf blankes Entsetzen seinerseits und so gab es erst mal Nudelsuppe aus Gletscherwasser, dann Wurst an Uncle Ben´s Gemüsereis und zum Abschluss Keks und Tee. Gut, damit konnten meine Butterbrote wirklich nicht mithalten!
Mein „Nicht schlafen können in Hütten“ hatte ich schon auf die Nacht davor gelegt, und so hatte ich gegen 21 Uhr die nötige Bettschwere und ich kam in den Genuss einer wunderbaren Nacht bis 4.00 Uhr, wo sich die Ersten zur Täschhornüberschreitung fertig machten. Gegen 5 Uhr machten wir uns gemütlich auf den Weg. Werner hatte sich zum Glück nicht von seinem jüngeren Kollegen beeinflussen lassen, der den Mischabelgrat immer in drei Stunden geht, aber es auch schon in zwei geschafft hat. Zum Weg selber kann ich wenig sagen, weil ich mich darum nicht kümmern musste. Allerdings herrschten am Berg selber super Bedingungen: leichtes Blockklettern am Anfang, wenige Schneefelder mit einer so guten Spur, dass selbst ich keine Steigeisen brauchte und dann noch etwas steileres, aber unschwieriges Klettern im Gipfelaufbau. Ich merkte noch etwas meine Beine von der Liskammtour vor zwei Tagen, aber schlussendlich standen wir nach 3 Stunden und 22 Minuten bei herrlichen Wetter auf dem Gipfel! Es war wirklich ein Traum dort oben zu stehen!
Nach einer ausgiebigen Rast machten wir uns auf den Rückweg, denn der ist bekanntlich genauso weit und sollte nicht unterschätzt werden! War Werner im ersten Teil des Abstieges in etwas „bröseligem“ Gelände noch schweigsam, wurde er im weiteren Verlauf immer lockerer, trällerte fröhlich eine Schweizer Weise vor sich hin und meinte dann noch übermütig, es sei ja quasi Bergwandern und man könne den „Weg“ auch blau-weiß markieren. Nun ja, so unterschiedlich kann man empfinden.
Nach einer kurzen Pause im Biwak machten wir uns auf den Rückweg über den Weingartengletscher. Der hatte sich im Laufe der Jahre soweit zurückgezogen, dass wir nach dem Firn noch sehr lange über unerquickliches Schottergelände stolpern durften. Stellenweise wurde ich auch wieder ans Seil genommen, weil durchaus die Möglichkeit bestand, auf Sand auszurutschen und dann wäre es viele Meter nach unten gegangen. Als wir endlich den schönen Wanderweg erreichten, mussten wir uns sehr beeilen, um noch einigermaßen rechtzeitig zum bestellten Taxi auf der Täschalp zu kommen. Muss ich erwähnen, dass wir mittlerweile kein Netz mehr hatten um Bescheid zu sagen, dass wir etwas später kommen können? Also ging es mit rauchenden Knien bergab: schön zu wissen, dass man Wanderstöcke zu Hause hat. Zum Schluss wechselte Werner noch vom schnellen Gehen ins lockere Joggen und so rannten wir beide unter den irritierten Blicken verschiedener Einheimischer und Touristen zum Parkplatz, wo der Taxifahrer zum Glück noch auf uns wartete.
Alles in allem waren es wunderschöne zwei Tage und das Täschhorn wurde dank der umsichtigen Führung zu einem außerordentlichen Erlebnis!
Tourengänger:
emely

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