Volcán Concepción 1634m ü.M.
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Nicaragua
In Nicaragua angekommen musste zuerst etwas Erholung von den vorangegangenen strengen Reisetagen folgen. Ein paar Tage am Pazifik, im Süden von Nicaragua taten dem Gemüht sehr gut und wir genossen es, die Seele an wunderbaren Stränden am Pazifik etwas baumeln zu lassen.Doch wie das dann halt nach ein paar Tagen ist, verspür(t)en wir sofort Langeweile, nur Lesen und Schreiben, Baden und Essen, das kann's ja nicht sein - so schön es da auch war. Drang nach kühleren Temperaturen (!) (es ist wirklich unangenehm heiss), Bewegung und Abenteuer machte sich sofort wieder breit.
So beschlossen wir den Pazifik zu verlassen und fuhren mit dem abenteuerlichen nicaraguanischen Service Public, mit einem sogenannten Chicken-Bus nach Rivas, schnappten uns da ein Taxi und gelangten zum beschaulichen Fährhafen von San Jorge am windigen, stürmischen und allem voran welligen Nicaraguasee gelegen. Bald, wir mussten keine halbe Stunde warten, konnten wir die Fähre, ein schräges, zweistöckiges, nicht all zu stabil wirkendes Holzschiff mit allerdings einem kleinen Dach auf dem oberen Stock, betreten. Abgefahren aus dem Hafen, mussten wir uns zu allererst wieder einmal an stärkeren Wellengang gewöhnen, danach schiffte es wie aus Kübeln, allerdings quer von der Seite, wobei das Dach im Prinzip keinen Nutzen mehr darstellte.
Trotzdem hatten wir eine gute Fahrt, wir sind ja schliesslich nicht auf Grund gelaufen und legten eine gute Stunde später am Hafen von Moyogalpa an. Danach hatten wir beim Warten auf den nächsten Bus Zeit, uns etwas trocknen zu lassen. Ometepe hat ein relativ gut ausgebautes Bussystem, Busse rund um Moyogalpa und Altagracia fahren im Schnitt so alle Stunden, es empfiehlt sich aber immer etwa eine Viertstunde vor der angegebenen Abfahrt an einer Haltestelle (Parada) zu stehen, der Bus kann gut und gerne auch mal früher durchkommen. Allerdings sind die Busse generell langsam unterwegs - wie sicher schon irgendwo gelesen, gehört oder selber erfahren werden allenthalben und zu jeder Zeit allmögliche Gegenstände in und auf den Bus eingeladen, ausgeladen, eingeladen, ausgeladen. Die Busse halten bereits 10 Sekunden nach der Abfahrt am Busbahnhof zum ersten mal um jemand einzuladen usf..
Nicaraguasee und Isla Ometepe
Der Nicaraguasee (lago de Nicaragua) ist der grösste Zentral- oder Mittelamerikanische See. Er liegt im Südosten von Nicaragua nur ein paar Kilometer nordöstlich der Departements-Hauptstadt Rivas. Nur ein paar Kilometer Land trennen sein westliches Ufer von der Grenze zu Costa Rica, einem der zwei Nachbarstaaten (im Norden grenzt Honduras an Nicaragua). Der See nimmt eine Fläche von rund 8157 Quadratkilometer ein und ist damit neben dem Titicacasee (Peru/Bolivien) der zweit grösste See Lateinamerikas (Staaten südlich der USA mit wenigen Ausnahmen). In Relationen zur Schweiz nimmt der See einen Fünftel der schweizerischen Staatsfläche ein, also fast soviel wie die ganze Romandie.
Er beinhaltet mehrere Hundert Inseln, wovon zwei grössere herausragen; eine davon ist die Isla Ometepe, deren zwei Vulkane die Entstehung der Insel erst ermöglichten, später durch mehrere Ausbrüche aus zwei, eine Insel werden liessen (die Lava verschiedener Eruptionen floss zusammen).
Der nördöstliche Inselteil ist geformt und geprägt vom steilen und höheren Volcán Concepción dessen Kraterrand (Gipfel) 1634m Höhe (über Meer) erreicht. Höhe über See dürften es rund 1604m sein. Der Maderas (1340m ü.M.) gestaltete die südöstliche Insel.
Heute leben gut 30'000 Einwohner auf der Insel. Bis vor ein paar Jahren war ihr Haupterwerbszweig der Anbau und Export der Plátano (Kochbanane). Mit zunehmender Zeit wird der Tourismus zur Haupteinnahmequelle, auch wenn die touristische Infrastruktur noch dürftig ausgebaut ist.
Bis und mit heute ist die Insel allerdings noch eine dieser Juwelen in der die Menschen noch mit der Natur leben, Freude an wenig haben und vor allen Dingen eine eigene, bodenständige und überaus freundliche Art mit Mitmenschen und der Natur umzugehen besitzen. Die Früchte der Bäume gehören allen; Mangos, Papayas und viele andere Früchte sind, sofern nicht massenhaft dem Baum entrissen (noch) für alle freie Ware.
Neben dem Fischfang als wesentlichen Wirtschaftszweig gelangt der Nicaraguasee und sein Abfluss, der Rio San Juan auch immer wieder für geopolitische Belangen an die Weltöffentlichkeit. Erst gerade kürzlich wurde wieder über den Traum eines eigenen Kanals (Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik) in den Medien berichtet. Wir hoffen doch schwer, dass dies immerwährend ein Traum, eine Utopie des Präsidenten bleiben wird ([www.nzz.ch/aktuell/international/ortega-graebt-einen-kanal-1...]).
Volcán Concepción
Unser eigentliches Ziel des Besuchs der Insel war die Besteigung des Volcán Concepción, eines der höchsten Berge des Landes, ein klassischer und wohl auch einer der regelmässigsten Schichtvulkane, die ich je gesehen habe - seine Schartenhöhe beträgt beeindruckende 1600m - er weist damit eine enorme Prominenz auf. Schon als wir eine Woche zuvor mit dem Bus von Managua nach Rivas fuhren, sahen wir ihn von der Panamericana aus. Ausserdem wurde es auch mal Zeit, dass aus Sicht von Hikr das Land Nicaragua endlich erschlossen wird.. ;-)In dieser Jahreszeit herrscht Regenzeit, doch auch in Sommermonaten soll der Berg oft über eine Krone bestehend aus Nebel und Wolken an seinem Gipfel verfügen. Der Berg ist ein mürrischer Zeitgenosse, seine Hänge weisen Spuren starker Erosionsprozesse und verschiedener Lavaflüsse auf. Die Hänge sind auf alle Seiten hin steil und im unteren Teil stark mit dichter Vegetation bewachsen.

Die Besteigung ist technisch zwar nicht schwierig, bedarf aber unheimlich viel Ausdauer. Der Berg wird zwar fast täglich bestiegen allerdings mehr noch in der Trockenzeit, weil die an sich geringe Wahrscheinlichkeit auf Aussicht vom Gipfel leicht erhöht ist. Die Besteigung ist auf Grund des eher schlechten Weges, hunderten knie- bis hüfthohen unregelmässigen Tritten, enorm hoher Feuchtigkeit und tropisch heisser Temperaturen und in der Gipfelregion wegen den straken Winden eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass die Vegetation - wie wenn sie sich gegen Besucher sträuben würde - scharf, stachelig und stechend ist. Hinzu kommen Pflanzen mit brennender Nebenwirkungen (wie etwa die Brennnessel bei uns). In verschiedenen Quellen haben wir gelesen, dass der Trek, also Auf- und Abstieg um die 10 Stunden dauern würde. Dies erachteten wir allerdings als relativ viel - doch man weiss ja bekanntlich erst, wenn man die Geschichte in der Vergangenheitsform erzählen kann.
So machten wir uns mit unserem Guide Donald, einem lokalen sehr freundlichen jungen Mann in unserem Alter um 05:30 Uhr mit dem ersten Bus auf den Weg. Die Busfahrt führte uns Richtung Altagracia wo wir in La Sabana - seines Zeichens Eingang zum Reserva Concepción - dem Bus entstiegen und sofort losmarschierten.
Schneller Schritten und voll bepackt mit je 3.5 Liter Wasser und vielen verschiedenen Snacks stiegen wir der breiten unbefestigten Strasse hoch. Diese führte uns rund 2 Kilometer weiter in's Landesinnere gegen den Vulkan zu. Die Landschaft ist auf dem flacheren Gelände von der Landwirtschaft geprägt. Entlang Kuhweiden, Plátanoplantagen, Bananenplantagen und kleinen Ackerbauflächen gelangte wir zu einem steilen Wegeingang, der direkt in den Bergweg einleitet. Hier sahen wir etwa ein Dutzend Brüllaffen die neben ihren gewohnten Schreien ihren Magen mit Früchten und Blättern füllten.
Etwas weiter oben sitz ein alter Mann, der eine kleines Hüttchen und v.a. den unteren Teil des Weges unterhält. Da muss man sich in ein Buch eintragen: Nombre, fecha, Nacionalidad. Hier bezahlt man ihm 50 Gordobas (rund 2USD) pro Person, beide erhielten wir aber (als Dankeschön) einen hölzernen Wanderstock und eine Mango in die Hand gedrückt. Danach führt der Weg zwar idyllisch durch dichten Regenwald, schwarze Steintritte sind immer wieder zu überwinden, ab und zu regnet es kurz, der Nebel liegt tief - wir hatten nie Sicht. Die Steilheit wechselt sich ab mit kleinen Kaskaden, wo wir ab und zu Trinkpausen einlegten.
An jeder dieser Stellen wusste Donald ein Schauermärchen über die Verirrten und zu Tode verunfallten Touristen zu erzählen – ein Verschollener wurde erst nach vier Tagen durch die kreisenden, aasfressenden Rabengeier (“los zopilotes”) gefunden. Durch die regelmässig vermissten Touristen ist die Besteigung auf eigene Faust deshalb nun verboten. Donald ist ein smarter Nica, der sich durch die Beschäftigung als Guide eine eigene Existen aufgebaut hatte, unglaublich viel von seinem Land zu erzählen wusste und auch von der ganzen Welt schon einiges in Erfahrung gebracht hatte. So wurden die Verschnaufpausen durch die Gespräche und Geschichten in spanisch immer wieder ein bisschen länger. Nach Regenwald folgte Nebelwald, immer noch heiss und feucht. Auf rund 700m beginnt die Buschvegetation, die sich fast bis zum Gipfel durchzieht.
Nach rund 4.5h erreichten wir den Gipfel, es stürmte. Nicht Nebelbänke schossen empor, immer fortwährende "Nebellawinen" machten uns das Leben schwer und die Kleider sofort nass (was noch trocken war).. Wir hatten zwar die Windjacken bei uns, aber wir blieben nur etwa 5 Minuten auf dem Gipfel - viel länger hätten wir's dort oben nicht ausgehalten. Der Boden ist teilweise heiss, es riecht leicht nach Schwefel, der Vulkan ist sehr aktiv.
Nach weiteren 2.5 Stunden sind wir ziemlich erschöpft unten angekommen - der Abstieg hatte es in sich. Trotz dem Krampf hatten wir eine schöne vulkanische Erfahrung gemacht. Eines blieb uns hier ein wiederholtes mal haften: Vulkane sind nicht nur zerstörerische Ungetüme, die Leid, Schrecken und Armut entstehen lassen, sie bilden oft auch Grundlage für Leben - für faszinierendes Leben wie hier auf der Isla Ometepe.
Mehr Bilder: http://tierra-safiri.com/?p=2303
Kommentare (8)