Illimani


Publiziert von madu , 24. Juni 2013 um 23:10.

Region: Welt » Bolivien » Cordillera Real
Tour Datum:10 Juni 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: BOL 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m

Der Illimani ist der Hausberg von La Paz. Man sieht zwar auch den Huayna Potosí und einige 5000er (Mururata, Chacaltaya), der Blickfänger ist aber der Illimani. Vielerorts in der Stadt sieht man das eindrückliche, verschneite, freistehende und mehrgipflige Massiv. Der meist begangene Gipfel ist der Südgipfel ("Pico Sur"), welcher gleich auch der höchste ist. Hilarión schwärmte uns während unseren vorgängigen Touren vor von seiner Illimani-Überschreitung über alle Gipfel. Dies ist sehr anspruchsvoll und wird mit Vorteil etwas später in der Saison gemacht, wenn der Schnee sich etwas besser gesetzt hat (der Bolivianische Winter ist niederschlagsarm, mit hohen Temperaturen während dem Tag). Wir entschieden uns einen Versuch am Pico Sur des Illimanis zu machen.

Tag 1 - Anfahrt und Zustieg zum Basecamp
Leider war Hilarión für die nächste Zeit bereits ausgebucht. Felipe kannten wir aber schon von unserer Tour auf den Pequeño Alpamayo und zusammen mit ihm fuhren wir in 4 Stunden von La Paz nach Pinaya, dem Ausgangsort für einen Illimani-Besteigung. Dies ist ein kurvige, holprige Fahrt mit vielen Auf und Abs.

Angekommen in Pinaya wurde unser Gepäck wieder auf Mulis geladen und in 2 Stunden wanderten wir gemütlich zum Basecamp. Dieses Basecamp liegt wirklich wunderschön am Fuss vom Illimani, es hat aber leider den Ruf etwas unsicher zu sein. In der Vergangenheit wurden hier öfters mal Bergsteiger ausgeraubt. Felipe war deswegen etwas nervös (wir waren die einzige Leute am Basecamp) und wollte unsere beiden Zelten praktisch gegeneinander hinstellen. Es wurde aber eine sehr friedliche Nacht.

Beim Kochen trat dann ein kleines Problem auf: die Düse des Kerosinkochers (welcher im Condoriri bereits mal richtig in Flammen gestanden war) verstopfte sich. Felipe kannte das Problem, wir hatten ein Schweizer Sackmesser und eine Stunde später funktionierte der Kocher wieder :-).
Zum Schlafen hatten wir dieses Mal bessere, aufblasbare Mätteli organisiert. Leider hatten sie beide ein Leck, aber immerhin isolierten sie etwas besser als die Standardmätteli welche wir im Condoriri mithatten (und welches Felipe hatte ..). Unsere Frage, ob er nicht kalt hätte wenn er alleine im Zelt schlafen würde, bejahte er, und so entschieden wir uns zu dritt in einem Zelt zu schlafen und das andere als Kochzelt zu verwenden.

Tag 2 - Aufstieg zum Highcamp (Nido de Condores)
Für den nächsten Tag hatten wir Träger organisiert. Gut gelaunt kamen sie morgens aus Pinaya aufgestiegen und liefen mit wirklich schwerem Gepäck in einem zügigen Tempo hoch. Der Weg führt zuerst über einen felsdurchsetzten Grashang mit ein paar Bächen an einer alten Wolfram-Mine vorbei. Dann wird der Weg immer gerölliger bis man den Grat erreicht. Ab hier ist der Weg etwas anspruchsvoller (knapp T4) und führt über den Grat bis zum Highcamp, welches Nido de Condores ("Kondorsnest") genannt wird. Insgesamt brauchten wir 5 Stunden inklusiv ausgiebigem Mittagessen.

Das Highcamp ist recht spektaklär auf einem Felsgrat gelegen, mit links und rechts Sicht auf grosse Gletscherabbrüche. Es hat nicht viel Platz für Zelte, bei 4 oder 5 Zelten wird es schon schwierig noch einen guten Platz zu finden. Wir waren aber ganz allein mitten in der beeindruckenden Hochgebirgswelt vom Illimani. Während dem Nachtessen sahen wir bereits in der Ferne einige Gewitterwolken, inklusiv Blitze und Niederschlag. Es blieb aber trocken bis wir ins Zelt krochen zum Schlafen, die Pickel legten wir vorsichtshalber ein Stück entfernt vom Zelt weg. Dann kam das Gewitter tatsächlich zu uns ... Wir lagen still im Zelt und hörten dem Schneesturm zu. Der Niederschlag war fast ein bisschen wie Hagel, leise wie Schneefall war er auf jeden Fall nicht. Viele Blitze und Donner und als das Gewitter dann auch noch einen riesigen Gletscherabbruch provozierte, währenddessen sicher 10 Sekunden lang ganze Eismassen runterstürzten, glaubten wir eigentlich nicht mehr daran, dass wir am nächsten Tag auf den Gipfel konnten. Felipe meinte am Abend noch, ab 30 cm Neuschnee können wir nicht gehen.

Tag 3 - Gipfeltag
Der Wecker weckte uns um 1 Uhr und gespannt blickten wir nach draussen. Es hatte lediglich etwa 10cm Neuschnee und das Wetter war durchaus ruhig. Wir können gehen! Nach endlosem Suchen nach Zündhölzli und einem laaangen Frühstück (mit Mate de Coca natürlich) im Zelt liefen wir erst um Viertel vor drei statt wie eigentlich geplant um 2 Uhr los. Die Wegspur, welche wir am Vortag noch gut sehen konnten, war aber dank Neuschnee nicht mehr erkennbar und als Felipe dann gleich durch anstrengenden Neuschnee spuren musste, sah ich unsere Gipfelchancen schon wieder etwas sinken.
Felipe hatte eindeutig am meisten Respekt vor die Strecke kurz nach dem Highcamp. Hier folgt man dem Schneegrat und, obwohl nach unserem Empfinden nicht sehr steil oder ausgesetzt, sind hier in den letzten Jahren wohl die meisten tödlichen Unfälle passiert. Verschiedene Kreuze im Highcamp erinnern daran und ein guter Freund von Felipe war hier vor 10 Jahren mit zwei Gäste abgestürzt.

Nach etwa 3 oder 4 Stunden anstrengendem Schneestapfen kamen wir bei der Schlüsselstelle an: eine ca 45-50 Grad steile Schneeflanke ("Escaleras al Cielo"), welche schon über 6100m liegt und in ziemlich homogener Steilheit etwa 100 Höhenmeter überwindet. Wegen ihrer Steilheit war der Neuschnee hier nicht liegen geblieben und präsentierte die Flanke sich in ziemlich gutem Zustand. In der Wand brach dann auch noch einen Plastikteil vom linken Steigeisen von Felipe ab, aber als Bolivianischer Bergführer muss man erfinderisch sein und mit einem Bändel vom Rucksack konnte er sein Steigeisen in wenigen Minuten wieder flicken. Für uns wurde es allmählich etwas gar streng, aber langsam kamen wir dem Gipfel immer näher. Nach dem Ausstieg vom Steilstück brauchten wir zuerst mal eine Verschnaufpause und im (ziemlich flachen) Weiterweg bis zum Gipfel mussten wir Felipe immer häufiger um kurze Pausen bitten. Im Nachhinein wäre ein etwas langsameres Tempo im Schlussteil vermutlich schlauer gewesen, aber Felipe konnte sich wohl kaum ein noch langsameres Tempo vorstellen :-) und zerrte uns unbeirrt weiter hoch. Nach 6 Stunden Aufstieg erreichten wir um rund 9 Uhr dann total kaputt den Gipfel. Das war wohl das strengste, was ich je gemacht habe. Nach 3 Monaten Rundreise in Süd-Amerika ohne regelmässiges Training und mit dem nicht-immer-sehr-gesunden Essen hat meine Kondition bestimmt etwas abgenommen, aber hier spielte sicher auch die Höhe eine gewichtige Rolle.

Nach der Gipfelpause ging es, immer noch im Schneckentempo, über den gleichen Weg wieder runter bis wir irgendwann wieder im Highcamp ankamen. Unsere Träger waren heute wieder von Pinaya aufgestiegen und sassen gutgelaunt mit unserem Proviant im Zelt. Nach einer längeren Pause hielfen sie uns abzubrechen und trugen die schwerste Last wieder runter. Der Abstieg zum Basecamp kostete dann auch wieder etwas Kraft, aber dank "dickerer" Luft wurde das Wandern langsam wieder einfacher. Im Basecamp wollte Felipe uns überzeugen bis Pinaya weiterzulaufen, weil man dort sicherer zelten kann und es auch etwas wärmer ist, wir wollten aber nicht mehr weiterlaufen und so übernachteten wir noch einmal im - wirklich wunderschönen - Basecamp.

Tag 4 - Abstieg und Rückfahrt
Nach einer langen und erholsamen Nacht stiegen wir gemütlich ab nach Pinaya, wo der Rücktransport schon auf uns wartete und uns wieder nach La Paz brachte.

Tourengänger: madu


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Kommentare (2)


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MunggaLoch hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 25. Juni 2013 um 17:33
Fantastisch!

Merida hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 25. Juni 2013 um 21:11
zur super Tour und `Merci` für die tollen Photos.


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