Artuch - Kulikalonsee und Pass - Alaudinsee - Mutnjesee - Kasnokpass (4040m) - Iskanderkul


Publiziert von schnunzel , 19. Juni 2011 um 14:53.

Region: Welt » Tadschikistan » Fansky Gori
Tour Datum:31 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: TJ 
Zeitbedarf: 7 Tage
Aufstieg: 3500 m
Abstieg: 2600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Dushanbe nach Artuch mit Marschrutka oder Fahrer.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Dushanbe mit Marschrutka oder Faher zum Iskanderkul

Eine extrem schöne Tour durch ein Kletterparadies in den westlichen Pamirausläufern: den Fan Bergen.

1. Tag: Übernachtung und Ausruhen im Alplager bei Artuch nach einer langen Fahrt von Dushanbe aus über extreme Straßen und durch abenteuerliche Tunnel (!!!).

2.Tag: Aufbruch von Artuch aus zu den Kulikalonseen. Die fans sind recht "alpin", das heißt die Vegetation ist der der Alpen recht ähnlich. Selbst die Baumgrenze liegt ungefähr ähnlich hoch, im Gegensatz zum Hochpamir. Aber auch hier steigen die höchsten Berge dicht beieinander auf weit über 5000m an. Wir steigen auf in das Tal ostwärts von Artuch relativ steil und halten uns dann südöstlich in Richtung Talkessel. Nach einer halben Tagestour erreichen wir die Seen. Sie liegen malerisch schön in einem Weiten Hochtal, umgeben von riesigen Bergen und hohen Pässen. Im Süden grenzt eine fast 2000m hohe Steilwand mit dem Pik Maria (4759m) das Tal ab. Die Seen haben die Farbe des Himmels und sind untereinander mit kleinen Flussläufen verbunden, sodass man schwer den Weg durch das Tal findet. Der Kulikalon-Pass liegt genau in östlicher Richtung vom Einstieg zu den Seen und ist der niedrigste unter den Passen ringsum, daher kaum zu übersehen. Wir lagern unterhalb des Passes (3640m).

3. Tag: Früh morgens Austieg zum Kulikalon-Pass (3640m). Der Anstieg ist nicht wirklich steil aber zieht sich hin, sodass wir mehr Zeit benötigen als gedacht. Von der Passhöhe haben wir einen sensationellen Ausblick auf die Seen hinter uns und die großen Riesen des Fans vor uns. - Um zum Alaudinsee zu gelangen wählen wir einen kleinen Seitenpass, der fast auf gleicher Höhe liegt, südostlich vom Hauptpass, klar zu erkennen. So ersparen wir uns den Abstieg ins Haupttal in östlicher Richtung und damit bestimmt mehrere Stunden Wegzeit. Von diesem Seitenpass aus hat man einen schönen Blick auf den Pik Alaudin und seinen Pass. Abwärts sehr sehr steil bis hinunter zum Alplager unterhalb des Alaudin. Dort beginnt es pünktlich nach Ankunft zu regnen. Wir schlagen unser Zelt auf und teilen den Lagerplatz mit einigen Alpinisten, die hier hauptsächlich zum Klettern an den Steilwänden ihren Sommer verbringen. Ein Blick in das Haupttal hoch zeigt uns schon klar, dass wir hier in einem Paradies für Kletterer sind: Eine Wand neben der anderen, eine Route herausfordernder als die nächste.

4. Tag: Aufstieg am Alaudinsee entlang, der so wunderschön gelegen ist, dass es uns etwas ärgert, nicht hier, sondern wegen des Regens am Abend zuvor, unterhalb des Sees gezeltet zu haben. Ab dem Alaudinsee geht es über Schotter und Moränen steilst berauf durch eine Schlucht von der aus mehrere 4000-5000 Meter hohe Gipfel unmittelbar emporragen: ein gewaltiges Szenario. Am Nachmittag erreichen wir den Mutnje-See, eine eis-grün-grauer Gletschersee, der sich vom Tschimtargagletscher speist, dessen Gipfel nun direkt über uns sichtbar ist: Ein Riesenberg, Teil eines enormen Bergkessels, dessen einziger Pass, der ohne Kletterhilfen begehbar (Kasnok 4040m)  unser Ziel ist. Angeblich ist er immer noch so steil und ausgesetzt, dass keine Tiere über ihn geführt werden. Wir schlagen am See unser Lager auf uns suchen mittels Karte und Kompass die Passlage, verbringen fast den ganzen Nachmittag damit, denn die genaue Route ist schwer zu verorten. In dieser Saison liegt dazu noch sehr viel Schnee, sodass wir uns auf einen anstrengenden Aufstieg gefasst machen.

5. Tag: Aufbruch zum Pass. Erst einmal um den See herum zur Einflussstelle des Gletschers, dort den Fluss queren und dann über steilste Schneefelder und Hänge in süd-südöstlicher Richtung zwischen einigen Felsen hindurch einen weiteren Kessel erklettern, den man jedoch vom See aus nicht sieht. Schon hier sind wir fast an der Grenze, an der wir eigentlich hätten Steigeisen anlegen und Eispickel gebrauchen müssen. Es folgt ein langer beschwerlicher Marsch durch knietiefen Schnee zum letzten Passanstieg. Der hat es in sich. Selbst ohne Schnee wäre der Pass eher zu erklettern als zu erwandern. Hier schieben wir uns fast eine 50° steile Schneewand empor, bis wir unterhalb einer beachtlichen Schneewächte endlich auf dem Kasnok-Pass auf 4040m Höhe stehen. Ein berauschender Ausblick in alle Richtungen. Westlich die beiden Piks Tschimtarga und Energie, hinter uns die Aufstiegsroute, von der wir selber nicht so recht glauben wollen, dass wir sie gemacht haben. Blick nach Norden auf Pik Gonza und einige andere fantastische 5000er. Vor uns im Süden ein herrliches Panorama der südlichen Fans darunter Pik Moskwa. - War der Aufstieg zum Kasnok eine Anstrengung, so ist der Abstieg eine regelrechte Tortur. Auf der südlichen Abstiegsroute liegt fast kein Schnee mehr. Der Fels und der Schotter sind aber so unregelmäßig und unberechenbar, dass wir auf dem gesamten Abstieg jeden Schritt beachten müssen, um nicht zu stürzen. Einen Weg gibt es natürlich nicht und so klettern wir über mehrere Stunden das verwinkelte Tal hinab. Einige Stellen sind so ausgesetzt, dass wir unser Gepäck abseilen. Endlich nach einigen Stunden erreichen wir das Obere Kasnoktal, und schlagen ziemlich erschöpft unser Zelt neben einer fröhlichen Murmeltierfamilie auf. Ein Blick zurück auf die Abstiegsroute lässt uns zweifeln, ob wir von dieser Seite aus den Einstieg zum Pass jemals gefunden hätten, so zerklüftet und verwinkelt sind die Schluchten.

6. Tag: Früh morgens geht es nun immer abwärts durch das Kasnoktal, in der ersten Biegung nach Süden erwischen wir nochmals einen Blick auf den riesigen Pik Ganza. Immer weiter talabwärts am Hauptfluss entlang gibt es bald auch wieder einen Pfad. Die Berge sind hier weniger hoch. Abends erreichen wir die Ortschaft Saritag. Ein Entwicklungsprogramm der Welthungerhilfe und Mittel der EU haben hier die größte Not der Menschen gelindert, aber die Armut ist sehr deutlich zu spüren. Wir nehmen hier ein Zimmer bei einer freundlichen Familie und ruhen uns vom langen Abstieg aus.

7.Tag: Die letzte Etappe ist nur sehr kurz von Saritag bis zum Iskanderkul, ein paar Stunden nur. Der Tadschikische Präsident hat dort am See eine Villa (Datscha Presidente). Extrem beschützt und mit Stacheldraht umgeben empfängt er hier ausländische Staatsgäste. Ein extremes Land. Extreme Landschaften, extrem schön und extrem viele Arme und ebenso extrem wenig Reiche. Und doch haben wir uns immer frei und wohl gefühlt. Ein gastfreundliches Land! - Am Iskanderkul zelten wir eine Nacht und wagen ein kurzes erfrischendes Bad im eiskalten See.

8. Tag: Rückreise mit einer Fahrgelegenheit nach Dushanbe.



Tourengänger: schnunzel


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»