Braeriach (1296m), und der dritt-, viert-, und fuenfthoechste Berg Schottlands


Publiziert von pame , 9. August 2010 um 06:20.

Region: Welt » United Kindom » Schottland
Tour Datum:20 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:1.Tag: Sugar Bowl car park (470m) - Chalamain Gap (700m) - Lairig Ghru (835m) - Corrour Bothy (560m). 2.Tag: Corrour Bothy (560m) - The Devil's Peak (1004m) - Cairn Toul (1291m) - The Angel's Peak (1258m) - Braeriach (1296m) - Sron na Lairige (1180m) - Chalamain Gap (700m) - Sugar Bowl car park (470m)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Aviemore Richtung Skigebiet bis Sugar Bowl car park an der oberen Waldgrenze
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels, B&B's, Camping in und um Aviemore

Ein etwas holpriger Titel fuer eine lange Zweitagestour in den Cairngorns, einer Gebirgsgruppe im Osten der Highlands. Nachdem ich Nummer 1, Ben Nevis (1343m), sowie Nummer 2, Ben Macdui (1309m), schon in den letzten Jahren bestiegen habe, ist jetzt Nummer 3, Braeriach (1296m), dran. Da Braeriach aber nicht weit von Nummer 4, Cairn Toul (1291m), und Nummer 5, The Angel's Peak (1258m), liegt, lag es nahe, diese auch noch "mitzunehmen" und eine grosse Rundtour draus zu machen.

Der Plan war, vom naechstgelegenen Parkplatz im N zuerst durch das lange Trogtal, Lairig Ghru, zu wandern, und dann die Gipfel, die alle am O-Rand eines grossen Hochplateaus liegen, auf dem Weg zurueck nacheinander zu besteigen. Ein kurzer Blick auf die Karte genuegte aber, um zu sehen, dass das weit ueber 30km gewesen waeren. Also, zwei Tage draus machen! Zum Glueck gibt's am S-Ende des Lairig Ghru eine Huette namens Corrour Bothy.

Man darf sich ein Bothy aber nicht so vorstellen, wie eine Berghuette in den Alpen. Ein Bothy ist i.A. einfach nur ein Raum, also unbewirtschaftet, etwa so wie die Notbiwakschachteln in den Alpen. Sie sind auch dementsprechend dreckig. Corrour Bothy zaehlt noch zu den besten, und hat sogar ein eigenes Plumpsklo. Corrour ist fuer 6 Personen gedacht und da die Gegend ziemlich populaer ist, haben wir vorsichtshalber mal ein Zelt mitgenommen.

Der Plan war also:
1. Tag: 550Hm, 17km, reine Talwanderung zur Huette
2. Tag: 1350Hm, 24km, Besteigung der Gipfel und Rueckkehr zum Auto

Der Wetterbericht sagte fuer den ersten Tag Regen und Wind voraus. Fuer den zweiten Tag anfaenglich Sonne, dann am Abend starke Schauer. Koennte also klappen: Wir wuerden waehrend des anspruchvollsten Teils der Tour, also der Passage auf dem Hochplateau und der Gipfel, vom kurzen, trockenen Wetterabschnitt profitieren. So kam es dann auch.

1.Tag:

Vom Sugar Bowl Parkplatz auf ca. 500m Hoehe geht's erstmal ueber sehr gute Wege (T1-T2) mehrere km zu einem Taelchen namens Chalamain Gap, das mit grobem Blockschutt gefuellt ist. Der Geroellabschnitt ist zwar nur kurz, aber sehr muehsam zu begehen (T3). Wenn dann noch starker Wind und Regen durchs Taelchen fegen, muss man beim Balancieren auf den Bloecken sehr aufpassen.

Danach geht's wieder ca. 100Hm runter (T2) zum Beginn des grossen Trogtals, Lairig Ghru. Hier kreuzen sich mehrere Wege und wir nehmen den Weg, der direkt ins Lairig Ghru fuehrt. Das Tal steigt langsam bis auf ca. 800m an, aber wegen des Regens koennen wir die schoene Landschaft nicht besonders geniessen. Auf dem hoechsten Punkt treffen wir auf ein paar kleine Seen und Schneefelder. Auf der anderen Seite des Passes sehen wir die weitere Route (T2); sie zieht sich noch mehrere km dahin. Waehrend einer kurzen Trockenphase machen wir kurz Pause. Danach geht's noch ein paar km bergab bis auf ca. 500m, als wir dann endlich in der Ferne die kleine Huette, Corrour Bothy, am Fuss des imposanten Devil's Point (1004m) erblicken. Da in der Huette nur eine weitere Person ist, und wir nicht mehr mit vielen Leuten rechnen, beschliessen wir, statt im Zelt in der Huette zu uebernachten. Dort ist es wenigstens etwas trockener. Insgesamt waren wir heute 5 1/2h unterwegs.

2.Tag:

Der Morgen begruesst uns mit Sonnenschein, wie vom Wetterbericht vorgesehen. Direkt hinter der Huette beginnt der Pfad (T3) auf das westliche Cairngormhochplateau (auf ca. 900m). Von hier machen wir ohne Gepaeck einen kurzen Abstecher auf The Devil's Point (1004m), nicht nur um den ersten Munro dieser Tour abzuhaken, sondern auch weil die Aussicht vom ausgesetzten Gipfel so gut ist.

Auf dem darauffolgenden Anstieg auf den Gipfel Stob Coire an t-Saighdeir (1213m) (der wegen fehlender Eigenstaendigkeit kein Munro ist) macht sich das schwere 2-Tagesgepaeck bemerkbar. Der Anstieg ist nicht besonders steil, aber weglos, und die grasige Bergflanke legt sich immer mehr zurueck, so dass man das Gefuehl hat, nicht richtig "weiterzukommen". Irgendwann sind wir dann auf dem Gipfel und nach einem kurzen Zwischenab- und wiederaufstieg kommen wir am zweiten Munro fuer heute, Cairn Toul (1291m), an. Cairn Toul ist ausserdem auch noch der vierthoechste Berg der britischen Inseln und bietet eine tolle Aussicht auf das umgebende Hochplateau, aber vor allem in das direkt noerdlich gelegene, wilde Seitental An Garbh Choire. Auf dem Gipfel machen wir Mittagspause und haben auch noch die Gelegenheit, in der gegenueberliegende Wand einer Bergrettungsuebung mit Heli zuzuschauen.

Wieder geht's 150Hm runter und wieder 100Hm rauf, immer am Rande des Hochplateau's entlang (T2) zum dritten Munro, The Angel's Peak (1258m), der auch gleichzeitig der fuenfthoechste Berg der britischen Inseln ist. Ach ja, die Statistiken...

Beim Abstieg beobachten wir noch eine Rentierherde. Jetzt geht's langsam wieder bergauf, in einer grossen Runde um das Seitental An Garbh Choire herum. Die Aussicht in die weite Leere rechts wird immer besser. Sicher der landschaftliche Hoehepunkt der Tour. Hier oben entspringt auch der River Dee, der bei Aberdeen in die Nordsee fliesst, und der Stadt ihren Namen gab. Er bildet hier nur ein kleines Baechlein, das wir zum "Wasserfassen" nutzen. 

Wieder geht's sanft, ueber etwas steinigeres Gelaende, weglos (T2-T3) bergauf zum geografischen Hoehenpunkt der Tour, dem Gipfel von Braeriach (1296m). Damit haben wir den vierten Munro fuer heute und den dritthoechsten Berg Grossbritanniens abgehakt. Der Gipfel befindet sich direkt am Rand beeindruckender Felsabbrueche. Da es aber schon relativ spaet ist, koennen wir hier nicht allzulange verweilen. Wir haben noch viele km vor uns, und der Gedanke an den Gegenanstieg zum Chalamain Gap und den muehsamen Schutt darin ist nicht gerade berauschend. 

Von Braeriach geht's ueber einen guten Pfad (T2), stetig absteigend, ein paar km nach N, wo wir wieder an der Wegkreuzung von gestern, am Beginn des Lairig Ghru, ankommen. Leider faengt es jetzt an, stark zu regnen, aber zum Glueck haben wir den groessten Teil der Tour schon hinter uns. Im Gegenanstieg zum Chalamain Gap schuettet es immer staerker und wahre Sturzbaeche ergiessen sich uns auf dem Pfad entgegen. Jetzt wird's doch ziemlich ungemuetlich und eine gewisse Muedigkeit am Ende der langen Tour macht sich bemerkbar. Ich bin trotz Regenjacke und Funktionskleidung komplett durchnaesst. Zum Glueck ist es nicht allzu kalt, und die Aussicht auf ein warmes Essen und ein trockenes Zimmer, das ich schon vorgebucht hatte, haelt uns bei der Stange. Im Gap selbst muessen wir noch mal mit voller Konzentration auf den jetzt nassen Felsen balancieren. Irgendwann ist der Gap auch hinter uns, und wir muessen "nur noch" ein paar km ueber sehr gute Wege (T1) zurueck zum Auto gehen. Heute waren wir ca. 8h netto unterwegs.
 
Fazit: Insgesamt eine fantastische, sehr lange Tour in eine wilde, abgelegene Gegend und auf ein subarktisch anmutendes Hochplateau. Nur bei gutem Wetter unternehmen! Ausreichend Kondition speziell fuer die lange Etappe am zweiten Tag absolut notwendig, sonst drohen ernsthafte Probleme, da es keinerlei Abbruchmoeglichkeiten gibt.

Tourengänger: pame


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Kommentare (2)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 9. August 2010 um 18:12
Hi Pame
Tolle Tour hast du mal wieder hingelegt!! Congratulation!! Aber dafür bist du auch mit einer grandiosen Landschaft belohnt worden. Man muss einfach mal dort gewesen sein, glaub ich. Sonst denkt man schnell, was für eine karge Gegend.
Wieviel munros befinden sich jetzt schon auf deiner Habenseite?
LG WoPo

pame hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. August 2010 um 18:44
35 (von 283).

Wenn ich mit der Geschwindigkeit weiter mache, brauch ich nur noch etwa 50 Jahre, um sie alle abzuhaken :-). Und die "Schwierigen" kommen erst noch. Nicht so sehr technisch schwierig, aber weitab vom Schuss.

Viele Gruesse,
Patrick


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