Toolbrunup Peak (1052 m), schönster und wildester Berg der Stirling Range
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*** Aus dem Archiv ***
So, heute möchte ich eine meiner früheren Gipfeltouren hier einstellen, und zwar im wunderschönen Süden Westaustraliens. Ich hatte das Vergnügen, 3 Jahre lang in Perth zu arbeiten und zu leben, so dass sich natürlich immer wieder gute Möglichkeiten ergaben, das Outback auf ein paar guten "Bushwalks" zu erleben.
Ein Gebiet von ganz besonderem Reiz ist die Stirling Range, die sich aus der Tiefebene nördlich von Albany stolz mit Bergen über 1000 m Höhe erhebt. Das mag zunächst nicht sehr hoch klingen, das Gebirge macht aber dennoch einiges her, wenn man anfährt und davorsteht. Bis auf 1094 m reichen die Gipfel am Bluff Knoll hinauf - und es ist der einzige Ort, in dem man in Westaustralien auf Schnee treffen kann. Mitunter sind in der Stirling Range sogar echt "alpine" Touren möglich, die von der interessanten Geologie (die paläoproterozoischen Gesteine der sog. Stirling Range Formation, die hier anstehen, sind rund 1,8 Milliarden Jahre alt), Fauna (u.a. Kängurus und Emus) und teils endemischen Flora abgewürzt werden. Und von all den Bergen hier ist der zweithöchste der wildeste. Während man am viel stärker frequentierten Bluff Knoll von zahllosen angelegten Stufen bis zum höchsten Punkt "hinaufbetreut" wird (T2, gehen muss man aber schon noch selber), ist das Erreichen des formschönen, freistehenden Toolbrunup-Gipfels (1052 m) ein echtes Kraxel-Abenteuer!
Es ist Donnerstag, der 11. Oktober 2012. Es geht schon um 5 Uhr beim Mount Toolbrunup Peak Trailhead auf ca. 435 m Seehöhe los, denn frühmorgens ist es am Berg am schönsten. Durch dichtes Buschland arbeitet sich der Wanderweg stets nach oben. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde sind wir am charakteristischen Blockfeld des Toolbrunup auf knapp unterhalb 800 m, das durchquert werden will; ab und zu sieht man Wegmarkierungsstangen, die den Weg weisen. Hier ist (vor allem im Abstieg) etwas Vorsicht geboten, da man insbesondere bei Nässe schnell mal mit dem Fuß umknicken kann. Auch in der Folge muss man immer wieder mal die Hand an den Fels legen, bis hinauf zum Gipfel. Schwierig ist es nicht, aber eben auch kein T2-Wandern mehr, so dass ich hier intuitiv in die Richtung T3+ (Australian Walking Track Grading System AWGTS Grade 5/5) gehen würde, immer wieder mit leichten Kraxelstellen im Schwierigkeitsgrad I. Für Leute, die öfters in den Alpen unterwegs sind, ist das sicherlich keine unüberwindbare Herausforderung, aber unterschätzen sollte man die 600 Höhenmeter, die man auf recht steiler Strecke überwinden muss, eben auch nicht. In Westaustralien ist dies wahrscheinlich die "alpinste" Wandertour, die es gibt.
6:20 Uhr, wir sind auf dem Gipfel des Toolbrunup. Wir haben etwas weniger als eineinhalb Stunden benötigt. Dadurch, dass der Weg sehr steil ist, mit Steigungen von über 45%, macht man eben auch gut Höhenmeter. Oben angekommen breitet sich ein unglaubliches Panorama über die gesamte Stirling Range aus. Dadurch, dass der Toolbrunup zentral in der Kette steht, kann man in fast alle Richtungen Gipfel und Gipfelchen sehen. Am eindrucksvollsten ist aber der Schattenwurf der perfekten Toolbrunup-Pyramide selbst - allein dafür lohnt es sich, früh loszugehen. Auch hat man dann den Berg für sich allein. Heute haben wir auf der gesamten Morgentour keine Menschenseele getroffen.
Im Norden schaut man vom Gipfel in die westaustralische Ebene des östlichen Wheatbelt. Im Nordosten beginnen mit dem Mt. Trio (856 m) und Toll Peak (691 m) die benachbarten Gipfel der zentralen Stirling Range. Wie so manche Berge in der Kette ist der Mt. Trio ein beliebter Wanderberg mit eigenem Parkplatz. Etwas versetzt vor dem Mt. Toll steht der formschöne Mt. Hassell (847 m), den man quasi von oben sieht. Ziemlich genau im Osten erblicken wir mit dem Bluff Knoll (1094 m) die höchste Erhebung der Stirling Range, umrahmt von Coyanurup Peak (1016 m), Isongerup Peak (1008 m) und, etwas dahinter herausschauend, dem markanten Ellen Peak (1034 m). Zum Bluff Knoll, wir waren auch dort schon oben, führt ein sehr gut ausgebauter Wanderweg vom nördlichen Trailhead; dieser ist wesentlich einfacher (meines Erachtens eher T2; AWGTS Grade 4/5) und nur bedingt mit der alpinen Tour zum Toolbrunup zu vergleichen. Richtung Süden reicht der Blick bis fast an die Küste des Southern Ocean. Dort sticht der massige Mt. Manypeaks (565 m) am Horizont heraus. Weiter gegen Südwesten erkennt man in mittlerer Distanz die granitischen Erhebungen der Porongurup Range, mit deren höchstem Punkt namens Devil's Slide (670 m). Im Westen bilden, morgens schön beleuchtet, Mt. Gog (633 m), der felsige Talyuberlup Peak (783 m; toller, felsiger hike, Report folgt!), der doppelgipfelige Mt. Magog (856 m), dahinter der wuchtige Mondurup Peak (777 m), Henton Peak (746 m) und Barnett Peak (734 m) ein geschlossenes Gebirgs-Ensemble. Mit den Twin Hills (583 m) und der kathedralenartigen The Abbey (725 m) schließt das Stirling Range-Panorama formschön nach Nordwesten und Norden hin ab. Wenn man mal in Westaustralien ist, muss man den Toolbrunup Peak mal erlebt haben. Ich gehe völlig mühelos so weit zu sagen: Wenn man nur einen Tag in der Stirling Range hat und sich zwischen Toolbrunup Peak (1052 m) und dem etwas höheren Bluff Knoll (1094 m) entscheiden muss (und die alpine Schwierigkeit kein Ausschlussgrund ist), dann sollte man unbedingt den Toolbrunup wählen.
Wir bleiben eine gute halbe Stunde auf dem herrlichen Gipfel, der durch einen großen Steinmann (cairn) markiert wird und genießen die Sonne. Der Abstieg erfolgt wie der Aufstieg, vorsichtig und vorausschauend kraxelnd. In der Helligkeit des Morgens zeigen sich Vegetation und Gestein gänzlich anders. Blockhalden, Schichtung und Schieferung bekommen eine viel deutlichere Struktur, so dass man sich die geologischen Kräfte, die hier am Werk waren, einigermaßen gut verinnerlichen kann. Eine Besonderheit am Toolbrunup sind auch die fossilen Wellenrippel im leicht metamorphen Sandstein, die sich weit über eine Milliarde Jahre lang perfekt erhalten haben (beim Aufstieg hatten wir schon einige davon etwas näher inspiziert). Die urwüchsige Kombination von Eukalyptus-Buschland und Metasandstein-Geröllhalden ist beeindruckend. Kurz vor Erreichen des Trailhead-Parkplatzes, wir sind 8:20 Uhr wieder unversehrt dort, passiert man noch einmal ein solches steiles Geröllfeld, das wichtiger Lebensraum für Echsen und Pflanzen ist. Der fast schon verwunschene Pfad zum Abschluss, gesäumt von schöner Vegetation, ist ein wahrer Genuss. Der Blick geht durch die Bäume immer wieder hindurch zum Toolbrunup-Massiv. Auch bei der Abfahrt kann man diesen Berg einfach nicht aus den Augen lassen.
Fazit: Phänomenale, alpine Tour im Grad AWGTS 5 (gefühlt T3+) mit erfrischender Kraxelei (I) und etwas über 600 Höhenmetern bei ordentlicher Steigung (ca. 45%). Insgesamt ca. 4 km. Der Blick vom Anstieg und vom Toolbrunup-Gipfel lohnt jeden Schritt!
Anmerkung: Meines Wissens erhebt der Stirling Range National Park eine Eintrittsgebühr.
So, heute möchte ich eine meiner früheren Gipfeltouren hier einstellen, und zwar im wunderschönen Süden Westaustraliens. Ich hatte das Vergnügen, 3 Jahre lang in Perth zu arbeiten und zu leben, so dass sich natürlich immer wieder gute Möglichkeiten ergaben, das Outback auf ein paar guten "Bushwalks" zu erleben.
Ein Gebiet von ganz besonderem Reiz ist die Stirling Range, die sich aus der Tiefebene nördlich von Albany stolz mit Bergen über 1000 m Höhe erhebt. Das mag zunächst nicht sehr hoch klingen, das Gebirge macht aber dennoch einiges her, wenn man anfährt und davorsteht. Bis auf 1094 m reichen die Gipfel am Bluff Knoll hinauf - und es ist der einzige Ort, in dem man in Westaustralien auf Schnee treffen kann. Mitunter sind in der Stirling Range sogar echt "alpine" Touren möglich, die von der interessanten Geologie (die paläoproterozoischen Gesteine der sog. Stirling Range Formation, die hier anstehen, sind rund 1,8 Milliarden Jahre alt), Fauna (u.a. Kängurus und Emus) und teils endemischen Flora abgewürzt werden. Und von all den Bergen hier ist der zweithöchste der wildeste. Während man am viel stärker frequentierten Bluff Knoll von zahllosen angelegten Stufen bis zum höchsten Punkt "hinaufbetreut" wird (T2, gehen muss man aber schon noch selber), ist das Erreichen des formschönen, freistehenden Toolbrunup-Gipfels (1052 m) ein echtes Kraxel-Abenteuer!
Es ist Donnerstag, der 11. Oktober 2012. Es geht schon um 5 Uhr beim Mount Toolbrunup Peak Trailhead auf ca. 435 m Seehöhe los, denn frühmorgens ist es am Berg am schönsten. Durch dichtes Buschland arbeitet sich der Wanderweg stets nach oben. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde sind wir am charakteristischen Blockfeld des Toolbrunup auf knapp unterhalb 800 m, das durchquert werden will; ab und zu sieht man Wegmarkierungsstangen, die den Weg weisen. Hier ist (vor allem im Abstieg) etwas Vorsicht geboten, da man insbesondere bei Nässe schnell mal mit dem Fuß umknicken kann. Auch in der Folge muss man immer wieder mal die Hand an den Fels legen, bis hinauf zum Gipfel. Schwierig ist es nicht, aber eben auch kein T2-Wandern mehr, so dass ich hier intuitiv in die Richtung T3+ (Australian Walking Track Grading System AWGTS Grade 5/5) gehen würde, immer wieder mit leichten Kraxelstellen im Schwierigkeitsgrad I. Für Leute, die öfters in den Alpen unterwegs sind, ist das sicherlich keine unüberwindbare Herausforderung, aber unterschätzen sollte man die 600 Höhenmeter, die man auf recht steiler Strecke überwinden muss, eben auch nicht. In Westaustralien ist dies wahrscheinlich die "alpinste" Wandertour, die es gibt.
6:20 Uhr, wir sind auf dem Gipfel des Toolbrunup. Wir haben etwas weniger als eineinhalb Stunden benötigt. Dadurch, dass der Weg sehr steil ist, mit Steigungen von über 45%, macht man eben auch gut Höhenmeter. Oben angekommen breitet sich ein unglaubliches Panorama über die gesamte Stirling Range aus. Dadurch, dass der Toolbrunup zentral in der Kette steht, kann man in fast alle Richtungen Gipfel und Gipfelchen sehen. Am eindrucksvollsten ist aber der Schattenwurf der perfekten Toolbrunup-Pyramide selbst - allein dafür lohnt es sich, früh loszugehen. Auch hat man dann den Berg für sich allein. Heute haben wir auf der gesamten Morgentour keine Menschenseele getroffen.
Im Norden schaut man vom Gipfel in die westaustralische Ebene des östlichen Wheatbelt. Im Nordosten beginnen mit dem Mt. Trio (856 m) und Toll Peak (691 m) die benachbarten Gipfel der zentralen Stirling Range. Wie so manche Berge in der Kette ist der Mt. Trio ein beliebter Wanderberg mit eigenem Parkplatz. Etwas versetzt vor dem Mt. Toll steht der formschöne Mt. Hassell (847 m), den man quasi von oben sieht. Ziemlich genau im Osten erblicken wir mit dem Bluff Knoll (1094 m) die höchste Erhebung der Stirling Range, umrahmt von Coyanurup Peak (1016 m), Isongerup Peak (1008 m) und, etwas dahinter herausschauend, dem markanten Ellen Peak (1034 m). Zum Bluff Knoll, wir waren auch dort schon oben, führt ein sehr gut ausgebauter Wanderweg vom nördlichen Trailhead; dieser ist wesentlich einfacher (meines Erachtens eher T2; AWGTS Grade 4/5) und nur bedingt mit der alpinen Tour zum Toolbrunup zu vergleichen. Richtung Süden reicht der Blick bis fast an die Küste des Southern Ocean. Dort sticht der massige Mt. Manypeaks (565 m) am Horizont heraus. Weiter gegen Südwesten erkennt man in mittlerer Distanz die granitischen Erhebungen der Porongurup Range, mit deren höchstem Punkt namens Devil's Slide (670 m). Im Westen bilden, morgens schön beleuchtet, Mt. Gog (633 m), der felsige Talyuberlup Peak (783 m; toller, felsiger hike, Report folgt!), der doppelgipfelige Mt. Magog (856 m), dahinter der wuchtige Mondurup Peak (777 m), Henton Peak (746 m) und Barnett Peak (734 m) ein geschlossenes Gebirgs-Ensemble. Mit den Twin Hills (583 m) und der kathedralenartigen The Abbey (725 m) schließt das Stirling Range-Panorama formschön nach Nordwesten und Norden hin ab. Wenn man mal in Westaustralien ist, muss man den Toolbrunup Peak mal erlebt haben. Ich gehe völlig mühelos so weit zu sagen: Wenn man nur einen Tag in der Stirling Range hat und sich zwischen Toolbrunup Peak (1052 m) und dem etwas höheren Bluff Knoll (1094 m) entscheiden muss (und die alpine Schwierigkeit kein Ausschlussgrund ist), dann sollte man unbedingt den Toolbrunup wählen.
Wir bleiben eine gute halbe Stunde auf dem herrlichen Gipfel, der durch einen großen Steinmann (cairn) markiert wird und genießen die Sonne. Der Abstieg erfolgt wie der Aufstieg, vorsichtig und vorausschauend kraxelnd. In der Helligkeit des Morgens zeigen sich Vegetation und Gestein gänzlich anders. Blockhalden, Schichtung und Schieferung bekommen eine viel deutlichere Struktur, so dass man sich die geologischen Kräfte, die hier am Werk waren, einigermaßen gut verinnerlichen kann. Eine Besonderheit am Toolbrunup sind auch die fossilen Wellenrippel im leicht metamorphen Sandstein, die sich weit über eine Milliarde Jahre lang perfekt erhalten haben (beim Aufstieg hatten wir schon einige davon etwas näher inspiziert). Die urwüchsige Kombination von Eukalyptus-Buschland und Metasandstein-Geröllhalden ist beeindruckend. Kurz vor Erreichen des Trailhead-Parkplatzes, wir sind 8:20 Uhr wieder unversehrt dort, passiert man noch einmal ein solches steiles Geröllfeld, das wichtiger Lebensraum für Echsen und Pflanzen ist. Der fast schon verwunschene Pfad zum Abschluss, gesäumt von schöner Vegetation, ist ein wahrer Genuss. Der Blick geht durch die Bäume immer wieder hindurch zum Toolbrunup-Massiv. Auch bei der Abfahrt kann man diesen Berg einfach nicht aus den Augen lassen.
Fazit: Phänomenale, alpine Tour im Grad AWGTS 5 (gefühlt T3+) mit erfrischender Kraxelei (I) und etwas über 600 Höhenmetern bei ordentlicher Steigung (ca. 45%). Insgesamt ca. 4 km. Der Blick vom Anstieg und vom Toolbrunup-Gipfel lohnt jeden Schritt!
Anmerkung: Meines Wissens erhebt der Stirling Range National Park eine Eintrittsgebühr.
Tourengänger:
TheSwabian

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