Sieben Kreuze musst du sehn


Publiziert von lainari , 25. September 2024 um 21:44.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:22 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 15 m
Abstieg: 15 m
Strecke:23,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ODEG bis Lohsa
Kartennummer:1:50.000, SK Nr. 25 Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Rare Geschichtsspuren in einer Braunkohle-Intensivbergbaulandschaft
 
Heute begab ich mich in die Bergbaulandschaft der nördlichen Oberlausitz um einige Mord- oder Sühnekreuze aufzusuchen. Ergänzend hatte ich in die Tour im sorbischen Sprachgebiet einige rekultivierte Tagebaue, heute Seen sowie einige Eisenbahnrelikte eingebunden. Zum Start fuhr ich nach Lohsa (Łaz) und parkte am Marktplatz. Der 1343 erstmals urkundlich erwähnte Ort war zuletzt vollständig von Tagebauen und deren Restlöchern umgeben. Bereits am Marktplatz und in der angrenzenden Friedhofsmauer fand ich die ersten drei historischen Sühnekreuze vor. Dann verließ ich den Ort Richtung Osten. Dort liegen die vier Ratzener Teiche/Lohsaer Fischteiche. Diese wurden bereits in den 1980er-Jahren aus dem Tagebau Werminghoff III, später Tagebau Lohsa (1950-1984) rekultiviert. Die Rufe von hier rastenden Kranichen ließen mich bereits in Vorfreude auf ein Naturerlebnis schwelgen. Aber ein geschlossenes Tor und Betretungsverbotsschilder des Bergbausanierers LMBV holten mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Die angedachte Begehung des Dammkreuzes in den vier Teichen war somit nicht offiziell möglich. Letztlich blieb unklar, was hier Lebensgefahr auslösen könnte. Es handelt sich um Flachteiche ohne Steilufer, die laut dieser Darstellung mit verschiedenen Methoden probeweise verdichtet wurden. Auch ein nördlich des Teiches auf einer mittlerweile landwirtschaftlich genutzten flachen Trockenkippe verlaufender Radweg nach Lippen ist heute gesperrt. Die inflationäre Ausdehnung von Betretungsverboten ist meines Erachtens nicht gerade vertrauensbildend. Eine Rücknahme bereits eingeräumter Nutzungsmöglichkeiten und sich dadurch widersprechende Informationen sind ebenfalls suboptimal. Ich lief also laut meiner Papierkarte und den Informationen einer Schautafel vom Marktplatz ersatzweise den Westuferweg hinunter, der ebenso reichlich mit Schildern geschmückt war. Nach einer Straßenquerung ging es durch das Örtchen Litschen (Złyčin). Östlich der Siedlung in einem Wäldchen machte ich das nächste Sühnekreuz aus. Ich lief durch den Ort zurück und passierte später den Bahnhaltepunkt Lohsa am Silbersee, der durch Flutung aus dem Tagebau Werminghoff II, später Tagebau Glückauf II (1935-1960) entstanden ist. Die bereits ausgeübte touristische Nutzung musste wegen Böschungsbrüchen und anschließenden langwierigen Sanierungsarbeiten unterbrochen werden. Nach einem Stück an der Straße bog ich auf den idyllischen Uferweg an der Kleinen Spree ein. Den verließ ich an der dritten Brücke. Durch Siedlungsgebiet ging es nach Norden zum Ufer des Dreiweiberner Sees. Dieser Restlochsee ist nach einer Sanierung für touristische Nutzung freigegeben und weist eine gute Wasserqualität auf. Ich passierte das Westufer und schlängelte mich über schmale Wege nördlich nach Weißkollm (Běły Chołmc) durch. Dort fand ich hinter dem Schlossteich das nächste Sühnekreuz vor. Dieses hat eine seltene Doppelkreuzform mit orthodoxer Anmutung und soll an ein Duell erinnern. Nach der Durchquerung des Ortes nutzte ich einen kombinierten Fuß- und Radweg entlang der Straße. Hinter einer Eisenbahnbrücke schlug ich mich zum Ufer der Alten Kleinen Spree durch, die momentan trockenliegend, zur temporären Füllung des Scheibe-Sees genutzt wird. Dies ist offenbar auch nach Erreichen der Zielwasserhöhe gelegentlich erforderlich, um die Verdunstung auszugleichen. Über einen Weg kam ich zum Ort Riegel (Roholń). Neben einer Bushaltestelle waren hier die letzten zwei Sühnekreuze der heutigen Tour zu finden. Auch diese sollen an ein tödliches Duell erinnern.
 
Nun machte ich mich an den Rückweg und bog dazu Richtung Wald ab und lief auf einem unmarkierten Weg in etwa südwärts. An Kreuzungen hielt ich mich immer geradeaus und ignorierte wechselnde Wegzustände. Ich durchwanderte dabei eine schöne Kiefernheide. Kurz vor der aktuellen Bahnstrecke Falkenberg - Węgliniec (Kohlfurt) kreuzte ich die einstige Trasse der 900 mm-Grubenbahn Welzow - Knappenrode. Diese wurde bereits Ende der 1950er-Jahre abgebaut. Hinter der Bahnstrecke wird der Weg sogar ein Stück auf dieser alten Trasse geführt. Der ganze Wald ist von Bahntrassen unterschiedlichen Alters durchzogen, ein wahres Wirrwarr an Grubenbahnen und Verbindungskurven war hier früher in Betrieb. Später nutzte ich die Trasse der 1971 angelegten, zumeist zweigleisigen normalspurigen Grubenbahn Knappenrode - Lohsa - Boxberg, die bis 1995 genutzt wurde. Diese, heute von einem Sträßchen belegt, brachte mich hinter die heutige Bahnstrecke, an deren Bahndamm ich auf einem Flurweg weiter bis zu einem Bahnübergang ging. Über diesen kam ich zurück nach Lohsa.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h. Die Schwierigkeit ging nicht über T1 hinaus. Der Weg war teilweise als Radweg markiert und hatte ansonsten unmarkierte Passagen.
 
Informationsquellen:
LMBV Geoportal - Sperrgebiete (besser vorab nutzen)
LMBV Geoportal - historische Abbaustände
https://www.kuladig.de - Kultur Landschaft Digital

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 64588.gpx Manuell gezeichnete Wegstrecke

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T1

Kommentar hinzufügen»