Catrijpernok
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Es gibt auf hikr Leute, die gern zu allerlei Landeshöhepunkten unterwegs sind. Nachdem ich mich versündigt habe dadurch, dass ich einen amerkanischen Freund in der Umgebung von Overveen auf eine hohe Düne geführt habe, und ihm vorgemacht habe, dies sei der höchste Punkt der Provinz Noord-Holland, muss ich jetzt büssen.
Zur Rekordfahrt benötigt der Bergheld seinen gelben Zug bis Alkmaar. Dort besteigt der den Kleinbus nach Schoorl. Er ist natürlich ausgerüstet mit voller Bergausrüstung. Für die allerletzten Meter verwendet ein anderer sogar Sauerstoff. rojosuiza geht die höchste Erhöhung in Holland aber an im sogenannten ‚alpinen Stil‘, ohne künstlichen Hilfsmittel. Er wird die Ideallinie wählen, die sogenannte ‚direttissima‘. Sich einer solchen Herausforderung zu stellen mit diesen beschränkten Mitteln, das erfordert Klugheit und Besonnenheit.
Es ist gerade einmal zehn oder elf Uhr, da eilt der Bergsteiger durch die Koningsstraat in Schoorl; sie läuft bis zur Wand. Hier bäumt sie sich vor dem Berghelden steil auf. Sie ist nicht nur einfach steil, sie ist irrsinnig steil, wie immer weitaus steiler, als sie nachher in der Fotografie erscheint. rojosuiza trägt mächtige Bergstiefel von Waldviertler, die sich bewährt haben in solch steilem, weglosem Gelände. Wegen der Höhe der Erhebung muss der Bergsteiger oben auch mit Schnee und Eis rechnen.
Catrijpernok – wie klingt das in den Ohren der Alpenbewohner? – Hat es nicht Anklänge zu Chomolungma, einem anderen Landeshöhepunkt?
Ganz leicht versetzt nach Süden schwingt sich ein Schlauch durch die Steilwand hinauf, im Bergsport heisst Ähnliches gern ein Kamin. Das abschüssige Gelände ist wenig stabil, alles rutscht, aber rojosuiza rutscht nicht. Nach mächtigem Einsatz aller Glieder ist er dank hervorragender Kondition schon bald auf einer Höhe, die anderswo ‚Todeszone‘ heisst. Hier kommt sie nun, die Schlüsselstelle: the Great Step! – Wird der Bergheld ihn sicher überwinden? – rojosuiza schafft es, dreht nun direkt nach Norden und mit einer letzten Anstrengung erreicht er den Catrijpernok, den Landeshöhepunkt von Nord-Holland.
In der Bilderstrecke ist der Landeshöhepunkt abgebildet. Es ist nicht wie bei uns ein Gipfelkreuz, es ist ein Gipfelpfahl. Stolz gibt er die Höhe an. Gewiss ist der Extrembergsteiger allein auf seinem Gipfel, das kann ja gar nicht… Und hier kommt es zum Anti-Klimax: da liegt eine Dame in der Hängematte!
Nie kommt einer hierher, eröffnet sie dem verblüfften Bergbezwinger. Die höchste Erhebung von Noord- und Süd-Holland, der Catrijpernok, er wird bewohnt von einer Hängemattenbewohnerin. Sie ist allein, aber nicht einsam, denn sie ist mit berggängigem Hund! – Der bellt gerade ins Freie hinaus, hinüber auf einen anderen Nok, der nicht einmal einen Namen hat.
Nach einem ersten leichten Absteigen muss der Extrembergsteiger sogleich diesen zweiten Nok bewältigen, wo ein Kraftsportler kraftsportlert. Das ist draussen schöner als drinnen. Man fährt seine Kilometer von Alkmaar her mit dem Auto, rennt dann durchs Gelände, und hier oben betreibt man eifrig Leibesübungen; man hat auch seine Gewichte und den Boxball dabei.
Drüben erhebt sich schon wieder ein Nok. Der ist zu klein geraten und ist deshalb mit einer Holzkrone aufgestockt. Natürlich wird auch er bestiegen, und auch er ist bewohnt: drei Touristen auf Wanderung sind’s hier.
Nach drei 50m-Bergen ist es genug. Der Bergsteiger wird zum Wanderer und wandelt davon. Wenn’s zu eintönig wird, wählt er die Radstrecke, gegen die Fahrtrichtung, denn da will der Wanderer nun mal hin. Es wird gewarnt vor Kreuzungen mit Wanderern, aber vor denen hat rojosuiza keine Angst.
Werden die Radfahrer ihm gefährlich? – Die wilden Aufschwünge der kleineren hochweissen Dünnen, die er überschreitet? - Die schwarzen Kühe, eine im Wasser beim Duschen? Nein, nein, allemal nein. Die Gefahr droht ihm beim Verlassen des Weideareals, denn: ist das ein Zaun der unter Strom steht? Er trennt rojosuiza vom Radweg, von dem er fest vermutet, dass er zum Strand führen muss. Vier Drähte hat er, ihn einfach zu übersteigen, ohne gezwickt zu werden, das geht nicht. Kann man ihn aber unterqueren?
Schon lange geht der Bergsteiger barfuss. Das geht im Sand viel besser, und auch bei einigen sumpfigen Stellen. Hier nun werden die Schuhe wieder eingesetzt. Zusammen mit dem Rucksack bilden sie einen Pfeiler, der den untersten Draht etwas weiter vom Boden abspreizt. Dann legt der alte Jüngling sich auf den Boden und schiebt vorsichtig alle Körperteile unter dem untersten Draht durch. Zuletzt den Kopf mit der vorwitzigen Nase – auch sie kommt ohne elektrischen Schlag davon.
Nun geht’s auf dem Radweg im Eilesschritt der Cappuccino-Quelle zu. Sie fliesst und allsbald folgt die Strandwanderng nach Camperduin, nur noch etwa ein Kilometerchen. Wieder hinauf auf die Stranddüne und hinab ins Dorf, zum Bus.
Damit hat der Bergwanderer seinen Hochmut und seine frechen Worte gebüsst. Er hat jetzt tatsächlich den Landeshöhepunkt von Noord-Holland (und Süd-Holland gerade noch miteingeschlossen!) bezwungen:
55,4 meter boven NAP (Nieuw Amsterdams Peil) – oder 55,4 Meter über Meer, wie man eben will.
Was sagt die Lesergemeinde dazu? – Wollt Ihr nicht einmal so richtig lobhudeln?
Tourengänger:
rojosuiza

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