Wattwanderung nach Baltrum


Publiziert von Bergmax , 2. Mai 2024 um 20:56.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum: 6 April 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
Strecke:Nessmersiel - durchs Watt - Baltrum (ca. Mitte Südküste, ca. 6 km im Watt) - Spaziergang über zwei Aussichtsdünen, zum Nordstrand und zum Hafen (ca 5 km auf der Insel)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Nessmersiel, mittelviele Parkplätze für Tagestouristen (€ 7 bis zum Abend)
Kartennummer:eine Seekarten-App (z. B. Navionics Boating) ist hilfreich

Kleinste der bewohnten Ostfriesischen Inseln....

Nach dem Einstieg in die Wattwandersaison am Tossener Leuchtturm ist eine kleine Steigerung angebracht. Die Überquerung zur Insel Baltrum wird meistens als eher wenig anspruchsvoll bezeichnet und ist auch von der Länge her moderat. Neben den harten Fakten sind auch die Rahmenbedingungen für diese Tour gut - die Fähre braucht nicht lange und hat oft günstige Fährzeiten (am anvisierten Tag auch noch abends, obwohl erst nachmittags Niedrigwasser ist), recht kurze Wege auf der Insel und einen einheitlicher Start- bzw. Endpunkt im Hafen von Nessmersiel.

Der Hafen von Nessmersiel ist einfach nur ein Fährhafen. Ansonsten gibt es dort nicht allzuviel zu sehen. Dementsprechend bin ich schon  etwas zu zeitig am Einstieg ins Watt, der sich östlich des Sieltiefs am Ende des Erlebnispfades befindet. Ein bisschen warte ich, doch etwa zweieinhalb Stunden vor Niedrigwasser wird es mir zu langweilig. Notfalls könnte ich vor den Prielen immer noch pausieren.
Ein Blick auf die Seekarte (und auf das Luftbild) zeigt, dass die Route nicht übermäßig kompliziert ist. Von Nessmersiel nimmt man einen schönen Bogen ostwärts, um die Priele - letztlich werden es deren drei sein, die eine Erwähnung verdienen - an einer nicht zu tiefen Stelle zu überqueren. Da das Wattgebiet südöstlich von Baltrum zur Schutzzone I gehört, die man nur auf  "zugelassenen Routen" begehen darf, zu denen sich jedoch keine genaueren Infos finden lassen (außer dass man nach Baltrum darf), werde ich mich nach den Prielen wieder etwas weiter westlich halten und diese Zone 1 erst dort betreten, wo es nötig ist, um zum Wanderweg auf der Insel zu gelangen. Naja, so viel zur Theorie.

Im küstennahen Bereich muss ich zuerst durch Schlick waten, der gut knöcheltief ist. Nach etwa 20 Minuten wird das Watt zunächst angenehmer begehbar. Ein erster kleiner Priel ist kaum wahrnehmbar, aber dann kommt ein recht breiter Strom, der sich auf gut halber Strecke zwischen Startpunkt und dem Wattfahrwasser befindet. Da mir der Strom zu breit zum Queren erscheint, gehe ich an seinem südlichen Ufer - hier wieder durch viel Schlick - ostwärts, bis er sich aufteilt und die Strömung nachlässt. Die Überquerung ist dann unproblematisch.
Das Wattfahrwasser befindet sich etwa auf halber Stecke zwischen Festland und Insel. Da ich immer noch ziemlich zeitig dran bin, mache ich einen etwas größeren Abstecher nach Osten als unbedingt nötig. Auf der Seekarte ist eine "Steinschüttung" verzeichnt, den ich mir ansehen möchte. Sie existiert tatsächlich und erinnert an den Rest einer Buhne. Vor dem Wattfahrwasser gibt es viele Muschelbänke, die wohl ziemlich scharfkantig sein müssen - das sieht man hinterher an den Kratzern in den Schuhsohlen.

Das Wattfahrwasser ist mit Tonnen und Pricken markiert. Ich wate in der Nähe von dem Steinhaufen hindurch, wobei mir das Wasser bis zum Oberschenkel reicht. Etwas Vorsicht kann wegen der kräftigen Strömung nicht schaden.
Jenseits des Fahrwassers ändere mich meinen Kurs vorübergehend nach Nordwest, um nach dem dritten Priel (der aber flacher ist als die anderen beiden) schnurgerade entlang der Kernzonengrenze auf die Insel zuzulaufen. Der Untergrund ist abgesehen von einigen Muschelbänken stets angenehm zu begehen. Kurz vor der Insel muss ich dann doch noch in die Kernzone, weil etwas weiter östlich dort ein Wanderpfad durch die Salzwiesen bis ans Watt heranführt. Es wäre mühsam und unsinnig, sich direkter, aber weglos durch diesen Bereich zu quälen.

Also erreiche ich Baltrum etwa in der Mitte der Südküste. Gute zwei Stunden hat der Marsch durchs Watt gedauert. Wer es eilig hat, könnte in weniger als einer Stunde zum Hafen gelangen (ca. 3 km). Ich nehme mir aber noch etwas mehr Zeit und besuche die östliche (19 m) und die westliche Aussichtsdüne (14 m). Außerdem darf ein Abstecher zum Nordstrand nicht fehlen, bevor ich durch das Dorf zum Fähranleger weitergehe. Ehrlich gesagt gefällt mir Baltrum ein bisschen weniger gut als meisten anderen Ostfriesischen Inseln - es fehlt irgendwie das Besondere (z. B. hat Spiekeroog einen duftenden Kiefernwald und ein sehr hübsches Ortsbild, Juist punktet mit seiner herben, tierreichen Landschaft, Borkum und Norderney laden zum "Stadt"bummeln ein) und es wirkt ein klein wenig unaufgeräumt. Die Fährfahrt zurück nach Nessmersiel ist dann aber schön gemütlich.

Diese Wattwanderung ist meiner Meinung nach "technisch" schwieriger als Neuwerk, aber einfacher als die Minsener Oog. In den Prielen ist etwas Vorsicht wegen der kräftigen Strömung angebracht, zumal man durch das trübe Wasser den Boden nicht sieht. Generell braucht es eine adäquate Vorbereitung (Gezeiten, Wetter, Zeitmanagement) und eine angemessene Ausrüstung (Karte, Kompass, Navi, sinnvolle Kleidung, Schuhe).

Zuletzt noch ein Hinweis - ich habe in Nessmersiel eine Schiffskarte für Wattwanderer gekauft, die dann aber auf die falsche Richtung (also Fähre zur Insel und Wanderung zurück) ausgestellt wurde. Vermutlich ein Problem mit der Automatensoftware. An der Fähre gab es freilich gar keine Probleme deshalb, aber da man die Fahrkarte auch einfach direkt vor der Fährabfahrt auf Baltrum kaufen kann, würde ich empfehlen, es lieber so zu machen.

Gehzeiten

Hafen / Parkplatz Nessmersiel - zum Watt: 10 min
Durchs Watt nach Baltrum: 2 h 10 min
Spaziergang auf Baltrum zum Hafen: 1 h 30 min

Fazit - ein ziemlich erholsamer Ausflug

Tourengänger: Bergmax


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