Puig de ses Cadiretes - kleiner Berg mit grandioser Aussicht


Publiziert von route66 , 22. Mai 2024 um 11:57.

Region: Welt » Spanien » Katalonien » Girona
Tour Datum:18 April 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 680 m
Abstieg: 680 m
Strecke:17,2 km

Das Massis de l’Ardenya oder Massis de Cadiretes ist eine ausgedehnte Hügelkette im Bereich der südlichen Costa Brava, zwischen Sant Feliu de Guíxols und Tossa de Mar, etwa 100km nordöstlich von Barcelona. Die bewaldeten Hügel fallen zum Meer hin steil ab. Die imposante Steilküste ist mit einer kleinen Küstenstraße erschlossen, die teils spektakuläre Ausblicke bietet und bei Rennradfahrern sehr beliebt ist. Aber auch das Innere des Massivs bietet sich für landschaftlich reizvolle Touren an, sei es zu Fuß oder per Mountainbike. Kulminationspunkt der Gruppe ist der Puig de ses Cadiretes mit 519m. Trotz seiner bescheidenen Gipfelhöhe bietet er eine grandiose Aussicht auf die südliche Costa Brava, Montseny mit Turo de l’Home und Les Agudes im Westen, und die Pyrenäen im Norden. Eine sehr empfehlenswerte Runde führt von Tossa de Mar über den Puig de ses Cadiretes südöstlich hinab zur Küste an der Cala Pola, von der ein Pfad entlang der Steilküste zurück nach Tossa de Mar geht.

Im Gegensatz zur Reko-Wanderung mit meiner Frau einige Tage zuvor (entsprechend der Beschreibung im Rother-Wanderführer mit Variante) laufe ich die Runde im Uhrzeigersinn, da ich die steile und sehr rutschige Sandpiste im oberen Drittel des Weges nicht bergab zurücklegen möchte. Außerdem habe ich so den Vorteil, mit dem Pfad entlang der Steilküste ein landschaftliches Highlight für den letzten Teil des Laufs aufzusparen. Ich starte am Hotel in Tossa de Mar bei typischem Aprilwetter direkt nach einem Regenschauer in der Hoffnung, bis zum nächsten Regenguss trocken durchzukommen (Spoiler: natürlich nicht). Zunächst geht es entlang des kanalisierten, aber mit Pflanzen teilweise renaturierten Bachlaufs Riera de Tossa zum Einlaufen angenehm flach los, erst auf einer kleinen Straße, dann auf einem Waldweg. Dieser teilt sich nach gut 1 km an einem Wegweiser: Nach rechts geht es steil aufwärts Richtung Coll de Sastre (den ich auf dem Rückweg passieren werde) und Ses Cadiretes, nach links am Bach entlang in die Terra Negra Region. Ich nehme aber den mittleren zunächst unbezeichneten, im Verlauf gelb markierten Weg, der an einem schön angelegten Picknickplatz und der direkt anschließenden Kläranlage von Tossa vorbeiführt - sicherlich ein besonderes Geruchserlebnis beim Picknicken. Dann vielstimmiges Hundegebell, denn hier befindet sich das lokale Tierheim. Direkt anschließend tauche ich den lichten Kiefernwald ein und es wird ruhig. Der Weg beschreibt eine S-Schleife nach links und zieht dann fast kontinuierlich aufwärts. Jetzt zeigt sich auch die Sonne, es wird angenehm warm. Zwischen den Bäumen sind gelegentlich Teile des Bergkamms Ses Cadiretes zu sehen, der Gipfel ist allerdings noch verdeckt. Um mich herum blühen Ginster, Lavendel und andere mediterrane Pflanzen, gelegentlich gaukeln Schmetterlinge durch die Luft. Leider kann ich wegen einer Erkältung den Lauf nicht so genießen wie erhofft, an den steilen Strecken muss ich mich ziemlich quälen. Immerhin weitet sich der Blick nach Westen und Norden zunehmend, was die Motivation fördert. Nach insgesamt 3 km erreiche ich den Südrand des Vall de Rocs, eines kleinen Canyons mit teilweise fast senkrechten Felswänden. Diese sieht man allerdings nur sporadisch vom Weg aus, da er sich oberhalb des eigentlichen Canyons in einer Rechtsschleife entlangzieht. Anschließend kommen die steilsten Passagen der Sandpiste, die sich allerdings aufgrund des kürzlichen Regens erstaunlich gut laufen lässt. Zeitweise kommt jetzt schon der Gipfel des Puig de ses Cadiretes in Sicht. Vorher erlebe ich allerdings noch eine Schreckminute - auf dem Weg über mir taucht plötzlich ein großer Hund auf. Zum Glück bleibt dieser erst einmal stehen und dreht sich zu seinem Begleiter um - zu meiner Überraschung ist dies aber ein weiterer großer Hund. Nun bin ich kein großer Freund von freilaufenden Hunden irgendwo in der Einsamkeit, diese beiden vom Regen durchnässten Exemplare wirken aber eher friedlich bis leicht ängstlich, der hintere wedelt sogar vorsichtig mit dem Schwanz. Ich behalte daher meinen Laufrhythmus bei und passiere beide mit gebührendem Abstand. Zum Glück sind sie bald hinter mir verschwunden - ein magerer und verschwitzer Läufer taugt wohl nicht als Hundefutter. Kurz darauf komme ich schon am kleinen Gipfelplateau an; hier zweigt recht unauffällig ein Pfad nach rechts (Westen) in den Wald ab, und nach insgesamt gut einer Stunde (bzw. 7,6km und 500 Höhenmetern) und wenigen Kraxelschritten sitze ich auf dem kleinen Betonplateau auf den Gipfelfelsen des Puig de ses Cadiretes. Die Aussicht ist wie auch beim letzten Mal grandios, auch wenn sich die Pyrenäen diesmal hinter Wolken verstecken. Trotz der intensiven Sonne weht ein sehr kühler Wind, und wieder einmal bin ich froh, meinen ultraleichten Windbreaker eingepackt zu haben. Nach einer Trinkpause, einem Riegel und einem Gel laufe ich zurück auf den Forstweg und auf diesem die nächsten Kilometer stetig bergab. Nach wenigen 100 m treffe ich auf den rot-weiß markierten GR 92 (Cami de Ronda), dessen 9. Etappe von Sant Feliu de Guíxols nach Tossa de Mar führt, den schönen Gipfel aber seltsamerweise auslässt. An einem eher bescheidenen Menhir und mehreren Dolmen vorbei laufe ich abwärts bis zur Ruine der Wallfahrtskapelle Ermita de Mare de Deu de Gracia (3 Genitive!), und weiter über den Coll de Sastre links (östlich) hinab zur Cala Pola. Die Sandpiste selbst läuft sich zwar etwas monoton, die Landschaft bleibt aber reizvoll und abwechslungsreich, mit ständig wechselnden Ausblicken auf die Küste. An der Cala Pola (13,8km) ist alles ruhig, Campingplatz und Cafeteria sind noch geschlossen. Ich mache eine kurze Pause auf einem Felsen mit schönem Blick über die ganze Bucht. Es wird immer trüber und windiger. Gerade als ich weiterlaufen will, fallen die ersten dicken Tropfen, so dass jetzt auch die Kapuze meines Windbreakers zum Einsatz kommt. Der Single Trail zur Cala Bona überwindet nur einen kleinen Hügel, danach geht es aber nochmal steil bergauf über den beeindruckenden Abbrüchen der wilden Küste nordöstlich von Tossa de Mar. Ich bin froh, dass wir hier beim letzten Mal bei bestem Wetter genügend Fotos gemacht haben, denn jetzt wäre nicht viel zu holen. Nach einer kurzen Passage entlang der kleinen Küstenstraße führen Betontreppen und mit Seilen (weitgehend unnötig) gesicherte Passagen steil hinab, dann geht es sanfter weiter abwärts bis in die Bucht von Tossa. Im mittlerweile strömenden Regen laufe ich die letzte Etappe entlang der Uferpromenade und durch den Ortskern zurück zum Hotel, wo ich nach gut 2 Stunden Laufzeit und 17,2km (jetzt auch wie ein nasser Hund) eintreffe.

Fazit: Sowohl als Trailrun als auch als Wanderung sehr zu empfehlende Runde an einem der schönsten Orte der Costa Brava, mit vielfältigen landschaftlichen Eindrücken von mediterraner Hügellandschaft bis wilder Steilküste. In den Sommermonaten sollte man die heißesten Stunden meiden, da der lichte Wald kaum Schatten gibt. Diverse Varianten sind möglich, z.B. könnte man entlang des Riera de Tossa über den Coll de Terra Negra und Can Cadiretes eine wesentlich längere Runde drehen, oder einen Abstecher am Creu (Kreuz) de Fusta vorbei zur Ermita de Sant Crau d’Ardenya machen (das bin ich als Einzelstrecke bei Sonnenaufgang gelaufen, auch sehr schön). Auch lässt sich die Runde am Coll de Sastre nach Tossa abkürzen, wenn man die Küstenstrecke auslassen will. Oder man läuft eine kurze Runde von Tossa entlang der Steilküste bis zur Cala Pola und über den Coll de Sastre zurück.
 

Tourengänger: route66


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