Allmändtobel Tägerwilen


Publiziert von konschtanz , 25. Februar 2024 um 08:36.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:24 Februar 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Zeitbedarf: 1:45
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kreisel am westlichen Ortsende von Tägerwilen, Ausfahrt Richtung Engwilen/Wäldi, ein kurzes Stück bergauf, dann links dem Schild Alti Sägi folgen. Es gibt Parkplätze - Velo wie Auto gleichermassen - bei der Alti Sägi.

Die Alti Sägi in Tägerwilen, die manchmal zu Schauzwecken noch betrieben wird,

https://alte-saege.ch/

zusammen mit den liebevoll gestalteten Weihern um das Stauwehr, kommt einem nicht unbedingt als erste Adresse für Entdeckungen in wilder Natur in den Sinn. Sie liegt direkt am Rand von Tägerwilen, das sich zu einem ausgreifenden Vorort von Kreuzlingen entwickelt, die Landwirtschaft steigt hier auch mit Feldern in die Hänge des Seerückens auf, und der vorhandene Parkplatz macht das Gebiet zu einem gut zugänglichen Ziel für Wandernde. Auch Mountainbiker nutzen das Gelände. Und trotzdem gibt es viel zu entdecken. Denn die meisten Wege verlaufen fernab des Allmändtobels, durch den der Bach fliesst, der schliesslich auch das Rad der Alten Säge antreibt.

Gerade unten am Start wird die westliche Seite des Bachs durch einen landwirtschaftlichen Betrieb eingenommen, der die dort verlaufenden Wege als privat gekennzeichnet hat.

Bleibt die östliche Seite.

Dort ist noch kurz ein Blick auf den Bach vergönnt, dann verschliesst Wald den Blick und den Zugang. Wald heisst am Seerücken gemeinhin, dass es steil wird, sonst wäre er schon längst gerodet. Die Sträucher und Ranken am Wegrand verwehren meist den Zugang zum Hang, jetzt aber ist es anders. Schneebruch und Holzschlag sowie Auslichtungen entlang des Unterlaufs erlauben jetzt einen relativ freien Zugang zum Ostufer des Baches. Man sieht schnell, dass der Bach hier stark verbaut ist und als Reservoir und Ableiter von Frischwasser für die Fischteiche am westlichen Ufer des Bachs dient. Über die Fischteiche sind Fäden und Drähte gezogen, wohl, damit sich Fischreiher und über den Sommer der Schwarzmilan nicht an den Forellen und Co. bedienen können.

An einer Stelle hat eine umgestürzte Buche – Schneebruch vom Anfang Dezember 2023?- mit ihrem Wurzelballen das Erdreich aufgerissen. Grauer Sand ist die Böschung herabgerieselt. Wenn er trocken ist, leuchtet er fast weiss. Es ist Glimmersand, dessen klare Plättchen in der Sonne glänzen, wenn sie scheint. Glimmersand ist in den Sandsteinfelsen am Überlinger See, in Konstanz bei der Ruppaner-Brauerei und eben am Seerücken zu finden, weiter südlich in der Schweiz gibt es nichts mehr. An dieser Stelle liegt der Glimmersand auf 460-470m.

Wenig oberhalb der Teiche wird der Allmendbach naturnaher. Hier eine unterspülte Böschung, dort ein kleiner Hangrutsch, überall die querliegenden Eschen, die gemütlich vor sich hin modern. Aber die Spuren des Menschen sind sichtbar. Da ein schwarzer Schlauch, kunstvoll in der Böschung versteckt, dort quergelegte Rundhölzer, von Kalk überzogen, so dass sie scheinbar eine natürliche Stufe im Bachbett bilden, selbst eine alte Befestigung der Böschung mit Flechtwerk hatte ich einmal gesehen, heute aber nicht wiederentdeckt.

Dieses Jahr hat die Blütezeit früh begonnen: ich finde zwei Hohe Schlüsselblumen, ein Bingelkraut, ein Buschwindröschen und eine Gruppe Geflecktes Lungenkraut, die allesamt blühen, und das am 24. Februar! Der Bärlauch hat schon ordentlich Blätter ausgetrieben, ebenso der Aronsstab, so dass ich einige Blätter rupfe. Vom ersteren nur.

Schliesslich erreiche ich den ersten Wasserfall, Sandstein über Mergel mit Kalktuff-Überzug. Ab hier wird es langsam dunkel, so dass ich links in der Böschung aufsteige und bald eine steile Felswand vor mir habe, die sicher zwanzig Meter abfällt. Es ist die Kante des Föhrenbühls, über den der Wanderweg verläuft. Am Fuss der Wand liegen Sandsteinbrocken, aber auch Findlinge.

Ich steige auf und erreiche schliesslich an einem versteckten Übergang den Zugang zu einer Höhle, die in den Fels – auch dieser Glimmersand bei 490-510m – gegraben wurde. Die Höhle wurde tief genug gegraben, dass eine ganze Familie darin lagern könnte. Südlich der Höhle führt ein Pfad an die Oberkante. Den Pfad sollte man besser von unten nach oben besteigen, hoch fällt man seltener als in die Gegenrichtung.

Oben spüre ich die ersten Regentropfen. Ein schöner Blick auf die Wolkenfäden und das Orange des Abendhimmels über dem Untersee mit der Inselreichenau und dem Pappeldamm in der Mitte. Das war bis jetzt nur der unterste Abschnitt des gar nicht so langen Tobels.


Tourengänger: konschtanz


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