Mount Gimie (950m) - Höchster Gipfel von St.Lucia


Publiziert von pame , 29. Dezember 2023 um 12:24.

Region: Welt » Saint Lucia
Tour Datum:20 Dezember 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: WL 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:s. Wegpunkte und GPS-Track, ca. 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Castries in ca. 1h nach Soufrière, dann in 15 min. nach Fond St.Jacques. Von hier auf sehr schlechter Straße - nur für Fahrzeuge mit ausreichend Bodenfreiheit und Fahrer mit entsprechender Erfahrung - über Migny bis zum Trailhead.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Guesthouses und Appartments in Soufrière.

Auf den Kleinen Antillen lassen sich eine Vielzahl von Bergwanderungen in tropischer Umgebung unternehmen, ohne sich den Gefahren und dem Aufwand anderer solcher Regionen auszusetzen. Eine der Antillen ist Saint Lucia, auch 'Helen of the West Indies' genannt. Ihr höchster Gipfel, Mount Gimie (950m), kann auf einem anstrengenden aber gut unterhaltenen Dschungelpfad bestiegen werden.

Ich habe zwei Tage vor meinem geplanten Tourentag den erstbesten Guide, den ich im Netz gefunden hatte, angerufen. Er hat mir auch gleich zugesagt und die Abholung in Soufrière für 6 Uhr morgens festgelegt. Perfekt! Der Mann weiß was Sache ist, denn je früher man auf dem Gipfel steht umso größer die Chance, dass man gute Aussicht hat.

Wie abgemacht fuhren wir also frühmorgens mit seinem kleinen Jeep über Fond St.Jacques und Migny, wo wir den eigentlichen Guide, einen jungen Einheimischen ausgestattet mit Machete und Gummistiefeln, abgeholt haben. Über eine extrem ruppige Straße, auf der es nur im Schneckentempo vorwärts ging, fuhren wir weiter bis zum Trailhead auf ca. 600m. Dort ging es dann gleich los, und der Guide hat ordentlich Tempo gemacht (vielleicht mangelt es mir aber auch einfach nur an Kondition).

Zuerst sind wir steil etwa 100 Hm in das Tal eines kleinen Baches abgestiegen. Stellenweise musste man die Hände zur Hilfe nehmen (T3, I). Dort haben wir den Bach gequert (knöcheltief), um nun im dunklen Wald und in munterem auf und ab zum Abzweig Mt.Gimie Summit Trail zu wandern. Ab hier geht's ohne Unterlass 400 Hm steil nach oben. Mein Stock war eher hinderlich, also habe ich ihn weggepackt, denn man braucht oft die Hände, um sich an Wurzeln und Baumstämmen festzuhalten. Dafür war der Weg relativ trocken. Möchte nicht wissen, wie es hier nach Regenfällen aussieht. 

Bis zum Gipfel gab es eigentlich nicht viel zu sehen, da der dichte Urwald jegliche Sicht versperrt. Ab etwa 800m Höhe verwandelt sich der Dschungel in einen nassen Bergnebelwald. Überall trieft und tropft es, und an den Bäumen hängen dichte Moosbüschel.

Schneller als erwartet sind wir dann auf dem Gipfel des Mt.Gimie (950m) angekommen, wo wir zuerst in den Wolken waren. Diese haben sich aber nach ein paar Minuten aufgelockert, sodass wir eine tolle Aussicht auf die Westküste und die nahegelegenen Pitons hatten - das Highlight des Tages.

Beim Abstieg, der auf der Aufstiegsroute genau so lange wie der Aufstieg dauerte, haben wir noch kurz an einem Wasserfall vorbeigeschaut.

Ein Negativpunkt war, dass wir - zurück am Trailhead - in Erfahrung bringen mussten, dass der ursprünglich beauftragte Fahrer uns hier nicht abholen würde. Anscheinend schafft sein Kleinbus die ruppige Bergstraße nicht. Also mussten wir noch 3.5 km auf dieser Straße bis ganz hinunter ins Tal nach Fond St.Jacques laufen. Nervig, aber zumindest konnte man so einen guten Eindruck vom ländlichen St.Lucia bekommen.

Fazit:

Eine tolle aber sehr anstrengende und einsame Tour durch den Dschungel. Wenn man Glück hat, ist die Aussicht vom Gipfel phänomenal.   


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Anmerkungen:

Aussprache: 'Mount Jimmy'

Beste Jahreszeit: In der Trockenzeit, also Dezember bis April.

Gefahren: Ein paar, steile Kletterstellen über glitschige Wurzeln, wo man durchaus verunfallen kann. Evtl. Schlangen (Lanzenotter).

Schuhwerk: Man wandert durch Schlamm und Sand, muss rutschige Wurzeln überklettern und einen Bach durchqueren. Außerdem ist es sehr warm. Was also anziehen? Ich habe mich für Trekkingsandalen ohne Strümpfe entschieden, was nicht optimal war. Trekkingsandalen haben mit Gore-Tex gemeinsam, dass sie für ihren eigentlichen Einsatzzweck unbrauchbar sind. Die Sohle hat zwar einen guten Grip auf dem Boden, nicht aber der Fuß in der Sandale. Außerdem sind Klettverschlüsse sehr anfällig für Verschmutzung. 

Andererseits wollte ich aber auch bei diesen tropischen Temperaturen keine Gummistiefel wie der Guide benutzen. Die beste Empfehlung sind wohl leichte Trekkingschuhe mit einer ordentlichen Sohle, die schnell trocknen, und die man einigermassen gut waschen kann. In Bergstiefeln wird man viel zu sehr schwitzen. 

Anreise: In meinem Fall etwas kompliziert mit Norse Atlantic unschlagbar günstig nach Barbados (BGI), dann mit einer lokalen Airline zum kleinen Nordflughafen von St.Lucia bei Castries (SLU). Direkte Langstreckenflüge aus Europa landen dagegen auf dem Südflughafen (UVF), sind aber wie jetzt zur Hochsaison sehr teuer. Dann mit Mietwagen oder Taxi nach Soufrière (ca. 45 min. bis 1.5h; US$100-125 pro Fahrt).

Sonstiges: Am besten Adapter für GB- und US-Steckdosen und ausreichend Bargeld, d.h. US-Dollar in kleinen Stückelungen (10, 20, 50er-Noten) mitnehmen. Kreditkarten werden nur in größeren Geschäften akzeptiert und funktionieren oft nicht.

Preise: Gesalzen! Wie auch auf Dominica muss man mit einem Faktor 1.5 gegenüber D rechnen, vor allem für die Dinge, die hauptsächlich von Touristen nachgefragt werden (Hotels, Taxis, etc.). Zum Vergleich: In einer kleinen, unscheinbaren Bar in Soufrière habe ich einen Kaffee für US$1 bekommen. Dasselbe im Chastanet-Resort - mit Blick aufs Meer - schlug hingegen mit knapp US$9 zu Buche. Lebensmittel in den Supermärkten sind OK, aber es gibt nur wenig Auswahl. Sammeltaxis sind unschlagbar günstig, m.E. aber nur für Transfers zw. größeren Orten zu gebrauchen.

Stützpunkt: Ganz klar! Soufrière! Alle anderen Orte sind zu weit weg oder nicht auf Touristen eingestellt. Die Straßen sind alle in schlechtem Zustand. Dadurch sind die Fahrtzeiten sehr lang. Die Straßen sind schlecht bis gar nicht beleuchtet. Niemals mit Mietwagen nachts fahren, es sei den man hat ein Nachtsichtgerät und/oder kennt jedes Schlagloch persönlich! Daran denken, dass es im Winter gegen 17:30 dunkel wird.

Guides: Nicht unbedingt notwendig, aber ratsam. Um es gleich vorweg zu sagen, ich habe es nicht geschafft, herauszufinden ob ein Guide rechtlich vorgeschrieben ist, d.h. ob man bestraft wird, wenn man den Weg ohne Guide benutzt. Das ist aber auch völlig egal, da die Polizei anderes zu tun hat, als selten begangene Waldpfade zu überwachen. Zumindest war der Weg nicht abgesperrt. Wer will kann es also auf eigenes Risiko versuchen. Der Weg ist klar sichtbar, wenn auch stellenweise etwas überwuchert. Ein GPS-Gerät sollte man mitnehmen. 

Ich habe mir allerdings einen Guide - zum stolzen Preis von US$225, incl. Abholung und Rückkehr von/nach Soufrière (ca. 40 min.) - genommen, da ich nicht genau wusste, wie der Zustand des Weges war. Im Zweifelsfall können die Locals mit Machete einfach viel effizienter eine Schneise ins Gebüsch schlagen als ich. Außerdem sprechen Sicherheitsgründe dafür, denn im Wald gab es kaum Mobilfunkempfang und eine professionelle Bergrettung gibt es sowieso nicht. Man bedenke auch, dass der Weg nur selten begangen wird, und irgendjemand ihn ja freihalten muss. 

Ob der hohe Preis angemessen ist, bleibt allerdings fraglich. Wenn ein Guide, der sicherlich keine den alpinen Bergführern entsprechende Ausbildung hat, in 2-3 Tagen mehr verdient als ein Arzt oder Lehrer in einem ganzen Monat, dann bezweifle ich, ob man der lokalen Wirtschaft damit einen so großen Gefallen tut.

Tourengänger: pame


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Kommentare (2)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 29. Dezember 2023 um 15:25
Wow, coole Sache! Gratuliere dir zu einem weiteren Landeshöhepunkt. So gerne hätte ich 2019 die Tour gemacht, aber ich war auf St.Lucia wegen einer Infektion ans Bett gefesselt. In Soufrière von meinem Appartment war die Tour 100Hm hinunter in die Stadt und zurück schon eine T6-Tour :-( ... jetzt bin ich auch gerade an der Vorbereitung dem Winter zu entfliehen, diesmal wie finzwischen bei mir fast üblich in 2 Länder ohne HIKR-Berichte :-)

pame hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Dezember 2023 um 17:11
Ja, kann ich mir gut vorstellen, wie enttäuscht du damals gewesen sein musst. So richtig fit war ich eigentlich auch nicht. Die Hitze, mangelnde Kondition und das schlechte Schuhwerk haben mir ziemlich zu schaffen gemacht. Ich glaube, ohne den Guide als 'Antrieb' hätte ich unterwegs aufgegeben.

Wie auch immer, ich bin noch in der Region und plane noch 1 oder 2 deiner Touren nachzuwandern :-).

Bin schon gespannt auf deine neuen Touren.


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