Dlouhá stoka (Flossgraben) - Mit allen Wassern (Zinn) gewaschen


Publiziert von lainari , 24. Oktober 2023 um 22:09.

Region: Welt » Tschechien » Slavkovský les
Tour Datum:23 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 325 m
Abstieg: 325 m
Strecke:27 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Kladská
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 2 Slavkovský les

Bergmännische Wasserbauwerke Va
 
Auch die Region Slavkovský les (Kaiserwald) ist ein altes Bergbaugebiet. Die geschichtlichen Anfänge sind noch nicht genau belegbar. Im 16. Jahrhundert war man aber bereits Weltmarktführer in der Zinnproduktion, die Kaiserwälder Hüttenwerke lieferten dabei jährlich 400-500 t Zinn. Zur Gewinnung und Verarbeitung waren hohe Aufwände erforderlich, die man insbesondere in den hochliegenden Bergbauorten Schönfeld (Krásno), Schlaggenwald (Horní Slavkov) und Lauterbach Stadt (Město Litrbachy/Čistá) nicht mehr mit dem lokalen Wasserangebot decken konnte. Deshalb begann der Markscheider Rossmeisl 1530 mit der Vermessung eines 24 km langen Wassergrabens, der weiter entfernte Bäche und Moorwasser auf dem Kammverlauf sammeln und zuleiten sollte. Die Bauausführung erfolgte zwischen 1531-1536. Ab 1547 wurde dann auf dem Kanal auch Holz geflößt. Das dadurch entstandene Bauwerk nennt sich Dlouhá stoka (Flossgraben). Der Graben nimmt diverse Zuflüsse auf und weist in unregelmäßigen Abständen Fluter auf. Früher konnte man damit den Wasserstand manuell regulieren. Heute dienen diese nur noch als feste Hochwasserableitung. Der Graben wurde bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Wasserzufuhr für den Bergbau genutzt, die Flößerei endete früher.
 
Da die Länge des Grabens eine Gesamtbegehung erschwert, habe ich meine Erkundung in zwei Etappen geplant. Die erste kommt heute zur Ausführung. Am Morgen begebe ich mich nach Kladská (Glatzen) und bin neben einem Forstfahrzeug der erste auswärtige Besucher auf dem Parkplatz. Die Kleinsiedlung ist eine Spätgründung. 1873 ließ Otto Friedrich von Schönburg-Waldenburg hier ein Jagdschloss im Schweizerhausstil errichten. 1878 erfolgte eine Ergänzung durch weitere Häuser der gleichen Bauart. Die nahe Wiese ist eine Kaltluftsenke über der sich Nebel sammelt. Da ich kurz nach dem Sonnenaufgang hier bin, ergeben sich schöne Lichtstimmungen. Ich gehe zum großen Kladský rybník (Neu Teich/Gross Teich), der heute den Fassungspunkt des Grabens bildet. Früher soll er sich noch etwas weiter oberhalb an einem Waldteich befunden haben. Ich überquere danach den Damm zwischen den beiden Bahňák-Teichen und passiere den unteren, Dolní Bahňák/Bahenní II. Der Name der Teiche müsste sich vom tschechischen Wort für „sumpfig“ ableiten. Links von mir befindet sich fortan die Dlouhá stoka. Rechts des Grabens ist ein durchgehender, nicht markierter und unterhaltener Pfad vorhanden. Der Pfad ist bisweilen bucklig und wurzelig und hat Abschnitte mit hohem Gras und Fichtenjungwuchs. Gamaschen hätten wahrscheinlich gute Dienste leisten können. Kurz nach dem Start auf dem Pfad treffe ich auf zwei kapitale Rothirsche. Wenig später kommt rechts die Markierung des Naturschutzgebietes NPR Kladské rašeliny (Glatzener Moor) an den Graben heran. Die Markierung ist jedoch an der Außenseite des Grabenwalls angebracht, so dass man legal weiterlaufen kann. Die Hochgrasabschnitte haben Hosenbeine und Schuhe mittlerweile arg durchnässt und das Laufen auf dem unebenen Untergrund ist mühsam, so dass mich freue, nun den geplanten Trennungspunkt meiner Erkundung an der zweiten Straßenquerung zu erreichen. Auf meinen heutigen 11 Grabenkilometern habe ich lediglich 34 m Höhe verloren. Es ist erstaunlich, wie präzise man damals gearbeitet hat, als es noch nicht einmal eine flächendeckende Kartographierung gab.
 
Zunächst gehe ich nun auf die Anhöhe U Tří Křížů (Bei den drei Kreuzen) hinauf. Die Zuwegung ab der Straße wird wegen einer Naturschutzzone in einem rechten Drahtverhau geführt. Meine Pause verlege ich daher auf einen schönen Beobachtungspunkt auf der anderen Seite der Straße, der über einen Holzsteg erreicht wird. Dann wandere ich nach einer grünen Markierung an der Straße hinunter nach Prameny (Sangerberg). Der einst prosperierende Ort ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Nach der Vertreibung der Deutschböhmer richtete man im Kaiserwald einen Truppenübungsplatz ein. Weil man aber kurz darauf auch Uran gefunden hat, stellte man die militärische Nutzung zugunsten eines neuen Bergbaubooms bald ein. Beides vernichtete dennoch eine Menge historischer Bausubstanz. Am Ortsende gehe ich auf einem blau markierten Wanderweg über einen alten Kreuzweg zur Ruine zříc. kaple Panny Marie. Danach wende ich mich in die Gegenrichtung und laufe über den blauen WW zum Berg Vlčí kámen. Der bewaldete Berg hat einen TP. Am Südabstieg gibt es einige schöne bemooste Felsformationen, die aber nicht weiter erkundet werden können, da wegen einem Naturschutzgebiet Wegegebot herrscht. Nach einem Wechsel auf eine rote Markierung passiere ich die Reste der Wallburg Tvrziště Kaiserruhe/Nimrodské tvrziště. Archäologische Ausgrabungen belegen eine Erbauung Ende des 13. Jahrhunderts. Das kreisrunde Objekt mit Wall, Wassergaben und Burghügel hatte Holzaufbauten und diente eventuell als Zollhaus und Rastplatz für das reisende königliche Gefolge. Unterwegs wechsele ich auf eine gelbe Markierung und passiere die Lichtung myslivna Králův Kámen (Forsthaus Königstein). Von hier geht es grün markiert am Straßenrand zurück nach Kladská, wo eine lange, interessante Tour endet.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 45 min. Die Strecke ist etwa zur Hälfte mit T1 zu bewerten. Der Abschnitt am Rand der Dlouhá Stoka und diverse weitere kurze Passagen haben die Schwierigkeit T2. Die Tour ist teilweise nicht als Wanderweg markiert.

Tourengänger: lainari


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