Ramstein und die drei Jungfrauen

Um einer Entführung in der Nähe Ramsteins zu entgehen, flohen die drei Töchter Dagoberts auf einem Esel. Sie kamen an die Kyll, und die Häscher immer näher. Mit göttlicher Hilfe nahm der Esel Mut und Kräfte zusammen, und sprang an einer Klippe über den Fluss. Die Maiden waren gerettet und ihnen und dem Esel wurde ein Denkmal errichtet. Ramstein verfiel. 

So oder ähnlich geht die Geschichte. Assoziationen zum Tagesgeschehen sind jedem selber überlassen.

Der Kyll Radweg, flussaufwärts betrachtet, passiert erst die verfallene Burg Ramstein, die noch immer recht gruselig daherkommt. 15 Kilometer weiter erwartet Auw an der Kyll den Radler, sofern er sich nicht wegen fehlender Brücken und zweifelhafter Beschilderung der nötigen Umleitungen verfahren hat. In der Kirche Mariä Himmelfahrt befinden sich, links neben dem Altar, die drei Jungfrauen auf ihrem mutigen Esel. 

Das Kylltal war aber Schauplatz von noch mehr schaurigen Ereignissen. Der Pfalzgraf Siegfried ehelichte Genoveva. Als er einstmals mit Krieg beschäftigt war, bezichtigte der Haushofmeister Golo nach der Rückkehr des Grafen dessen Frau der Untreue. Sie wurde mit ihrem Sohn verstoßen und flüchtete mit ihrem Kind in eine Höhle des Ardennenwaldes, wo sie von den Früchten des Waldes lebte und eine Hirschkuh ihnen Milch spendete. Nach Jahren fand der Pfalzgraf seine Frau und seinen Sohn wieder. Freudig und reuevoll nahm er sie wieder auf. Der böse Golo erhielt seine wohlverdiente Strafe.

Um unsere Route von Trier nach Bitburg etwas interessanter zu gestalten, bauten wir einen Abstecher zur Genoveva Höhle mit ein. Mit einem Mountain-bike ist das gut machbar, teilweise auf Singletrails, bis 10 Meter vor die Höhle. 

Es handelt sich um eine große muschelförmige Höhle, die früher nur über Leitern erreichbar war. Vor hundert Jahren hat der Alpenverein Stufen in den Sandstein gehauen, sodass auch wenig sportliche Besucher original Genoveva Gefühle erleben können.

Ein lohnenswerter Besuch. Für schöne Fotos sollte man ein Weitwinkelobjektiv haben; und wegen der sonst unerwünschten Schlagschattenbildung am besten bei bedecktem Himmel kommen. Beides traf auf uns nicht zu. Ohne MTB hält man sich lieber an den beschilderten Kyll Radweg. 

Am Morgen waren wir aus Trier abgefahren, erst die Mosel entlang bis zum Hafen bei zwischen Pfalzel und Ehrang. Dem Hafen können nur Technik-begeisterte Menschen etwas abgewinnen. Dort, an der Kyll-Mündung beginnt logischerweise der Kyll Radweg, der sofort den Radler wieder versöhnt. 

Außer der Burg Ramstein und Auw bietet das Kylltal wenig Abwechslung, ist aber gleichbleibend still und angenehm zu fahren. Zwischen Trier und Bitburg bietet sich eigentlich nur das Restaurant "Altes Pfarrhaus" in Auw an; allerdings sollte man die Öffnungszeiten vorher googeln.

Nach Bitburg geht es aus dem Kylltal geschwungen und steil hoch. Da kann man nochmal die letzten Kräfte mobilisieren, in der Gewissheit dass dort frisches Bier zu haben ist.

Hier geht es zur Tour von Bitburg nach Trier, durch das Nimstal.